Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Finanzminister gerissen haben, und dann gibt es so
genannte gute Tariferhöhungen, die sich aus betriebswirtschaftlichen
Notwendigkeiten ableiten.
Herr Kollege Rieder! Wann
immer der Begriff "Betriebswirtschaft" fällt, werde ich hellhörig,
weil ich selbst für betriebswirtschaftliche Argumente ein sehr, sehr großes
Sensorium habe. Aber wenn Sie das Wort "Betriebswirtschaft" gerade im
Zusammenhang mit den bevorstehenden Tariferhöhungen bei den WIENER LINIEN im
Mund führen und gleichzeitig aber eines der wesentlichsten
betriebswirtschaftlichen Argumente zur Kostensenkung radikal in Abrede stellen,
nämlich Wettbewerb, dann muss ich eigentlich sagen, dass Sie das Argument der
Betriebswirtschaft nicht ernst nehmen. Dann bleiben Sie bei Ihren ideologischen
Fixierungen und wollen de facto nur ankündigen, dass es in Zukunft eben
Tariferhöhungen geben wird, weil auch das Wiener Budget ebenso wie das
Bundesbudget - ich mache keinen Hehl daraus, dass das Wiener Budget in einer
wesentlich besseren Verfassung ist, als es das Bundesbudget gewesen ist -
unbeschränkte Möglichkeiten des Löcherstopfens einfach nicht mehr beinhaltet.
Aber erklären Sie uns von der Volkspartei bitte nicht, dass Sie der große
Betriebswirt hier in diesem Raum sind, während auf der Bundesebene ganz andere
Kriterien für die Budgetsanierung eine Rolle spielen. Sie wissen, wie man das
Budget in Wien entsprechend saniert. (Berichterstatter
VBgm Dr Sepp Rieder: Ist die Ambulanzgebühr ein Beispiel dafür?) Die
Ambulanzgebühr war vom Kollegen Edlinger selber vorgeschlagen worden. Herr
Kollege Rieder, da haben Sie sich jetzt ein Eigentor geschossen. Kollege
Edlinger war ein glühender Advokat der Ambulanzgebühr. (Bgm Dr Michael Häupl: Nicht wirklich! Das war der Herr Molterer,
bitte! Denn die Gespräche haben die zwei geführt! Die haben sich das
ausgemacht!) Ich sage ja nicht, dass wir immer nur sozialistische Budgets
abkupfern, Herr Bürgermeister (Bgm Dr
Michael Häupl: Sie sind 13 Jahre in der Regierung gesessen!), aber im
Fall der Finanzgebühr war das eine originäre Idee der SPÖ. (Beifall bei der ÖVP. - GR Franz Ekkamp - eine Grafik in die Höhe
haltend -: Da schauen Sie, Herr Kollege Görg!)
Aber bleiben wir gleich bei
dem Bereich Gesundheit. Wir haben uns, während wir an dieser Regierung
beteiligt waren, immer bemüht, quasi einer ideologischen Fixierung der SPÖ den
Kampf anzusagen, nämlich der Fixierung, dass öffentlichen Einrichtungen
prinzipiell vor privaten Einrichtungen der Vorzug zu geben ist. So haben wir in
der vergangenen Legislaturperiode sehr erfolgreich, auch wenn es mühsam gewesen
ist, dafür gesorgt, dass nicht nur die städtischen Gesundheitseinrichtungen,
wenn es um Förderaktionen geht, bevorzugt werden, sondern dass es quasi eine
Gleichheit gibt zwischen den städtischen Gesundheitseinrichtungen und den
Einrichtungen des niedergelassenen Arztes.
Kaum ist die SPÖ wieder im
Besitz der absoluten Mehrheit, kommt das Kommando "Retour!" Wir
werden in den nächsten Tagen die Möglichkeit haben, hier über eine Impfaktion
zu sprechen, wo Sie in altsozialistischer Manier die Förderungen wiederum nur
den städtischen Einrichtungen zugute kommen lassen wollen und die Ärzte müssen
durch die Finger schauen. Da geht es mir nicht so sehr darum, den Ärzten einen
Zusatzverdienst zukommen zu lassen - obwohl das auch nicht schlecht ist -, aber
es geht mir und uns vor allem darum, dass mit Ihrer Politik viele Menschen, die
eigentlich geimpft werden wollen, keine Möglichkeit haben, diese Impfung zu bekommen,
weil sie eben den Weg zu den städtischen Gesundheitsämtern nicht finden. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Ich habe im Bereich des Positiven erwähnt, dass im Kulturressort
unter der Leitung des Peter Marboe ein Prinzip verwirklicht worden ist in
dieser Stadt, nämlich das Prinzip: Mehr Kultur in die Politik und weniger
Politik in die Kultur! Auch da hat es sofort einen totalen Wechsel gegeben.
Kaum übernimmt ein sozialdemokratischer Stadtrat die Funktion des
Kulturstadtrats, was macht er als Erstes? - Er ruft die Wiener Künstler auf,
Widerstandsnest gegen die Bundesregierung zu werden. Meine Damen und Herren von
der SPÖ! Das ist ein klarer Missbrauch des Amtes.
Jetzt weiß ich
schon, Sie versuchen in den letzten Wochen, mich plötzlich als völligen
Wendehals darzustellen, der ursprünglich gegen diese Koalition mit der FPÖ
gewesen ist, jetzt aber ein ganz besonderer Befürworter dieser Koalition wäre.
Das ist überhaupt nicht der Fall. Trotzdem ist es völlig ungehörig, dass die
Wiener Kulturpolitik dazu verwendet wird, ganz massiv Widerstand gegenüber der
Bundesregierung zu leisten. Das war nie Aufgabe einer Kulturpolitik, das ist
nicht Aufgabe einer Kulturpolitik und das kann auch in Zukunft nicht Aufgabe
einer Wiener Kulturpolitik sein. (Beifall
bei der ÖVP.)
Meine Damen
und Herren! Lassen Sie mich zum Schluss kommen. Die Legislaturperiode ist noch
lange nicht zu Ende, aber das, was wir in den ersten Wochen dieser
Legislaturperiode gesehen haben, bringt uns zu dem Schluss, dass erstens der Begriff
"Demut" das Unwort des Jahres werden wird. Zum Zweiten bringt es uns
zu dem Schluss, dass die Sozialdemokratie mit aller Arroganz, zu der sie fähig
ist, wiederum Politik nach dem Motto "Mir san mir!" in dieser Stadt
machen wird und dass sie wiederum altsozialistischen Traditionen das Wort
redet.
Das kann kein
guter Kurs für diese Stadt werden und ich kann Sie nur dringend auffordern,
auch mit Ihrer absoluten Mehrheit zu dem Erfolgskurs der vergangenen
Stadtregierung zurückzukehren. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
nächster Redner ist Herr GR Mag Kabas zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Mag Hilmar Kabas (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
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