Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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gewacht: Schönen guten Nachmittag! Kollege Pfeiffer wird
sich sicherlich auch sehr hilfreich und tiefsinnig diesem Thema widmen. (GR
Gerhard Pfeiffer: Bei Ihnen wäre ich eingeschlafen! Aber bei so vielen
Künstlern ... ! Die Organisation hat sich "geoutet"!)
Danach wurde von Ausschuss zu Ausschuss - auch daran
sollte man heute erinnern - hinausgezögert. Da fragt man sich: Wie soll man auf
diese Weise eine wirtschaftliche Tätigkeit ausüben? - Dass dann nebenbei auch
noch Morak - unter dem Motto: aber jetzt schauen wir es uns an! -
Wirtschaftsprüfungen und entsprechende Knebelungen versucht hat, bringt es nur
auf die Spitze.
Insofern muss ich jetzt auch in Richtung
Sozialdemokratie klarstellen: Was wir heute sehr, sehr spät, aber nicht zu spät
beschließen, sind Versprechungen, und sie decken Leistungen ab, die das Jahr
2000 betreffen. Ich habe diese "Visionen 2010" deswegen da, weil wir
uns sehr intensiv darüber auseinander setzen müssen, welche Rolle heuer und im
nächsten Jahr Public Netbase im Bereich des Aufbaues der Netzkultur spielen
soll und welche anderen Institutionen wir hier einbinden, unterstützen und
fördern - finanziell fördern, aber auch anders fördern - sollten. Eine
Förderung ist nicht ausschließlich eine Frage der finanziellen Zuwendung,
sondern auch eine Frage der, sage ich einmal, politischen Empathie, etwas
wahrzunehmen, Foren zu bieten und Raum für Diskussionen zu geben.
Damit beginnt es also erst, mit diesen
6 Millionen S, die notwendig sind - der Grund für die Verzögerung
liegt insbesondere bei der ÖVP -, damit ist einmal eine gewisse Basis für das
Jahr 2000 geschaffen. Es stellt sich sehr wohl die Frage - wenn Herr Kollege
Strobl sprechen wird, würde es mich auch interessieren, wie der Bund zu dieser
international renommierten Institution steht -, dass es noch immer ausständige
Förderungen und Förderzusagen gibt und wie damit umgegangen wird, um auch
international in einem wachsenden, wichtigen Bereich eine gewisse Rolle zu
spielen und nicht vollkommen in die Provinz abzusinken.
Gott sei Dank gibt es Institutionen, die trotz einer
derartigen Bundesregierung Netzkultur, Offenheit und Demokratie vorantreiben.
Deswegen bin ich froh darüber, dass wir heute diese 6 Millionen S
beschließen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
nächster Redner ist Herr GR Walter Strobl zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und
Herren!
Dass mein Vorredner sich hier ganz besonders und mit
Verve ins Zeug geworfen hat, ist verständlich - nicht nur, weil es sich seiner
Meinung nach um berechtigte Formen und Organisations-Plattformen der Kritik an
der Bundesregierung handelt, sondern weil es offenbar auch familiäre
Verquickungen hin zu den Grün-Alternativen gibt. Also, was soll man hier
anderes erwarten! Ich habe hier auch keine tief geistige Auseinandersetzung mit
Inhalten erwartet, Herr Kollege Chorherr.
Die Frage, die sich nun tatsächlich stellt, ist
Folgende - und das ist eine Tragödie für sich, meine Damen und Herren! Wenn
heute hier mit Stimmen der SPÖ und, so nehme ich an, auch mit Stimmen der
GRÜNEN diese Subvention abgesegnet wird, dann kommt es eigentlich zu einer Perversion
jener Vision und jener bereits über zwei, drei Jahre praktizierten Form, die
auch der ehemalige StR Dr Marboe praktiziert hat, nämlich im Hinblick darauf:
Weniger Politik in der Kultur und mehr Kultur in die Politik!
Diese Formel wird heute mit dieser Abstimmung zu
Grabe getragen, meine Damen und Herren! Das ist die Tragödie in diesem
Zusammenhang und ich werde es Ihnen auch ein bisschen zeigen. (GR Godwin
Schuster: Wer hat denn die Politik hineingebracht? Ihr habt ... ! Das war die
Politik in der Kultur!)
Was wir heute im Sozialressort beschließen - und das
ist die Tragödie, die der Kollege Chorherr gar nicht begriffen hat -, ist ja
ein Kulturprojekt und sollte daher bestenfalls im Kulturressort beschlossen oder
diskutiert werden. Aber nein - man muss sich das überlegen! -, im Sozialressort
beschließen wir jetzt etwas, das eigentlich nur noch der Ausdruck der
Verirrungen und Verwirrungen politischer Gestaltung ist. Das ist offenbar der
Beginn einer neuen Ära: ein Schritt zurück in das dunkelrote Wien, kann ich da
nur sagen.
Meine Damen und Herren! Dies sind von der SPÖ
auferlegte Grundprinzipien - und ich glaube, ich täusche mich nicht darin, dass
auch die GRÜNEN damals diesen Grundprinzipien zugestimmt haben -, nämlich dass
es Dreijahresverträge im Kulturbereich gibt. Public Netbase gehört auch dazu,
sie haben einen solchen Vertrag und zu diesem Vertrag ist jeder gestanden. Das
hat überhaupt nichts damit zu tun - darüber kann man sich ärgern, darüber kann
man sich aufregen -, dass das eine kritische Plattform ist. Darum geht es in
dem Fall überhaupt nicht, sondern es geht um ein Grundprinzip.
Die Finanzverwaltung hat zu allen Kulturprojekten,
für die Dreijahresverträge Gültigkeit haben, gesagt: Es gibt dann aber keine
zusätzlichen Subventionen. - Aber heute beschließen wir rückwirkend sozusagen
etwas, das in der Landesregierung schon abgesegnet ist: 6 Millionen S
zusätzlich für ein Projekt, das bereits in einem Dreijahresvertrag mit je
1 Million S gefördert wird (GR Mag Christoph Chorherr: Was ist mit
dem Bund?) - zusätzlich, ja.
Noch einmal: Das ist das zweite Prinzip, Kollege Chorherr. (GR
Mag Christoph Chorherr: Nicht "noch einmal", einmal!) Das zweite
Grundprinzip, das hier vom Bürgermeister vor etwa einem Jahr verkündet wurde,
hat gelautet: Überall dort, wo der Bund auf Grund seiner Sparmaßnahmen
eingreift - also im Hinblick darauf, dass irgendein Projekt in Wien sozusagen
nicht mehr funktioniert -, wird es keine Kompensations-
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