Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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für ein Biotop ist, und die viel mehr erreicht hat, als sehr viele
Druckerzeugnisse. Alles das schafft Voraussetzung dafür, dass Kameraleute und
Regisseure sich in der Praxis etwas bewähren können. Hier erwarte ich mir auch,
dass mehr passiert.
Ein letzter Bereich: Mich hat eine Antrittsrede sehr beeindruckt. Ich
glaube, das war vor zwei Jahren bei der "Viennale", da hat der
Präsident der "Viennale" gesagt, wenn er gefragt wird, was die drei
wichtigsten Dinge bei einem Film sind, so sind das: 1. Drehbuch.
2. Drehbuch. 3. Drehbuch. (GR
Dr Peter Marboe: Der Billy Wilder hat das gesagt!) Das war der Billy
Wilder, der das bei einem Interview gesagt hat. (GR Dr Peter Marboe: Pleskow hat Billy Wilder zitiert!) So war das.
Danke! Pleskow hat Billy Wilder zitiert.
Jetzt haben wir heute in der Annahmeerklärung 350 000 S fürs
Drehbuchforum. Warum gehen wir nicht her - das meine ich jetzt wirklich als
konkreten Vorschlag, ohne im nächsten halben Jahr zu diskutieren - und machen
wirklich eine Kraftanstrengung und sagen, wir schaffen im Bereich
Drehbuch-Ausbildung eine Stätte, die auf europäischem Niveau wirklich versucht,
hier ein Spieler zu werden mit dem ORF, mit den Instrumenten der Stadt Wien,
mit der Filmakademie, wie auch immer, um das ein bisserl in die Höhe zu heben?
- Hier kann man, meine Damen und Herren, mit verhältnismäßig wenig Geld
wirklich europäische Aufmerksamkeit erzielen und Qualität schaffen. Dass es
diese Qualität gibt, hat der Film von Michael Haneke gezeigt. Das war auch kein
Ausreißer. Ich erinnere auch an Nordrand und die Barbara Alberti, die für die
Voraussetzungen, die es in Österreich gibt, die bescheiden sind, viel erreicht
hatten. Was würde erst passieren, wenn wirklich massiv die Voraussetzungen
stimmen würden, denn man soll sich nicht ausruhen! Wir wissen auch, was für
eine Maschine die Filmindustrie in Deutschland bereits geworden ist. Was es
dort an Umsätzen gibt, das ist gewaltig. Und trotzdem hat sie dieses Jahr in
Cannes, wenn ich jetzt richtig informiert bin, eine relativ bescheidene Rolle
gespielt.
In Österreich gibt es die Voraussetzungen. Geben wir dem ein bisschen einen
Rahmen und wir könnten auf einer höheren Etage spielen, als wirtschaftspolitisches
Argument, als kulturpolitisches Argument. Wir sind bereit für Gespräche und
hoffen, dass der österreichische Film, trotz widriger Umstände, auch in den
nächsten Monaten und Jahren ein bessere Chance erhält! - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Danke, Herr Klubobmann. - Zum Wort gemeldet ist Herr Kollege Salcher. Ich
erteile es ihm.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bin immer gerne bereit, Vorschläge aufzugreifen, das weißt du ja. Wenn
du dir um Fidel Castros historische Stellung in der Welt große Sorgen machst,
so verstehe ich das. Ich finde die Idee gut und dass ein Land davon profitieren
kann, das stimmt.
Ich sage jetzt ein Beispiel: "Crocodile Dundee". Der erste Teil
hat in Australien nachweislich einen massiven Tourismusboom ausgelöst und
"Das Piano" in Neuseeland. Das hat viel für sich. Wir leben in einer
elektronischen Welt, wo Bilder für ein Land sehr, sehr viel tun können. Ich
finde es auch nach wie vor peinlich, dass der erfolgreichste und beste Film
über Mozart "Amadeus" bekanntlich nicht in Wien und nicht von einem
österreichischen Regisseur, sondern in Ungarn produziert wurde.
Aber wenn du sagst, das ist die Chance, um Geschichtsbilder wieder ins
Reine zu bringen, dann darf ich mir erlauben, hier gleich einen Vorschlag für
interessierte Produzenten zu machen. Wir haben gerade in Österreich derzeit ein
Thema, was unsere jüngste Vergangenheit betrifft, wo eine Kampagne im wahrsten
Sinne des Wortes in sich zusammengebrochen ist. Ich könnte mir durchaus eine
österreichische Filmproduktion vorstellen nach dem Motto: "Waldheim - eine
Kampagne bricht zusammen oder eine Verschwörung", weil jetzt sogar
amerikanische Historiker nachgewiesen haben, wie die ganze Sache wirklich gewesen
ist. Ich würde mich dann sehr freuen, hier mit Unterstützung der GRÜNEN, wenn
sich ein Filmproduzent finden würde, die historische Wahrheit zu diesem für
Österreich so wichtigen zeitgeschichtlichen Thema auch filmisch zu produzieren
und um die ganze Welt zu senden. Du siehst, ich bin für neue Vorschläge
durchaus offen! (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bin jetzt fair genug zu sagen, dass ein grüner Politiker das, was du am
österreichischen Film und auch an der Bundessituation kritisiert hast, zu Recht
tun kann. Ich glaube, da ist wirklich vieles im Argen gelegen. Ich sage, es
wäre nur noch fairer gewesen, und jetzt richte ich mich an den neuen Herrn
Stadtrat und erlaube mir, das zu tun, weil Sie das ja in Ihrer Antrittsrede
kurz auf den Film repliziert haben und auf die Bundessituation des Films.
Eines möchte ich nur in aller Deutlichkeit sagen: Zum Staatssekretär Morak
kann man stehen wie man will. Sie kennen unseren Standpunkt, ich will es nicht
länger hinauszögern, dass er hier natürlich Kürzungen vollziehen musste, die
die Bundesregierung in allen Bereichen gemacht hat. Aber eines können Sie glaubhaft
hier im Wiener Gemeinderat und in der österreichischen Öffentlichkeit nicht
sagen: Dass es diesen Zustand des österreichischen Films auf Bundesebene, in
dem er sich befindet und den Chorherr zu Recht kritisiert hat, erst seit stark
einem Jahr gibt. Das können Sie ernsthaft niemandem erklären, denn wer waren
denn die Verantwortlichen, die teilweise mit absoluter Mehrheit, teilweise mit
klaren Mehrheiten jahrelang Verantwortung für den Zustand des österreichischen
Films auf Bundesebene getragen haben? War das der Herr Morak jetzt mit dem
einen starken Jahr, das er im Amt ist oder waren das nicht vielmehr die Herren
Scholten, der Kunstkanzler Klima und der Finanzminister Staribacher, der ein
unterschriftsreifes Gesetz, das sein Vorgänger ausgearbeitet hat - auch
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