Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 37 von 65
um diese absolute Mehrheit von Anfang an vielleicht doch mit
Behutsamkeit und mit hoher Verantwortung zu handhaben.
Sie haben in der Wahlnacht gesagt, Sie werden dieses
Wahlergebnis mit entsprechender Demut handhaben, und ich glaube, wenn Sie
diesen Begriff tatsächlich umsetzen, dann kann das nur zum Besten der Stadt
sein. Es wird selbstverständlich an der Partei, also an Ihnen, liegen, wie das
Klima und die Politik in diesem Haus und in dieser Stadt in den kommenden fünf
Jahren gestaltet werden wird. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir, bevor ich dem nächsten Redner
das Wort erteile, ganz kurz eine persönliche Bemerkung: Ich darf mich auch, so
wie meine Kollegen, für Ihr mehrheitliches Vertrauen bedanken und ich
verspreche natürlich eine unparteiische Vorsitzführung im Sinne der Geschäftsordnung.
Zum
Wort gemeldet ist der neue Klubobmann der Sozialdemokraten, Herr GR Christian Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin ursprünglich eigentlich davon ausgegangen,
dass es, wenn sich 100 Gemeinderäte nach einer Wahl hier im Sitzungssaal
des Wiener Landtags und Gemeinderats versammeln und zu einer Erklärung des
Wiener Bürgermeisters debattieren, eine sehr intensive Debatte über die
Zukunftsvorhaben, die seitens des Bürgermeisters für die nächsten fünf Jahr
hier präsentiert wurden, geben wird. Nachdem ich mir jedoch den Debattenbeitrag
des ehemaligen Zukunftsstadtrats angehört habe und feststellen musste, dass der
einzige darin enthaltene Zukunftsbeitrag eigentlich die Auseinandersetzung mit
dem 1. Mai war, muss ich sagen, dass mich das eigentlich enttäuscht. Ich
denke, es sind hier heute eine Vielzahl von Vorschlägen und von Maßnahmen zur
Diskussion gestellt worden, die es sicherlich wert sind, einer eingehenderen Betrachtung
unterzogen zu werden. Wir tragen als Gemeinderäte und Gemeinderätinnen in
diesem Saal die Verantwortung für die nächsten fünf Jahre und wir werden diese,
meine sehr geehrten Damen und Herren - und ich spreche jetzt für die Fraktion
der sozialdemokratischen Gemeinderäte und Landtagsabgeordneten -, zweifelsohne
auch nach bestem Wissen und Gewissen wahrnehmen.
So überwältigend die Mehrheit war, mit der uns die
Wienerinnen und Wiener am 25. März ihr Vertrauen geschenkt haben, so groß
ist natürlich auch die damit verbundene Verantwortung. Wir sollten uns hier
schon auch die Frage vor Augen führen: Was erwartet uns in diesen nächsten fünf
Jahren hier in Wien?
Der Herr Bürgermeister hat es in seiner Erklärung
bereits skizziert. Wiens Entwicklung ist nun einmal eingebettet in eine
Vielzahl anderer und darüber hinaus gehender Entwicklungen, die uns allesamt
betreffen. Wir werden in wenigen Monaten eine gemeinsame Währung haben, in
einigen Jahren wird sich die Europäische Union grundlegend verändert haben und
die Globalisierung schreitet mit all ihren Chancen und Risken voran. Das alles
sind Herausforderungen, denen wir alle, die wir uns hier im Saal befinden, uns
letztendlich auch zu stellen haben, und die Weichen dafür werden von uns
gestellt. Es hängt von uns ab, ob Wien weiterhin die Umweltmusterstadt ist, ob
Wien weiterhin die sicherste Großstadt der Welt ist, ob Wien weiterhin eine
weltweit anerkannte Kulturmetropole ist und vor allem auch ob Wien weiterhin
das Wirtschaftszentrum Österreichs mit zukunftsträchtigen modernen Arbeitsplätzen
und mit einer weltweit beispielhaften Beschäftigungsquote ist. Dafür zu sorgen,
ist unser Auftrag und dafür wird auf jeden Fall die Fraktion der
sozialdemokratischen Abgeordneten hier im Wiener Gemeinderat sorgen, meine
Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir Sozialdemokraten haben konkrete Vorstellungen,
wie diese Zukunft aussehen soll. Wien soll auch im Jahr 2006, bei den nächsten
Wahlen, die weltoffene, die moderne, die soziale und die demokratische
Musterstadt sein. Wir wollen den anerkannten Wiener Weg weiter fortsetzen und
neue Wege dort einschlagen, wo sich für uns neue Herausforderungen stellen. Wir
wollen in fünf Jahren sagen können, dass alles in allem diese Politik dieser
Stadt gut getan hat, dass Wien die Herausforderungen, denen sich die Stadt zu
stellen hatte, gemeistert hat, dass Wien sich verändert hat und dass diese
Veränderungen Wien noch lebenswerter für die Wienerinnen und Wiener gemacht
haben.
Bevor ich mich mit diesen Zukunftsfragen etwas
ausführlicher auseinander setze, möchte ich ein paar Anmerkungen zu dem machen,
was von meinen Vorrednern gesagt wurde. Einerseits könnte man jemanden durchaus
als schlechten Verlierer qualifizieren, wenn er nach einer verlorenen Wahl oder
nach einer Wahl, die nicht so ausgegangen ist, wie er sich das vorgestellt hat,
dann das Wahlrecht als undemokratisch bezeichnet. Wenn hier als Grundvoraussetzung
für die Feststellung, ob ein Wahlrecht demokratisch oder undemokratisch ist,
immer das Ergebnis der Wahl abgewartet wird, so glaube ich, dass das nicht der
entscheidende Punkt ist.
Wenn wir uns vor Augen führen, meine Damen und
Herren, wie das Wahlrecht gestaltet ist, dann stellen wir fest, dass Wien
diesbezüglich keinen Musterfall darstellt, sondern dass es überall, auch in Österreich,
vergleichbare Wahlsysteme gibt. Ich finde es ganz interessant, dass Sie in
diesem Zusammenhang nicht über das niederösterreichische Wahlrecht gesprochen
haben, wo mit etwa 47,6 Prozent ein anderer Landeshauptmann eine Mehrheit
errungen hat und wo dieses Wahlrecht von den anderen Parteien nicht als
undemokratisch bezeichnet wurde. Aber in Wien wird es plötzlich für undemokratisch
erklärt.
Interessant ist auch, dass ich noch nie ein Wort
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular