Geschichte - Schloss Hetzendorf

Der kleine, wegen seiner Weingärten und Steinbrüche schon 1114 urkundlich erwähnte Wiener Vorort Hetzendorf war ursprünglich im Besitz des Stiftes Klosterneuburg. Er gehörte 1456 bis 1744 - der Zeit der Türkenkriege - dem Deutschen Orden. Das später stark vom Biedermeier geprägte Ortsbild hatte seine aristokratische Mitte in dem ehemals kaiserlichen Schloss Hetzendorf.

18. Jahrhundert

Stich von Hetzendorf

Das Schloss geht auf den vom Grafen Franz Sigismund von Thun erbauten "Thunhof" zurück. Der Graf kaufte im Jahr 1690 einen Hof in Hetzendorf von Maria Fürstin Piccolomini, den diese 1675 von den Augustinern erworben hatte. Das Areal wurde durch den Ankauf von drei angrenzenden Höfen erweitert. 1694 wurde mit dem Bau eines nach Süden ausgerichteten Jagdschlösschens begonnen - dem Thunhof. Nach dem Tod des Grafen ging das Anwesen 1709 durch Erbschaft in den Besitz von Eleonora Barbara Fürstin Liechtenstein über.

1712 konnten die unmittelbar nördlich an das Schlösschen anschließenden Parzellen erworben werden. Damit wurde die Voraussetzung für eine Orientierung der Hauptfassade nach Norden zur Hetzendorfer Straße hin geschaffen, wie sie auch heute noch besteht. Der Architekt Johann Lucas von Hildebrandt war in der Folge kurze Zeit am Schloss tätig. Er nahm Arbeiten an der Innenausstattung vor, entwickelte aber wahrscheinlich auch Umbaupläne. Aus dieser Zeit (um 1715) stammen die Fresken des großen Empfangssaales von Carlo Carlone und die Plastiken im Stiegenhaus von Lorenzo Mattielli.

Das Gebäude wurde schließlich nach den Plänen von Anton Ospel und Antonio Beduzzi zu einem barocken Gartenschloss mit Ehrenhofanlage ausgebaut (Fassadenentwurf und Detailpläne; Innenausstattung des Hauptgebäudes). Die Arbeiten waren 1719 weitgehend abgeschlossen.

Nach weiteren Besitzwechseln wurde das Anwesen mit allen zugehörigen Gebäuden und Gärten 1742 an die Hofkammer verkauft. Maria Theresia erwarb dieses "Thunswerth" genannte Schloss als Witwen- und Alterssitz für ihre Mutter Elisabeth Christine, der Witwe Kaiser Karls Vl. Die Erweiterung und Ausgestaltung des Bauwerkes ab 1743 lag ebenso wie die Ausstattung des Schlosses Schönbrunn in den Händen des Hofarchitekten Nicolaus Pacassi. Unter Einbeziehung von weiteren Grundstücken durch Verlängerung der beiden Seitentrakte des Hauptgebäudes wurde das Schloss nach Osten und Westen erweitert und umgebaut. Auch die heutige Schlosskapelle und große Teile der Innenausstattung stammen aus dieser Bauphase.

Nach dem Tod der Kaiserwitwe im Jahr 1750 bewohnten unter anderem die Lieblingstochter Maria Theresias, Erzherzogin Christine und deren Gemahl, der überaus kunstsinnige Herzog Albert von Sachsen-Teschen - Begründer der nach ihm benannten "Albertina" in Wien - das Schloss.

Später residierte Kaiser Josef II. im Schloss Hetzendorf. Er ließ zur Unterbringung seines Hofstaates ausgedehnte Nebengebäude errichten. In den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts feierte der junge Kaiser Franz II. glanzvolle Feste in Hetzendorf. Sie legten den damals noch im französischen Stil gehaltenen Schlosspark in feenhafte Beleuchtung.

19. Jahrhundert

Aquarell

Aquarell des Schlosses Hetzendorf aus 1832

Auch im 19. Jahrhundert scheinen die Namen bekannter historischer Persönlichkeiten unter den Bewohnerinnen und Bewohnern auf. Nach einem abenteuerlichen Leben in den Wirren der Napoleonischen Kriege starb 1814 Maria Karolina, Königin von Neapel-Sizilien und eine Tochter Maria Theresias, in Hetzendorf. 1848 leitete Fürst Windischgrätz von Hetzendorf aus einige dramatische Tage lang die Belagerung der revoltierenden Residenzstadt Wien. 1873, im Jahr der Wiener Weltausstellung, waren Kaiser Franz Joseph I. sowie die Kronprinzen von Preußen und Sachsen mit ihren Familien zu Gast.


20. Jahrhundert

In den Jahren 1912 bis 1914 wurde das Schloss von Erzherzog Karl Franz Josef (später Kaiser Karl I.), dem letzten österreichischen Kaiser, mit seiner Frau Zita bewohnt. 1918 ging es in den Staatsbesitz der Republik über.

Schloss Hetzendorf - historische Aufnahme

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs waren am Gebäude schwere Zerstörungen durch Bombentreffer zu verzeichnen (linker Ehrenhofflügel).


Hetzendorf - historische Aufnahme

Das Schloss im Jahr 1947

Nach dem Krieg wurde im Oktober 1946 die Modeschule der Stadt Wien im Schloss Hetzendorf untergebracht. Durch die allmähliche Restaurierung der historischen Räume und den Wiederaufbau des Osttraktes konnte nach und nach ein regulärer Schulbetrieb aufgebaut werden.


21. Jahrhundert

Die im Oktober 2010 begonnenen Generalsanierungsarbeiten an den Fresken im Festsaal des Schlosses wurden im Herbst 2011 abgeschlossen.

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