Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 61
ich auf jeden Fall
beipflichten kann und wir sicherlich bereit stehen, darüber zu diskutieren und
Verbesserungen für Kinder und Jugendliche in Wien weiter voranzutreiben. Im
Übrigen sind wir natürlich der Meinung, dass die Kinderrechte in die Verfassung
gehören und ich freue mich ganz besonders, dass die Brigittenau der erste
Bezirk in Österreich ist, der einen Platz der Kinderrechte hat. In diesem Sinne
auf weitere sehr gute Zusammenarbeit und eure hilfreichen Ermahnungen. Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Präsident
Prof Harry Kopietz: Als
nächste Rednerin zum Wort gemeldet hat sich Frau Abg Jerusalem. Ich erteile es
ihr.
Abg Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Der Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft gehört
zum Besten, was Wien zu bieten hat und ich freue mich immer, ihn lesen zu
dürfen. (Beifall bei den GRÜNEN und von
Abg Dr Elisabeth Vitouch.)
Ich möchte eingangs,
vielleicht auch, weil es noch niemand von meinen Vorrednerinnen und Vorrednern
getan hat, auf das hohe Dreigestirn der griechischen Philosophie hinweisen, das
sich ja, so wie die Zeitungen das auch heute tun, über die damals heutige
Jugend geäußert hat, und da heißt es bei Aristoteles, und ich glaube, die FPÖ
wird sich gleich sehr freuen: „Unsere Jugend ist so unerträglich,
unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“ (Heiterkeit im Saal.) Dann heißt es bei Sokrates: „Die Jugend hat
schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren
Leuten, sie widerspricht ihren Eltern, schwadroniert in der Gesellschaft,
verschlingt bei Tisch die Süßspeisen, legt die Beine übereinander und
tyrannisiert ihre Lehrer.“, soweit Sokrates. Und Platon wollte sich dann nicht
zurückhalten und hat gemeint: „Die Schüler achten Lehrer und Erzieher gering,
überhaupt die Jüngeren stellen sich den Älteren gleich und treten gegen sie auf
in Wort und Tat.“ Ich denke mir, ganz
viel hat sich nicht geändert, weil jetzt lauten die Titel halt: „Die Jugend wird
immer krimineller und gewalttätiger.“ Und eigentlich gibt es wirklich nichts
Blöderes, als immer zu sagen, die Jugend ist gewalttätig oder die Jugend wird
immer krimineller oder so. Wir sagen ja auch nicht, die Erwachsenen werden
immer gewalttätiger oder so. Stimmt wahrscheinlich auch.
Das
Interessante, was mir komischerweise an dem Bericht wirklich besonders gut
gefallen hat, obwohl ich zugebe, dass es wahrscheinlich nur eine Randgeschichte
ist, das ist diese Akustik-Seite, die mich immer wieder fasziniert, diese
Akustikwaffe, eine Waffe, eine Akustikwaffe als neue Art der Jugendvertreibung,
weil schöner wäre es ja eigentlich, man würde ein Pfeiferl entwickeln für die
Pro-Life-Leute am Fleischmarkt. Das wäre viel netter, aber so ein Pfeiferl ist
ja leider noch nicht erfunden worden. Ich finde diese Akustikwaffe ganz
grauslich, aber ich kann da Jugendlichen ja nie beistehen, weil ich höre es ja
nicht. Also so, wie wir da sitzen, sind wir ja alle nicht mehr in dem Alter, um
diese Akustikwaffe zu hören.
Zwei Anmerkungen, die mir
wichtig sind: Die eine, die Geschichte mit der Psychotherapie, dass es nämlich
nicht möglich und nicht selbstverständlich ist, dass alle Kinder und
Jugendlichen, die Psychotherapie brauchen, diese auch erhalten,
und dass das teilweise aus Spendengeldern finanziert werden muss. Das halte ich
für einen echten Skandal und hoffe sehr, dass sich in diesem Punkt irgendwann
etwas ändern wird.
Mein besonderer Dank, weil ich will es auch kurz
machen, gilt den Kinder- und Jugendanwälten dafür, dass sie auf die Situation
von unbegleiteten minderjährigen Kindern und Jugendlichen hinweisen und auch
hier auf die Rechte dieser Unter-18-Jährigen oder bis 18-Jährigen pochen. Auch
hier hoffe ich, dass sich die Kinder- und Jugendanwälte durchsetzen und zu Wort
melden, wenn es um diese Gruppe in der Bevölkerung geht, wo es ja in Wien nicht
gelingt, für diese 102 den hohen Tagsatz zu erkämpfen, der für österreichische
Jugendliche selbstverständlich ist. Das wollte ich nur anmerken.
Und jetzt möchte ich, weil es einfach eine aktuelle
Geschichte ist und eine sehr heikle Geschichte dazu, auf die Vorfälle Bezug
nehmen, die sich rund um die Gedenkfahrt der Schule Albertgasse nach Auschwitz
ereignet haben. Ich habe, glaube ich behaupten zu können, alles gelesen, was
dazu in der Zeitung gestanden ist, ich habe, so glaube ich, ziemlich alle
Stellungnahmen der Lehrerinnen und Lehrer gelesen, ich habe den Bericht des
Vereins Mora gelesen und ich habe vor mir den abschließenden Bericht von Mag
Wolfgang Wurm liegen, seines Zeichens Landesschulinspektor, der den Auftrag
hatte, diese Sache, die medial sehr lästig wurde, zu einem Ende zu bringen.
Das alles gelesen habend und mit einigen Leuten
gesprochen habend, muss ich sagen, ich weiß nicht, was dort vorgefallen ist.
Und ich kann nur sagen, in dem Bericht des Landesschulinspektors steht - obwohl
dann in der Öffentlichkeit eine andere Darstellung erfolgt ist - nichts
drinnen, wo man sagen muss, diese Jugendlichen sind Antisemiten und Nazis, und
diese Schule gehört abgestempelt. Diesbezüglich steht da nichts drinnen. Im
Endeffekt ist aber herausgekommen, dass ein Schüler der Schule verwiesen wurde
- was die Sache sicher nicht besser macht, keinen Konflikt löst und kein
Problem bereinigt - und es haben vier, zunächst sollten es fünf sein, vier
Schüler eine Rüge erhalten, wo meiner Meinung nach nach wie vor nicht ganz klar
ist, wofür, aber wo man jedenfalls sagen muss, die Schüler hatten nicht die
Möglichkeit, angehört zu werden, sich zu rechtfertigen und die Dinge klarzustellen,
und die betroffenen Eltern auch nicht, jedenfalls nicht alle, obwohl man
eindeutig feststellen muss, dass das nicht der Gesetzeslage entspricht, weil
das Schulunterrichtsgesetz ja sehr klar sagt, welche Rechte die betroffenen
Schülerinnen und Schüler und die betroffenen Erziehungsberechtigten in dieser
Sache haben.
Es handelt sich hier um eine sehr
heikle Angelegenheit, denn immerhin geht es um den Unterschied, ob die
Jugendlichen antisemitische Äußerungen gemacht haben, ja oder nein, ob sie es auch
so gemeint haben oder was dahintersteckt, oder wie die Sachlage tatsächlich
liegt. Aber meiner Meinung nach wurde diese Sache, um
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