Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 61
ziehen die Budgets überhaupt nicht nach!
Es wurde heute schon darüber gesprochen: Was bedeutet
ein sicheres Lebensumfeld? – Das bedeutet helle Straßen, keine dunklen,
engen Durchgänge, das bedeutet Sauberkeit und so weiter und so fort. Das
bedeutet: Weg von der Verwahrlosung! Und das bedingt Investitionen, und diese
kosten Geld. Es handelt sich hiebei meist um jene Dinge, die vor Ort von den
Bezirken erledigt werden müssen, teilweise aber nicht erledigt werden können,
weil dazu das Geld fehlt, das man jahrelang etwa in Schulsanierungen stecken
musste.
Es geht einerseits um Geld, verbunden damit verlangen
wir aber schon lange auch eine Ausweitung der Bezirksautonomie und mehr direkte
Demokratie. Was spräche dagegen, wenn sich Bezirksvorsteher einer Direktwahl
stellen? Das wäre zum Beispiel ein sehr wichtiger und guter Schritt. So könnten
die Bürger durchaus beurteilen, welche Leistungen erbracht wurden und welche
Vorstellungen der Politiker einbringt. Unabhängig von dessen
Fraktionszugehörigkeit wäre es dann vielleicht in manchen Bezirken ganz anders
als heute! Ein Politiker, der sich rein auf die Bezirksarbeit konzentriert,
würde einen sehr guten Bezirksvorsteher beziehungsweise eine sehr gute
Bezirksvorsteherin abgeben. Es wäre also Direktdemokratie bei der Wahl der
Bezirksvorsteher angesagt.
Es wäre natürlich auch wichtig, gewisse Maßnahmen in
der Geschäftsordnung der Bezirksvertretungen zu ändern. Mein Kollege Dr Günther
hat schon die Protokolle angesprochen. Das würde aber auch eine Verbesserung
und Vereinheitlichung der Behandlung von Resolutionen in den Bezirken bedeuten.
Da gibt es ja ganz unterschiedliche Arten der Handhabung.
Ich komme zu einem weiteren Punkt: Bezirksräte sollen
sich um ihre Angelegenheiten kümmern, das heißt, sie müssen sich das eine oder
andere einmal persönlich vor Ort anschauen. – Das ist nicht gerne gesehen,
wenn es sich nicht um einen Bezirksrat der SPÖ handelt! Wenn man in eine Schule
kommt und sich vielleicht die Fenster, den Heizkessel, den Bauzustand oder
irgendeine andere öffentliche Einrichtung anschauen will, kann es
vorkommen – das haben wir nicht einmal erlebt –, dass entweder die
betreffenden Verantwortlichen seitens der Schule oder dieser öffentlichen
Einrichtungen ordentlich gerüffelt wurden, weil sie gewagt haben, einem
Bezirksrat einer anderen Fraktion die Situation zu erklären! Es ist aber wichtig,
sich ein Bild von der Situation zu machen, da der Verantwortliche ja dann
beispielsweise im Finanzausschuss wissen muss, worum es geht.
Auch das passt sehr gut zum Thema Demokratie und
Demokratieverständnis der SPÖ in Wien!
So läuft es überall: Wenn man heute eine Einrichtung
der Gesundheitsversorgung besuchen will – und zwar nicht, um dort
irgendwelche Patienten zu stören! –, dann muss man sich anmelden. Das ist
schon ein bisschen arg! Aber das ist eben in Ihrem Verständnis so: Sie müssen
einfach die Macht und die Kontrolle besitzen. Anders können Sie es sich nicht
vorstellen. Trotz der großen Aufzählung, die uns Herr Klubobmann Lindenmayr
jetzt gebracht hat, haben Sie es nämlich gar nicht so mit den
Oppositionsrechten!
Es wäre eine Aufwertung der
Bezirksvorsteher-Stellvertreter notwendig und dass man ihnen Wirkungsbereiche
zuschreibt. Sie haben ihre Einkünfte und sollen daher auch ein festgelegtes
Arbeitsbild haben. Das gibt es nicht. Bis auf einige Ausnahmen, dass man als Bezirksvorsteher-Stellvertreter
beispielsweise automatisch der Vizepräsident des Bezirksmuseums ist, gibt es
kein fest umrissenes Wirkungsfeld außer den Pflichten, die jeder andere
Bezirksrat auch hat. Es bedarf einer Verankerung der Aufgaben des Klubobmann-Stellvertreters,
und es wäre sicherlich auch die Installierung von Kontrollausschüssen auf
Bezirksebene interessant.
Bei vielen Bezirken ist auch eine Willkür der
Bezirksvorsteher zu bemerken. Das sehe ich genauso kritisch. Wir werden
allerdings insgesamt heute diesem Paketchen zustimmen, auch wenn es damit mehr
Kompetenzen ausschließlich im Bereich des Bezirksvorstehers gibt. Wir wünschen
uns jedoch eine Gesamtaufwertung der Bezirksvertretung als solcher. Es handelt
sich hiebei um Menschen, die zum Großteil vor Ort im Bezirk leben, diesen
kennen und Entscheidungen daher auch wirklich im Sinne der Bürger treffen, weil
sie ihr Ohr sozusagen an den Wünschen der Bevölkerung haben beziehungsweise
haben sollten.
Es gibt also eine Reihe von Gründen, die dafür spricht,
die Bezirke aufzuwerten, und diese Aufwertung muss beim Geld beginnen, denn
ohne Geld nützt die beste Kompetenzausweitung nichts, weil man dann nicht
entsprechend handeln kann.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das, was wir
heute hier zu beschließen haben, ist ein bisschen etwas. Der große Wurf ist es
nicht. Somit werden das Thema der erweiterten Dezentralisierung und erweiterten
Kompetenz und vor allem die Forderung, dass es mehr Geld für die Wiener Bezirke
geben muss, weiterhin behandelt werden müssen. Ich hoffe, dass – wie es ja
manchmal der Fall ist – steter Tropfen den Stein höhlt und wir vielleicht
in zwei oder drei Jahren hier stehen und uns freuen können, dass die
Bezirksmittel in dem Maße ausreichen, dass zwei Drittel der derzeit verschuldeten
Bezirke oder vielleicht alle Bezirke, die heute in den roten Zahlen stehen,
ihre Schulden los sind und die Bezirke aktiv für ihre Bürger gestalten können. (Beifall
bei der FPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zum Wort
gemeldet ist Herr Abg Dr Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
Abg Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Frau Landesrätin! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Bevor ich einige Ausführungen zum
Wahlrecht bringe, komme ich kurz zur angesprochenen Dezentralisierung: Meine
Fraktion bekennt sich zu den bisherigen Dezentralisierungsschritten, auch zu
dem heutigen Schritt, wobei wir der Auffassung sind, dass Dezentralisierung
kein Selbstzweck ist, sondern mit Vernunft und Augenmaß erfolgen muss. Dabei
gilt nicht das Motto: Je
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