Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 61
Gemeinderäten möglich.
Den Untersuchungsausschuss als Minderheitsrecht gibt
es auch nur in wenigen Landtagen. In Wien gibt es das. Das Instrument einer
Untersuchungskommission des Gemeinderates gibt es in keiner einzigen
Landeshauptstadt. Das gibt es nur in Wien, und das ist in Wien ein
Minderheitsrecht! Das muss man laut, deutlich, klar und immer wieder sagen! Das
gibt es grundsätzlich in keiner anderen Hauptstadt, und in Wien ist das sogar
ein Minderheitsrecht.
Die Beauftragung des Landesrechnungshofes mit
Prüfungen ist keineswegs in allen Bundesländern ein Minderheitsrecht, und in
den meisten Landeshauptstädten bedarf es, im Gegensatz zu Wien, einer Mehrheit
im Gemeinderat, um Prüfaufträge an das Kontrollamt zu erteilen. Das ist ja auch
nicht nichts! Und es ist auch nicht selbstverständlich, dass der Vorsitz des
Kontrollausschusses grundsätzlich, so wie es in Wien der Fall ist, der
Opposition zusteht.
Ich wollte mit dieser Auflistung klarstellen, dass es
sich ganz und gar nicht so verhält, wie die Opposition behauptet, dass wir in
unserer alleinigen Mehrheit in dieser Stadt machen, was wir wollen, sondern
dass wir sehr viele Minderheits- und Kontrollrechte haben.
Betreffend das Wahlrecht möchte ich noch einmal auf
die Ausführungen des Kollegen Stürzenbecher verweisen. Ich habe es schon
gesagt: Wenn, dann muss alles aufgelistet werden. Und wenn Ihr
Parteivorsitzender ernsthaft über ein Mehrheitswahlrecht spricht, dann muss
auch dieses aufgelistet werden. Wir werden das gemeinsam auflisten, und dann
werden wir sehen, was gut und was schlecht ist, was man durchführen kann und
was man nicht durchführen kann.
Danke dafür, dass Sie mir so ausführlich zugehört
haben! (Beifall bei der SPÖ.)
Präsident Heinz Hufnagl: Zu Wort gemeldet ist Frau Abg Matiasek. Ich erteile
es ihr.
Abg Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Präsident! Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Frage der Verfassung
der Bezirke, ihrer Geschäftsordnung und ihrer Finanzen ist sicherlich auch eine
gewissermaßen unendliche Geschichte dieser Stadt. Das beginnt damit, dass
seitens der SPÖ eigentlich nie klar zu spüren war, inwieweit sie die
Dezentralisierung denn überhaupt wirklich will.
Ich wage zu behaupten,
dass Ihnen die Dezentralisierung ganz tief in Ihrem Herzen zuwiderläuft! Das
hat man an dem ganzen Prozedere seit dem ersten Schritt der Dezentralisierung
in Wien gesehen. Ich meine, der große Stopp war der zweite Schritt der
Dezentralisierung, der nicht gut gelungen ist beziehungsweise nur sehr
halbherzig gemacht wurde. Diesbezüglich gab es seitens aller Fraktionen sehr
viele Vorschläge. Ich kann mich erinnern, dass unsere Rathausfraktion damals
mit den Bezirken sehr eng zusammengearbeitet und eine Liste von 40 Punkten
erarbeitet hat, die vielen aus dem Herzen gesprochen haben. Davon wurde aber
nur sehr wenig umgesetzt, und zwar vor allem deshalb, weil der Prozess im
Vorfeld nach vielen Diskussionen und Arbeitsgruppen gestoppt wurde, weil man
dann doch eine Erweiterung der Dezentralisierung, ein Mehr an Profil und an
Entscheidungskompetenzen für die Bezirke gar nicht wollte. Am meisten schlägt
sich das beim finanziellen Status der Bezirke nieder.
Sehr
geehrte Damen und Herren! Man kann es nicht oft genug wiederholen: 15 von
23 Wiener Bezirken sind sozusagen in den roten Zahlen, und zwar nicht nur
deshalb, weil die dort handelnden Personen unfähig sind oder dort zu viel getan
wurde, sondern deshalb, weil hier ein Systemfehler besteht. Man hat die Bezirke
von Anfang an mit Zahlungen beziehungsweise Investitionen belastet, die nicht
in Einklang mit der Größe ihres Budgets gestanden sind. Das muss man immer
wieder sagen.
Wenn Sie mittlerweile Pakete geschnürt und versucht
haben, das eine oder andere zu beheben, dann muss man sagen: Der riesige
Brocken der alten, schlecht ausgestatteten Schulen hat sehr viele Bezirke
hineingerissen! Dazu kommt der Zustand von Straßen. Das hat insgesamt dazu
geführt, dass die Bezirke oft investieren und andere Leistungen zurückstellen
mussten, weil sprichwörtlich der Putz von der Decke gefallen ist.
Sie werden nicht darum herum kommen, wenn man
wirklich die Arbeit in den Bezirken verbessern will, Investitionen in einem
gewissen Volumen vorzunehmen, und es wird notwendig sein, die Budgets der
Bezirke kräftig aufzubessern. Die Dotation der Bezirksbudgets muss kräftig
angehoben werden, und zwar um 30 Prozent auf 210 Millionen EUR. Das
ist auch in Zeiten wie diesen, in Zeiten einer Wirtschaftskrise, in der es
Konjunkturpakete gibt, unbedingt notwendig. Wir können nur immer wiederholen,
und darüber ist sich die Opposition auch einig: Sparen Sie die Bezirke nicht
kaputt, sondern geben Sie den Bezirken mehr Geld! Es wird sich lohnen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Gerade in
Zeiten, in denen für viele Bürger Sparen angesagt ist, wird das nahe
Lebensumfeld für die Menschen immer wichtiger, und es wird auch für sozial
schwache Menschen immer wichtiger, wie es rundherum ausschaut. Wir haben heute
auch von der Situation der vielen alten Menschen in Wien gesprochen. Diese
haben immer mehr die Tendenz, in ihren eigenen Wohnungen und in ihrem eigenen
Lebensumfeld zu verbleiben. Daher ist es wichtig, wie dieses Umfeld aussieht,
und um dieses Umfeld ordentlich, schön, sicher und sauber zu gestalten, braucht
man ganz einfach Geld.
Viele Bezirke haben dieses Geld
jedoch nicht. Sie haben zwar die Aufgabe, das Lebensumfeld der Menschen zu
gestalten und Lebensqualität zu schaffen. Heute sind ja auch die Standards viel
höher beziehungsweise haben sich verändert, angefangen bei der Gestaltung des
Grünraums bis zur barrierefreien Stadtgestaltung. Dafür gibt es zwar Zuschüsse
und Unterstützungen, aber in letzter Konsequenz bleibt in der Gestaltung sehr
viel an den Bezirken hängen beziehungsweise sind die Lösungen einfach teurer
geworden. Und da
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