Landtag,
21. Sitzung vom 27.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 44
Präsident Johann Römer:
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abg Hufnagl. Ich erteile es ihm.
Abg Heinz Hufnagl (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Präsident! Hoher
Landtag! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Der Tierschutz ist, glaube ich, zu wichtig, als dass
er jetzt von einem winzigen Detailaspekt beherrscht werden sollte, der von der
Opposition dieses Hauses schwerpunktmäßig ganz anders dargestellt wird, als
sich die Situation in der Realität, vor allem in der gesamtösterreichischen
Betrachtung, darstellt.
Kollege Parzer hat kritisiert, dass wir in Wien schon
– und das ist richtig – mehrere Novellierungen des Wiener Tierschutz- und
Tierhaltegesetzes vorgenommen haben. Aber das ist nicht deshalb geschehen, weil
die Wiener Legistik säumig wäre oder unvollständige Gesetzesanträge entwickelt,
sondern weil wir in guter Hoffnung waren, dass Zusagen des Bundesparteiobmannes
und Bundeskanzlers Dr Wolfgang Schüssel endlich verwirklicht werden.
Wir erinnern uns ganz kurz: Zwei Tage vor der letzten
Nationalratswahl im November 2002 gab es jenseits des Wiener Rathauses eine
Parteizentrale, wo Aktivisten an der Fassade ihre berechtigten Forderungen
gegen Tierfabriken plakativ – im wahrsten Sinne des Wortes – dargeboten haben.
Schüssel hat sich daraufhin sofort erinnert, dass es da einmal ein sehr mächtig
unterstütztes Volksbegehren gab, das dem Tierschutz einen hohen Stellenwert
bringen sollte, und hat vor der letzten Nationalratswahl versprochen, eine der
ersten gesetzlichen Aktivitäten des neuen Parlaments, getragen durch die
Initiativen der Österreichischen Volkspartei, wird die zufriedenstellende
Verabschiedung eines bundeseinheitlichen Tierschutzgesetzes sein.
Nichts davon ist passiert! Wie wenig davon in der Tat
realisiert wurde, möchte ich Ihnen dann noch anhand einer authentischen
Zitierung einer Aussage Ihres Koalitionspartners vor Augen führen. Wahr ist –
Kollege Parzer, es tut mir Leid, das unbeschadet des sonst guten Klimas bei uns
im Umweltausschuss so klar sagen zu müssen: Es gibt bei der ÖVP in Wirklichkeit
einige Lobbyistengruppen, die die Linie der Volkspartei insgesamt in dieser
Frage prägen. Das sind die Großtransportunternehmer, und das ist der Bauernbund
mit der besonderen Gruppe der Tierfabriksbesitzer. Mäster und Frächter
bestimmen den Tierschutz in der Volkspartei. Unser Tierschutz wird von einer
aufrichtigen Haltung dem Geschöpf Tier gegenüber geprägt. Und das ist der
Qualitätsunterschied! (Beifall bei der SPÖ.)
Und nun zum Kollegen Blind und seinem mit vielen
gedanklichen Windungen und mäanderartigen Argumenten vorgetragenen Begehren,
dass man eigentlich doch das Anbinden von Hunden im Wiener Tierschutz- und
Tierhaltegesetz weiterhin ermöglichen sollte. Neben der Umweltgeschäftsgruppe
befinden sich die Klubräumlichkeiten der Freiheitlichen Partei. Ich erlaube
mir, die dort frei zur Entnahme liegende Zeitung "Neue Freie
Zeitung", jüngste Ausgabe vom 21. April, wie gewohnt zur Hand zu
nehmen. Hier sehe ich auf der letzten Seite ein ganz possierliches Tierfoto.
Ein Hund und ein Katzerl sind so friedlich, wie es in der FPÖ selten
anzutreffen ist. Und da sagt man uns: "Für uns sind Tiere Mitgeschöpfe und
Freunde, aber keine Dinge."
Wie Sie mit Ihren Parteifreunden umgehen, Kollege
Blind, und sie vielleicht sogar anketten oder in Zwinger stecken wollen, das
ist Ihre Angelegenheit. Für uns ist der Begriff "Freunde" jedenfalls
uneingeschränkt positiv besetzt. Ein Anbinden, ein Anhängen oder ein Einzwingen
ist für uns unvorstellbar, und deswegen sage ich Ihnen: Das, was Sie morgen in
die Enquete einbringen werden, ist jedenfalls nicht das, was Sie bisher beim
Tierschutzgesetz zusammen mit Ihrem Koalitionspartner im Parlament
zusammengebracht haben. Das wahre Gegenteil ist der Fall, und ich werde Ihnen
auch noch taxativ einiges zu den einzelnen Punkten darlegen. (Beifall bei
der SPÖ.)
Es wurde erreicht – self-fulfilling prophecy, Marke
FPÖ –: Aus zehn mach eins, ein bundesweites Gesetz, statt zig verschiedener
Gesetze in den Ländern. – Na nichts ist erreicht worden. Wo ist es denn, das
bundeseinheitliche Tierschutzgesetz? Das Volksbegehren diesbezüglich liegt
mittlerweile vier Jahre zurück; genauso lang wie diese hervorragendste aller
Bundesregierungen unser Land in den Würgegriff genommen hat. Erreicht haben Sie
gar nichts! Sie sind umgefallen, wie Sie bei der Pensionsreform umgefallen
sind, wie Sie beim Abfangjägerankauf umgefallen sind, wie Sie bei der
Zerstörung der Sozialversicherung umgefallen sind. Und jetzt, wo es darum geht,
die Wiener Gebietskrankenkasse in die Knie zu zwingen, und auch beim Tierschutz
sind Sie ihrer Umfaller-Rolle mit einer traumwandlerischen Sicherheit weiterhin
treu geblieben.
“Das Verbot der Legebatterien ist schon in vier
Jahren EU-Vorschrift.“ Na das ist eine geschickte Formulierung! Man sagt nämlich
nicht, dass sich weiterhin, zumindest drei bis vier Jahre, unsere Henderl nicht
wie normale freie Tiere im Freiland bewegen dürfen, sondern weiterhin in
Batterien gezwungen sind.
Nächste Lüge: Verbot der Tierpelzzucht. Das stimmt
doch nicht, bitte. Im letzten Entwurf, der im Parlament zwischen ÖVP und FPÖ
verhandelt wurde, geht es um die Beibehaltung aller existenten Pelztierfarmen,
und nur künftige Betriebe werden dann künftighin ganz andere Auflagen bekommen.
Den Status quo hier einzuzementieren und nur in die Zukunft hin eine unehrliche
Lösung zu setzen, ist heuchlerisch, so wie die ganze Tierschutzpolitik der
Bundesregierung unaufrichtig ist und die Tiere nachrangig behandelt.
Last not
least … (Abg
Gerhard Pfeiffer: Du bist gegen jedes Gesetz! Das ist ja gehässig!) Das ist
nicht gehässig, das ist Praxis. Das ist das Zentralorgan der Freiheitlichen,
das hier von Tatsachen berichtet, die einfach nie und nimmer stimmen.
Meine Damen und Herren! Ich komme
zum Abschluss und fasse zusammen: Ankündigungen von Schwarz-Blau in Sachen
bundeseinheitlichen Tierschutzes kennen wir zur Genüge. Es ist bis jetzt – so
wie
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