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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 25.10.2006, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 80

 

wenn es nicht anders zu machen sein wird, sprich, wenn das Geld nicht von woanders herkommt, so nehme ich an, werden wir den Rest auch noch abzudecken haben.

 

Wie kommt es im Volkstheater zu einem solchen Minus von knapp 1 Million EUR in einem dreiviertel Jahr, das ist doch wirklich erstaunlich. Es wurde uns so erklärt, dass dies die Kosten des Direktionswechsels sind. Das heißt, die Produktionen der alten Direktorin werden nicht mehr so intensiv besucht, das interessiert die Besucher dann angeblich nicht mehr - offenbar schauen die immer nur darauf, wer gerade Direktor im Theater ist - und die neuen Produktionen sind dann sehr ehrgeizig und haben hohe Anlaufkosten und dadurch entstehen im Wesentlichen diese Schulden.

 

Interessanterweise haben wir aber bereits vor mehr als einem Jahr eine Subvention beschlossen, mit welcher der anstehende Direktor Schottenberg, soviel ich weiß, 150 000 EUR als Vorbereitung auf seine Direktionszeit erhalten hat.

 

Das hat uns damals schon gewundert, dass es notwendig ist, dass ein Direktor bereits ein Jahr, eineinhalb Jahre, bevor er überhaupt die Direktion übernimmt, einen sehr bedeutenden Geldbetrag bekommt, nur um sich auf seine Position vorzubereiten. So eine Vorgangsweise ist sicherlich kaum sonst wo, zumindest in der Privatwirtschaft nicht, denkbar. Aber gut, das wurde damals mit Anlaufkosten, Vorbereitung und so weiter erklärt, damit er dann starten kann. Jetzt haben wir aber dasselbe Argument wieder für ein Minus von 918 000 EUR.

 

Jetzt frage ich mich schon auf der anderen Seite, weiß man das nicht, dass es bei einem Direktionswechsel zu erhöhten Kosten kommt, wenn dieses Argument wirklich stimmt. Ich nehme an, das ist nicht der erste Direktionswechsel, den die Verantwortlichen in diesem Haus miterleben. Das heißt, sie müssten ja wissen, dass das immer das Gleiche ist, der gleiche Effekt, dass eben die Zuschauer angeblich nur drauf schauen, wer gerade Direktor ist und daher dann nicht mehr in die Vorstellungen gehen und so weiter. Dieser Vorgang müsste ja bekannt sein, also müssten Sie das ja schon vorsehen können und könnten dann bereits im Vorhinein möglicherweise eine erhöhte Subvention hier gewähren oder bereits darauf hinweisen.

 

Es bleibt also, wie immer bei diesen Entschuldungen, dieser unangenehme Beigeschmack, dass Institutionen, in dem Fall solche der Stadt Wien, im Wesentlichen wirtschaften können, wie sie wollen, weil sie die Sicherheit haben, dass die Schulden im Nachhinein abgedeckt werden. Und das ist also dieser Grundsatz, der uns von vornherein einmal abstößt und das ist einmal der wesentliche Punkt, wo wir sagen, nein, da tun wir nicht mit, so kann man mit unserem Geld, mit dem Geld der Steuerzahler in Wien, nicht umgehen. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wir erinnern uns dabei auch daran, dass es ja immer noch diese offene Diskussion gibt, ob auch Schulden aus der Direktion Emmy Werner übernommen worden sind. Das ist bis jetzt unklar, es gibt unseres Wissens noch keine Bilanz für das Jahr 2005. Das ist doch erstaunlich, immerhin haben wir bereits Ende Oktober, da müssten die Bilanzen schon längst vorliegen. Das ist also schon sehr fraglich, ob hier nicht schon tatsächlich eine Misswirtschaft übernommen werden musste. Ich hoffe, dass es hierzu noch eine Aufklärung gibt. Es hat ja laut Aussage des Stadtrats auch bereits im Jahr 2005 Entschuldungsmaßnahmen gegeben.

 

Hier erwarte ich mir noch eine weitere Aufklärung, was wirklich die Realität ist, wie hat Emmy Werner gewirtschaftet und inwiefern hat sie einen Schuldenberg hinterlassen und hat damit das herbeigeführt, was wir heute vor uns sehen, nämlich knapp 1 Million EUR Minus in einem dreiviertel Jahr.

 

Es wäre vielleicht überhaupt einmal an der Zeit, auch über die Subventionen im Kulturbereich an sich, aber vor allem auch im Theaterbereich, nachzudenken, wenn man feststellt, dass es in anderen Metropolen um bedeutend weniger Geld Theater gibt, und ich würde meinen, oft mit einer ähnlichen oder sogar besseren Qualität.

 

Das heißt, es ist also nicht eine Frage des Geldes, ja es ist sogar manchmal geradezu indirekt proportional, wie viel Geld ich wo hineinstecke, weil es ja dazu führt, dass Sattheit entsteht, dass ein Beamtentum im negativen Sinn Platz greift. Das heißt, man müsste einmal darüber nachdenken, ob es immer der richtige Weg ist zu sagen, ich gebe soviel Geld, wie verlangt wird, ich entschulde, ich dopple auf und ich muss unbedingt der Weltmeister sein in Kultursubventionen, insbesondere in diesem Bereich.

 

Hier wäre einmal eine grundsätzliche Diskussion ratsam, die auch zum Teil schon begonnen hat. Und es hat sich ja auch in der Geschichte immer wieder gezeigt, dass nicht unbedingt die höchste Qualität dann gegeben war, wenn das meiste Geld da war, sondern dass oft sogar in Notzeiten höhere Qualität geboten wurde, wo auch die handelnden Personen gefordert waren.

 

Ich möchte jetzt nicht Notzeiten herbeireden, aber man sollte darüber nachdenken, ob die von uns gewählte Vorgangsweise - und jetzt vor allem die von der Stadtregierung gewählte Vorgangsweise -, immer nur stolz drauf zu sein, wie viel Geld man hat und dass man jetzt alles entschulden kann und dass man noch etwas dazuzahlt und dass bei uns alle am besten bezahlt sind und so weiter, ob das nicht in Wirklichkeit ein negativer Effekt ist und also erstens einmal künstlerisch möglicherweise sogar negative Effekte bewirkt, aber jedenfalls für den Steuerzahler auf Dauer nicht tragbar ist.

 

Dann komme ich aber noch zum Volkstheater an sich und da haben wir noch weitere Probleme, die über das Finanzielle hinausgehen. Unter anderem wird jetzt “Die Rote Bar“ im Volkstheater bespielt. Rot ist also die Farbe der Bar, aber das ist offensichtlich auch ein ganz klares Symbol, wir sind ja in einer roten Stadt, also muss auch die Bar im Volkstheater rot sein. Immerhin kommen die Subventionen auch von der Mehrheitsfraktion und das ist ... (GR Ernst Woller: Das ist die Farbe der Tapeten!) Ja, ich weiß, dass es rot ist, ich habe schon gesagt, dass die Farbe rot ist, ich habe es schon gesagt. (GR Ernst Woller: Sie sollten vielleicht einmal ins Volkstheater gehen!) Ja, ich habe sie schon gesehen. Ja, danke, ich

 

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