Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta
Der Schutz des Wiener Grüngürtels hat bereits eine lange Tradition: Die ersten Teile des Wiener Grüngürtels wurden bereits im Jahr 1905 unter Schutz gestellt. Diese Schutzgebiete wurden seither stetig erweitert. Die im Juni 2020 vom Wiener Landtag beschlossene "Wiener Wald- und Wiesen-Charta" schließt an diese visionären und bis heute erfolgreichen Ideen und Planungen unmittelbar an und erweitert sie für künftige Entwicklungen.
Leitsätze
Die Charta enthält 12 Leitsätze mit entsprechenden Erläuterungen und beispielhaften Schlüsselmaßnahmen für die großen grünen Landschaftsräume in und um Wien:
- Großregion Bisamberg
- Marchfeld mit dem Norbert-Scheed-Wald
- Donauraum mit dem Prater
- Terrassenlandschaften im Süden Wiens
- Wienerwald
- Schließung des Grüngürtels
Schlüsselmaßnahmen
Beispiele für die Schlüsselmaßnahmen sind:
- Sicherung des Grünraumanteils von Wien bei mehr als 50 Prozent
- Fortsetzung des Schutzprogrammes "Netzwerk Natur"
- Aufforstungen in den waldarmen Teilen Wiens
- Sicherung der möglichst großen Vielfalt heimischer, standortgerechter Baumarten
- Quantitative und qualitative Sicherung und Entwicklung der Wiesenflächen
- Renaturierung von Fließgewässern
- Maßnahmen und Unterstützung für Baumverantwortliche zur Vermeidung nicht notwendiger Sicherungsschnitte
- Einrichtung von Wildruhezonen in Wäldern und auf Wiesen
- Forschungskooperationen und Intensivierung der Umweltbildung
- Attraktivierung der Erreichbarkeit von Grünräumen mit dem Umweltverbund
Die konkrete Umsetzung erfolgt über 3 Aktionspläne mit Maßnahmen für die Bereiche Wald, Wiesen und Gewässer.
3 konkrete Aktionspläne
Die Wiener Wald- und Wiesen-Charta wird durch 3 weitere Dokumente mit Leben erfüllt, die ein ganzes Bündel an detaillierten Maßnahmen enthalten:
Aktionsplan Artenvielfalt
Der Aktionsplan Artenvielfalt zeigt deutlich auf, wie Artenschutzmaßnahmen mit Klimaschutzmaßnahmen Hand in Hand gehen. Ziele der Maßnahmen sind die Erhaltung, Ergänzung und Erneuerung von artenreichen Grünflächen. Dazu zählen unter anderem:
- Das Interreg-Projekt "City Nature" von Wien und Bratislava für die Erhaltung und Pflege von Wiesen, Hilfe für Gebäudebrüter und Naturschutz-Kommunikation.
- Das Artenvielfalt-Projekt "Netzwerk Natur II"
- Die Wiener Strategie zur Pestizidminimierung
- Die Auszeichnung naturnaher Gärten mit der Plakette "Naturnahe Grünoase"
- Die Vertragsnaturschutz-Projekte für Artenreichtum in der Landwirtschaft.
Dazu kommt noch eine ganze Reihe von speziellen Maßnahmen: Von der Beweidung der Hügel am Kellerberg über die Pflege von geschützten Lebensräumen mit Freiwilligen und Schulklassen bis hin zu gezielten Maßnahmen für seltene Tierarten wie Smaragdeidechsen oder den Alpenbock.
Aktionsplan Wald
Der Aktionsplan Wald geht von einer ganzheitlichen Betrachtung dieses Ökosystems aus. Dabei wird dessen nachhaltige Erhaltung und Erweiterung im Einklang mit den verschiedensten Nutzungs-Interessen gebracht. Hier geht es beispielsweise um kahlschlagfreie Baumentnahmen und einen möglichst schonenden Abtransport, etwa durch Pferde. Gleichzeitig werden auch Baumkronen oder Altholz als Lebensraum und Nahrungsstätte für seltene Arten im Wald belassen. Insgesamt werden 10 Prozent der gesamten Waldfläche und auch im bewirtschafteten Wald pro Hektar mindestens 5 geeignete Biotopbäume außer Nutzung gestellt.
Weitere Maßnahmen sind: eine natürliche Verjüngung des Waldes mit Samen von vor Ort befindlichen Bäumen und die Aufforstung mit heimischen, standortgerechten Baumarten, ein Verbot von Pestiziden und Mineraldüngern sowie ein modernes, zeitgemäßes Wildtiermanagement.
Ein im Auftrag der Stadt Wien - Umweltschutz erstellter Leitfaden fasst Grundlagen des Waldmanagements und der Waldbewirtschaftung im Kontext des Naturschutzgesetzes sowie für ein umweltverträgliches Vorgehen in den Wäldern der Schutzgebiete zusammen:
Waldleitfaden - Umweltverträgliche Waldbewirtschaftung Waldbau und Forsttechnik
Aktionsplan Gewässer
Der Aktionsplan naturnahe Gewässer hat den Erhalt, die Verbesserung und die Schaffung neuer naturnaher Lebensräume für Pflanzen und Tiere im Fokus. Dafür gibt es bereits gelungene Vorzeigeprojekte, wie beispielsweise am Wienfluss, am Liesingbach oder an der Alten Donau. Maßnahmen zum Schutz und zur Erhöhung der Artenvielfalt an Wiener Gewässern sind zum Beispiel:
- Die Naturnahe Ausgestaltung von Uferbereichen.
- Das Entfernen von harten Sohl- und Uferverbauungen.
- Die Pflanzung und Pflege standorttypischer, heimischer Gehölzarten in den Uferbereichen.
Dazu kommen beispielweise die Errichtung von Kleingewässern als Lebensraum für Amphibien, Reptilien und andere Kleinlebewesen, die Herstellung der Durchgängigkeit für Fische in Fließgewässern oder auch das Einbringen oder Belassen von Totholz im Gewässer, soweit dies im Einklang mit dem Hochwasserschutz und der Nutzung möglich ist.
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