Ziesel als Stadtbewohner
Im Rahmen des Arten- und Lebensraumschutzprogrammes "Netzwerk Natur" arbeitet die Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22) an einem Projekt, um die Lebensbedingungen von Zieseln in Wien zu verbessern. Laut jüngsten Erhebungen leben mehr als 8.500 Individuen auf Wiener Stadtgebiet. Das sind rund 20 bis zu 30 Prozent der Zieselpopulation von ganz Österreich. Ein großer Vorteil ist dabei, dass über drei Viertel der Ziesel in der Bundeshauptstadt ihre Baue in Schutzgebieten nach dem Wiener Naturschutzgesetz haben.
Da die natürlichen Lebensräume für Ziesel immer knapper werden, wandern sie in die Stadt. Ziesel sind sehr anpassungsfähige Tiere und bei weitem nicht die spezialisierten Steppenbewohner, als die sie allgemein bekannt sind. Ein Minimum an Platz braucht auch der Ziesel. Umso wichtiger erweisen sich vor allem in der Stadt Rückzugsmöglichkeiten. Die findet der Ziesel auf einer "Gstätten" genauso wie auf einer Grünfläche bei einem Wohnhaus. Wer einen Ziesel als seltenen Gast in seinem Garten hat, sollte sich darüber freuen und ihm seinen Lebensraum gönnen.
Lebensweise und Verbreitung
Europäische Ziesel (Spermophilus citellus, der "Samenfreund") gehören zu den Hörnchenartigen. Mit einer Größe von etwa 23 Zentimetern sind sie etwas kleiner als Eichhörnchen. Wie ihre nächsten Verwandten, die Murmeltiere, halten auch die Ziesel einen bis zu acht Monate langen Winterschlaf. Früher besiedelten Ziesel halb Niederösterreich und das Burgenland. Sie waren von Retz über Wien bis in den Seewinkel praktisch überall anzutreffen. Ein Kosmos-Naturführer aus den 1930er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts berichtet von Zieseln beim Lusthaus im Prater, "die sich hier ihres Lebens freuten. Allenthalben sah man die niedlichen Dinger herumhuschen, die fast alle Scheu abgelegt hatten und sich hier zutraulich vor den Augen der Menschen tummelten". Zeitweise waren die Bestandsdichten so hoch, dass zum Beispiel im Tullner Feld Prämien für Zieselschwänze und Zieselohren ausbezahlt wurden.
Besonderer Schutz für die Ziesel
Heute stehen Ziesel auf der "Roten Liste" der gefährdeten Tierarten. Ihr Vorkommen ist weitgehend auf verstreute Rückzugsgebiete beschränkt. Wo früher eine über ein großes Gebiet verteilte, zusammenhängende Population bestand, gibt es jetzt nur mehr Splittergruppen. Diese sind oft selbst wieder vom Aussterben bedroht. Zieselkolonien sind in Wien nur mehr am Bisamberg, am Goldberg und in Unterlaa zu finden. Die Gründe dafür: intensive Landwirtschaft und die Zersiedelung der Landschaft durch Einfamilienhäuser.
Machen wir uns bewusst, dass die Großstadt Lebensraum für Menschen und Tiere in gleichem Maße ist.
Wildtier in Not melden
Haben Sie ein Wildtier in einer Notlage entdeckt, aus der es sich selbst nicht mehr befreien kann, zum Beispiel, wenn es in einen Schacht gestürzt ist, dann melden Sie dies bitte dem Wildtierservice Wien, täglich von 7.30 bis 22 Uhr unter +43 1 4000-49090.
Außerhalb dieser Zeiten können Sie das Wildtierservice in akuten Notfällen über den technischen Permanenzdienst der Stadt Wien verständigen, Telefon: +43 1 4000-8280.
Zieselaktionsplan
2013 wurde ein Zieselaktionsplan verfasst. Der Aktionsplan nach europäischem Vorbild fasst Voraussetzungen und Rahmenbedingungen zusammen und legt Ziele zum Zieselschutz in Wien dar. 2016 wurde der Zieselaktionsplan mit Aktivitäten zu dessen Umsetzung von Mai 2014 bis Juni 2016 ergänzt und diese in einem Anhang dargestellt.
Zieselaktionsplan Wien - Bericht 2013, mit Ergänzungen 2016 (3,1 MB PDF)
Publikationen
- Monitoring von Ziesel-Vorkommen in Wien - Bericht 2020 (13 MB PDF)
- Aktualisierung von Zieseldaten in Wien (Oktober 2013 bis Oktober 2015) - Endbericht (15 MB PDF)
- Verbreitung des Ziesels (Spermophilus citellus) 2014 und 2015 in Wien (330 KB PDF)
Weiterführende Informationen
Stadt Wien | Umweltschutz
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