Haussperling (Passer domesticus)

Merkmale und Lebensweise

Erkennungsmerkmale

Haussperlinge am Nistplatz

Männchen und Weibchen sind beim Haussperling anhand der Gesichtszeichnung leicht zu unterscheiden.

Haussperlinge (Spatzen) haben eine Körperlänge von 14 bis 16 Zentimetern und eine Flügelspannweite von etwa 23 Zentimetern. Die Körperform des Haussperlings ist ebenso kräftig wie sein konischer Schnabel. Beim Haussperling unterscheiden sich Männchen deutlich von Weibchen: Der Körper des Männchens ist aschgrau, seine Flügel und der Rücken sind dagegen kontrastreich braun und schwarz gestreift. Insbesondere der schwarze Brustlatz und der graue Scheitel, der von einem kastanienbraunen Gesichtsfeld begrenzt wird, kennzeichnen das Männchen.

Das Weibchen des Haussperlings ist dagegen weniger auffällig gefärbt. Der Körper und der Kopf des Weibchens sind graubraun, die Brust und die Flanken sind fein gestrichelt. Das auffälligste Körpermerkmal des Weibchens ist ein markanter beiger Überaugenstreif, der sich vom Auge über die Kopfseite zieht. Jungvögel beiden Geschlechts ähneln stark den Weibchen.

Der Gesang des Haussperlings ist ein konstantes, einsilbiges und unverkennbares "Tschilpen": Vogelstimme zum Anhören

Lebensweise

Haussperling mit Insekt

Ein Haussperling-Weibchen auf erfolgreicher Insektenjagd.

Der Haussperling ist ein Standvogel, er verbringt auch den Winter im Brutgebiet, da er hier das ganze Jahr über Nahrung finden kann.

Die Nahrungssuche findet meist im Schwarm oder im kleinen Trupp statt. Die Nahrung ist überwiegend pflanzlich. Der Haussperling frisst Pflanzensamen von Wildkräutern und Gräsern sowie Getreidesamen. Diese pickt er vom Boden auf oder direkt von Pflanzen herunter. Erwachsene Vögel fressen im Frühling und Sommer aber auch Insekten und andere wirbellose Tiere, die vom Untergrund aufgesammelt werden oder im Flug erbeutet werden können. Die Jungvögel im Nest werden zuerst ausschließlich mit Insekten gefüttert. Wenn diese älter werden, verfüttern die Altvögel zunehmend pflanzliche Nahrung.


Brutbiologie und Brutplätze

Brutbiologie

Haussperlinge im Geäst

Hecken dienen der geselligen Vogelart als Kommunikations- und Rückzugsraum.

Die Brutzeit des Haussperlings reicht von Ende April bis in den August hinein. Jedes Jahr zieht ein Paar 2 bis 4 Jungvögel auf. Jede Brut umfasst 4 bis 6 Eier, die etwa 2 Wochen lang bis zum Schlupf der Küken ausgebrütet werden. Nach weiteren 2 bis 3 Wochen sind die Jungvögel flügge und werden außerhalb des Nests noch 7 bis 10 Tage lang von den Eltern versorgt, bis sie selbstständig sind.

Als Kulturfolger brütet der Haussperling in Wien gerne an Gebäuden, wenn in deren Umfeld ausreichend Nahrung und Deckung vorhanden ist: Naturnahe Grünflächen, auf denen die Vögel Insekten fangen und Samen sammeln können, begünstigen die Brutvorkommen.

Ebenso nutzen sie umliegende Hecken zur Nahrungssuche und als Deckung vor Luft- und Bodenfeinden. Des Weiteren benötigen sie unversiegelte, offene Bodenstellen, in denen sie Staubbäder nehmen können.

Brutplätze

Haussperlinge an einen Straßenschild

Im 5. Bezirk rund um den Hundsturm gibt es zahlreiche Brutplätze zwischen Straßenschildern und Stuckfassade

Haussperlinge führen meist eine lebenslange Dauerehre. Ein neuer Partner wird nur gewählt, wenn der Vorgänger verstorben ist. Auch ihren Brutplätzen bleiben sie treu. Gerne kehren sie immer wieder an dieselben Standorte zurück, um ihr Nest zu bauen. Als Kulturfolger, die sich dem Menschen angeschlossen haben, kommen sie in ländlichen Gegenden vor, aber auch in Vorstadtbezirken und Stadtzentren, wenn diese ausreichend große Parkanlagen oder andere naturnahe Grünflächen bieten. Häufig brüten sie in Kolonien, sodass man an einem Gebäude mehrere Brutpaare finden kann.


Schwarze Vögel auf Altbau-Dächern

Im Laufe der Jahre können richtige Nestburgen entstehen, wie hier auf einem Dachbalken im Dachboden.

Ihr Nest bauen sie am Gebäude in geschützte Hohlräume hinein, beispielsweise unter Dachrinnen und Blechen der Dachtraufen, in oder hinter Stuckelementen an der Fassade, in Rissen im Gemäuer oder in Jalousiekästen. Auch ungenutzte Spechthöhlen an Fassaden werden von Sperlingen besiedelt. Derart versteckt ist das Nest sicher vor Nesträubern. Seltener bauen Haussperlinge deswegen Nester freiliegend in Büschen und Bäumen oder Fassadenbegrünung.

Das Nest ist kugelförmig und verfügt über einen seitlichen Eingang. Das Nest wird über mehrere Wochen hinweg aus unterschiedlichstem Material gebaut: Gräser, Stroh und Papiermüll bilden häufig die Außenwand, im Inneren wird das Nest mit weichen Halmen und Federn ausgepolstert.


Haussperling-Brutplätze melden

Wie bei allen als Gebäudebrüter bezeichneten Arten sucht die Wiener Umweltschutzabteilung ständig nach Hinweisen auf Brutplätze an Gebäuden, um so langfristig deren Schutz sicherstellen zu können. Falls Sie Haussperling-Kolonien kennen, senden Sie uns bitte die Adresse des Brutplatzes über das Kontaktformular oder per E-Mail an service@ma22.wien.gv.at.


Gefährdung und Schutz

Gefährdung

Haussperling in einer Regenrinne

Als Nistplatz können unterschiedlichste Strukturen genutzt werden: Hier ein Haussperling-Männchen in einem Entwässerungsrohr

Als Kulturfolger lebt der Haussperling in urbanen und ländlichen Gebieten. Obwohl er als häufiger Vogel gilt, ist er aktuell von starken Bestandsrückgängen betroffen. Insbesondere herrscht ein Mangel an Nistplätzen, da diese im Zuge von Gebäudesanierungen, Dachgeschoss-Ausbauten oder Abriss alter Gebäude verloren gehen. Brutplätze werden verschlossen, Baugerüste versperren während der Arbeitszeit den fütternden Altvögeln den Zugang zu ihren Nestern. Außerdem mangelt es an naturnahen Grünflächen, auf denen sie nach Nahrung suchen können und auf offenem Boden Staubbäder nehmen können. Der Rückgang der Insektendichte in den vergangenen Jahren entzieht ihnen ebenfalls die Nahrungsgrundlage.

Laut IUCN ("Rote Liste der gefährdeten Arten") wird der Haussperling noch nicht als gefährdet geführt, ist aber in Wien nach dem Wiener Naturschutzgesetz und der Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union geschützt.

Schutzmaßnahmen

Haussperlinge auf einem Dach mit Ersatz-Nistmöglichkeiten

Die Sperlingskolonie hat die an einem Gemeindebau neu geschaffenen Nistplätze bereits entdeckt.

Der Rückgang des Haussperlings ist oft auch Folge von Verlust von Brutplätzen durch Gebäudesanierungen. Es ist natürlich unerlässlich, Gebäude zu restaurieren, thermisch zu optimieren und Wohnraum für den Menschen zu schaffen. Dabei muss aber aufgrund der naturschutzrechtlichen Bestimmungen auch der Erhalt der Brutplätze und die zeitliche Abstimmung der Arbeiten auf die Brutzeiten beachtet werden. Bei entsprechender Vorlaufzeit ist dies erfahrungsgemäß weder mit hohen Kosten noch mit viel Aufwand verbunden.

Nur durch zeitgerechte Planung von Maßnahmen lassen sich Verzögerungen des Bauvorhabens und Konflikte aufgrund der Brutgeschäfte der Vögel zur Bauzeit sicher ausschließen. Grundsätzlich sollten Gebäude möglichst schon vor der Planung des Bauvorhabens von Biologie-Fachkräften begutachtet und diese auch bei der Planung des Vorhabens miteinbezogen werden.

Als Ersatzmaßnahme für Brutplätze, die nicht erhalten werden können, gibt es viele Möglichkeiten. Idealerweise ist jedoch aufgrund der starken Bindung der Vögel an den Brutplatz immer der Erhalt oder zumindest ein möglichst genauer Nachbau des jeweiligen Brutplatzes anzustreben.


Nistkästen für Sperlinge am AKH

Am AKH sind Nistkästen aus Pflanzfaserbeton eine einfache und wirkungsvolle Maßnahme, mit der neue Nistplätze geschaffen werden können.

Neben der Montage von geeigneten Nistkästen an der Fassade kann meist auch durch konstruktive Lösungen ausreichend Brutraum geschaffen werden. Brutplätze unter dem Blech im Bereich der Dachtraufe können im Zuge eines Dachgeschoß-Ausbaus beispielsweise leicht erhalten oder wiederhergestellt werden. Bereits vorher vorhandene oder während der Sanierungsarbeiten entstehende Hohlräume am Gebäude können dem Haussperling von außen zugänglich gemacht werden und neue Brutplätze darstellen.


Ersatz-Nistmöglichkeiten auf einem Dach

Ein Haussperlings-Männchen im neu geschaffenen Brutplatz in der Dachtraufe

Haussperlinge können sehr enge Spalten und Löcher nutzen, weswegen ihre Brutplätze für Tauben in der Regel nicht zugänglich sind. Sie verursachen bei der Brut keine Verschmutzungen an der Fassade und die Bausubstanz bleibt intakt.


Beachten Sie bei Bau- und Sanierungsarbeiten Folgendes:

  • Führen Sie nötige Bau- und Sanierungsarbeiten bitte außerhalb der Brutzeit, also von Anfang Oktober bis Anfang März, durch und stimmen Sie diese rechtzeitig vorher mit der Wiener Umweltschutzabteilung ab.
  • Haben Sie die Möglichkeit Nisthilfen aufzuhängen, steht Ihnen die Wiener Umweltschutzabteilung gerne beratend zur Seite. Nisthilfen lassen sich je nach Modell in Dämmung und Putz integrieren.
  • Bestehende Nester müssen Sie erhalten oder ersetzen. Eine Neubesiedelung muss unbedingt gewährleistet sein.
  • Geeignete Nistkästen erhalten Sie im Naturschutz-Fachhandel: Geschützte Tiere an Gebäuden - Bezugsquellen für Nistkästen und Ersatzquartiere (DIE UMWELTBERATUNG)
  • Alternativ können Sie Nistkästen auch selbst bauen: Bauanleitungen zum Selbstbau von Haussperling-Nistkästen (550 KB PDF)
  • Die Verwendung von Insektenvertilgungsmitteln sollte tabu sein. Das kommt auch anderen Arten zugute. Mit brütenden Haussperlingen in Ihrer Nähe haben Sie optimale Vertilger von Fliegen, Gelsen und anderen Insekten.

Die Wiener Umweltschutzabteilung unterstützt Sie gerne fachlich bei Sanierungsmaßnahmen und eventuell auftretenden Konflikten.

Fund eines Haussperlings am Boden

Immer wieder werden hilflose Haussperlinge am Boden gefunden - meistens Jungvögel, die wegen starker Hitze das Nest verlassen haben oder aus Ungeschick aus diesem gefallen sind. Wenn der Vogel noch stellenweise oder ganz unbefiedert ist, ist er auf unverzügliche Hilfe angewiesen. Sollte er schon komplett mit Gefieder bedeckt sein, warten Sie bitte mit großzügigem Abstand eine halbe Stunde lang, ob er von seinen Eltern gefüttert wird. Finden Sie einen nackten, teilweise befiederten oder nicht von den Eltern versorgten Haussperling, setzen Sie den Vogel bitte vorsichtlich in einen geschlossenen, vorher mit Luftlöchern versehenen Karton und stellen Sie den Karton an einen kühlen, schattigen Platz.

Dann kontaktieren Sie bitte die WildtierHotline der Stadt Wien unter +43 1 4000-49090 (Montag bis Sonntag inklusive feiertags, von 7.30 bis 22 Uhr). Alternativ können Sie die Eulen- und Greifvogelstation Haringsee kontaktieren.

Versuchen Sie bitte nicht den Vogel selbst aufzuziehen! Haussperlinge brauchen eine sehr spezielle Nahrung, ohne die sie nicht flugfähig werden und sterben.

Haussperling-Brutplätze im Stadtplan

Die Karte im Themenstadtplan "Wien Umweltgut" zeigt die derzeit bekannten Nistplätze von Haussperlingen und weiterer Kleinvögel in Wien, die im Zuge mehrerer Citizen Science-Projekte in den letzten Jahren erhoben wurden.

Publikationen

Weiterführende Informationen

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