"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Volkgasse

• Umstellung von dezentralen Gasetagenheizungen auf zentralen Erdwärmepumpenbetrieb im Zuge eines Dachausbaus und thermischer Sanierung eines Mehrfamilienhauses von 1910
• Hochtemperatur-Wärmepumpe für Heizung und Warmwasserbereitung über 14 Tiefensonden zu je 130 Metern im Garten
• 25-kWp-Photovoltaikmodule auf Dachflächen sowie an der Südfassade
• Reduktion des Heizwärmebedarfs um 55 Prozent, teilweise passive Kühlung möglich

In der Volkgasse 8 am Küniglberg in Hietzing befindet sich ein 3-stöckiges Wohnhaus mit gegliederter Straßenfassade aus dem Jahr 1910. In den Jahren 2022/2023 erhielt es zu den bestehenden 10 Mietwohnungen und einem Geschäftslokal einen Dachgeschoßausbau sowie Balkonzubauten an der Gartenrückseite. Im Zuge dessen wurde auch eine Verbesserung der thermischen Gebäudehülle vorgenommen und die Wärmeerzeugung im gesamten Haus von fossilen Energieträgern befreit.

Durch Fenstertausch und Dämmung der ungegliederten Fassadenteile konnte der Heizwärmebedarf um 55 Prozent gesenkt werden. Dies schuf die Voraussetzung, um die Heiz- und Warmwasserbereitung von dezentralen Gasetagenheizungen auf zentralen Erdwärmepumpenbetrieb umzustellen. Hierzu wurden im Garten hinter dem Wohnhaus im Abstand von 5 Metern zueinander 14 Tiefensonden mit jeweils bis zu 130 Metern Tiefe vorgenommen. Eine Hochtemperatur-Wärmepumpe im Keller mit 70-kW-Leistung bezieht hieraus die benötigte Energie, um von nun an das gesamte Haus emissionsfrei sowohl mit Heizwärme als auch mit Warmwasser zu versorgen. Die dafür erforderlichen Leitungen wurden über das Stiegenhaus und bestehende Schächte geführt. Die Heizkörper der Bestandswohnungen können im neuen System weitergenutzt werden, die Einzelgasthermen wurden durch Wohnungsstationen für Heizung und Warmwasserbereitung ersetzt. In der neuen Dachgeschoßwohnung, dem Geschäftslokal sowie 2 weiteren Wohnungen findet die Wärmeabgabe über Fußbodenheizungen statt. Sie können im Sommer auch zur passiven Kühlung über die Tiefensonden genutzt werden.

Zusätzlich zur erneuerbaren Wärmeversorgung verfügt das Haus Volkgasse 8 nun auch über Photovoltaikmodule auf verschiedenen Dachflächen sowie an der südseitigen Fassade. Die Gesamtleistung der Anlage liegt bei etwa 25 kWp. Geplant ist, den hier gewonnenen Sonnenstrom nicht nur für den Wärmepumpenbetrieb, sondern auch zum Laden von E-Fahrzeugen im Vorgarten einzusetzen.

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Unsanierter Altbau mit sehr hohem Heizwärmebedarf von 160 kWh/m²a
• Dezentrale Gasetagenheizungen mit Warmwasserbereitung im Durchlaufprinzip
• Wärmeabgabe über Heizkörper

Elemente des neuen Energiesystems

• 14 Tiefensonden zu je 130 Metern in einem 5-Meter-Raster im Garten
• 70-kW-Hochtemperatur-Erdwärmepumpe im Keller zur zentralen Heizungs- und Warmwasserbereitung im Durchlaufprinzip (2.000-Liter-Pufferspeicher)
• Leitungsführung über Stiegenhaus und bestehende Schächte
• Wohnungsstationen für Heizung und Kühlung anstelle der alten Gasthermen
• Wärmeabgabe über neue Fußbodenheizung in 3 Wohnungen (inklusive Dachgeschoß) und im Geschäftslokal, in übrigen Wohnungen über bestehende Heizkörper beziehungsweise Fußbodenheizungen im Bad
• Kühlmöglichkeit über Tiefensonden in Einheiten mit neuer Fußbodenheizung
• Photovoltaikmodule auf verschiedenen Dachflächen (gesamt circa 15 kWp) sowie an der Südfassade (circa 10 kWp)
• Ladestation für E-Pkw und E-Bikes im Vorgarten (geplant)

Unterstützung durch die Stadt Wien

• Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (thermisch-energetische Sanierung).

Über das Gebäude

• Adresse: 13., Volkgasse 8
• Gebäudetyp: Mehrfamilienhaus mit Geschäftslokal, errichtet 1910
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: 2023
• Wohnnutzfläche: 1.030 Quadratmeter (zuvor 953 Quadratmeter)
• Anzahl der Wohneinheiten: 11 (zuvor 10) und 1 Geschäftslokal
• Heizwärmebedarf: 88 kWh/m²a (zuvor 160 kWh/m²a)
• Energieeffizienzklasse: C (zuvor D)