"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt TU Wien
- Generalsanierung des 1970er-Jahre Hochhauses im Rahmen eines Forschungsprojekts 2014
- Optimierung von über 9.300 Einzelkomponenten reduzierte Energiebedarf um bis zu 93 Prozent
- Plus-Energie-Standard: am und im Gebäude wird über das Jahr gesehen mehr Energie gewonnen, als für Gebäudebetrieb und Nutzung benötigt
- Nutzung der Server-Abwärme zur Beheizung mittels Bauteilaktivierung
- Kühlung über Nachtlüftung und Free Cooling beziehungsweise hocheffiziente Kältemaschine
- größte Solarfassade Österreichs versorgt Nachbargebäude mit
- weitere Maßnahmen: Passivhaushülle, integrierter Sonnenschutz, Aufzüge mit Energierückgewinnung, intelligentes Gebäudemanagement, Green IT, optimierte Beleuchtung und intelligentes Stromnetz
Hohe Energieeffizienz, erneuerbare Energieversorgung, innovative Anwendungen – und das an einem zentralen Ort der Wissensvermittlung. Das ehemalige Chemie-Hochhaus der Technischen Universität am Getreidemarkt in Wien, erbaut in den 1970er-Jahren, wurde im Zuge eines Forschungsprojekts zu einem weltweit einmaligen Vorzeigeobjekt des Plus-Energie-Standards generalsaniert. Weltweit einzigartig ist das Projekt unter anderem, weil nicht nur (über das Jahr gerechnet) die gesamte Energie für den Gebäudebetrieb – also etwa für Lüftung, Beleuchtung, Heizung und Kühlung – direkt am Standort bereitgestellt wird, sondern auch für die gesamte Nutzung durch die etwa 800 Mitarbeiter*innen und Studierenden – vom PC bis hin zur Kaffeemaschine.
Entscheidend für ein Plus-Energie-Bürohochhaus sind eine Vielzahl aufeinander abgestimmter Maßnahmen. Im Fall der TU Wien waren es insgesamt über 9.300 Einzelkomponenten, durch die der Energiebedarf um bis zu 93 Prozent reduziert und der Rest über die dach- und fassadenintegrierte Photovoltaikanlage sowie durch Energierückgewinnung der Aufzugsanlage selbst erzeugt werden kann.
Die gebäudeintegrierte Photovoltaikanlage ist eine der größten Österreichs. Die Module sind an der Fassade, am Dach, integriert in die Stiegenhaus-Verglasung sowie als Terrassenbeschattung angebracht. Der produzierte Strom wird direkt im Gebäude verwendet, Überschüsse werden zur Gänze am Areal Getreidemarkt durch die Nachbargebäude der TU Wien verbraucht.
Die Temperierung der Räume erfolgt über eine effiziente Kühlung beziehungsweise Erwärmung des Estrichs (Bauteilaktivierung), die Nutzung der Server-Abwärme sowie eine hocheffiziente Kälteanlage. Ein intelligentes Gebäudemanagement mit Nachfrageverschiebung sowie Green IT reduzieren den Energiebedarf ebenso wie eine optimierte Beleuchtung und das intelligente Stromnetz, das Geräte vom Stromverbrauch entkoppelt, wenn diese nicht in Gebrauch sind.
Ausgangssituation der Energieversorgung
- hoher Heizwärmebedarf, ausschließlich über Fernwärme gedeckt
Elemente des neuen Energiesystems
- gesamte für Gebäudebetrieb und Nutzung im Jahresmittel benötigte Energie direkt im beziehungsweise am Haus gewonnen
- Heizwärmebedarf fast vollständig aus Server-Abwärme zur Nutzung via Bauteilaktivierung (Estrich) abgedeckt, Rest über Fernwärme (Radiatoren)
- Warmwasseraufbereitung mittels elektrischer Durchlauferhitzer
- Kühlung über automatische Nachtlüftung und Free Cooling beziehungsweise hocheffiziente Kältemaschine
- 2.199-Quadratmeter-Photovoltaikanlage mit 328,4-kWp-Gesamtleistung (Dach: 97,8 kWp, Fassade: 230,6 kWp) für Direktverbrauch vor Ort, Überschüsse über eigenen Starkstromring am Areal an benachbarte TU-Gebäude weitergegeben
- wärme-, sonnenschutz- und lichttechnisch optimierte Fassade mit Österreichs größter fassadenintegrierter Photovoltaikanlage
- Primärenergiebedarf inklusive Standard-Büronutzung 68 kWh/m2a (mit Hochleistungsrechnern: 115 kWh/m2a)
Über das Gebäude
- Adresse: 6., Getreidemarkt 9
- Gebäudetyp: Bürogebäude, erbaut 1965-1970
- Eigentümerschaft: BIG Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
- Fertigstellung: 2014
- Bruttogrundfläche: 15.855 Quadratmeter (Nutzfläche: 13.500 Quadratmeter)
- Heizwärmebedarf: 15 kWh/m2a (gemäß PHPP)
- Auszeichnungen: klimaaktiv Gold (1.000 Punkte), ÖGNB (986 Punkte)