"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Morizgasse
- Sanierung eines mehrgeschoßigen Gründerzeitwohnhauses samt Umstellung Energiesystem
- Zentrale Erdwärmenutzung ersetzt bestehende Einzelheizungen mit Gas, Öl, Nachtstrom et cetera
- Mini-Bohrgerät zur Errichtung von 16 Erdwärmesonden auf engstem Raum im Innenhof
- Heiz- und Kühlenergiebedarf kann vollständig gedeckt werden. Die Umstellung der letzten verbliebenen Gastherme erfolgt nach dem Mieter*innen-Wechsel.
- Im Sommer passive Kühlung über Kühldecken beziehungsweise Betonkernaktivierung des Fußbodens
- Dach-Photovoltaikanlage für den Wärmepumpenbetrieb
Der mehrgeschoßige Altbau in der Morizgasse 5 in Mariahilf wurde in den Jahren 2016 bis 2018 von den Eigentümer*innen in Privatinitiative vollständig thermisch saniert sowie das Dachgeschoß ausgebaut. Im Zuge dessen sollten auch die verschiedenen ineffizienten Einzelheizungen der Bestandswohnungen - darunter Gas-, Öl- und Nachtspeicheröfen - auf ein zentrales und erneuerbares System zur Beheizung und Kühlung umgestellt werden. Hierzu wurden im allseits umbauten Innenhof des Eckgebäudes insgesamt 16 Erdwärmesonden auf engstem Raum errichtet. Aufgrund der sehr begrenzten Platzverhältnisse kam für die Herstellung der Sonden ein spezielles Minibohrgerät zum Einsatz. Ein Teil der Straßenfassade samt dahinter liegender Wohnung wurde hierfür temporär zu einer Durchfahrt umgebaut (in welcher auch 4 der 16 Sonden errichtet wurden).
Mit den rund 80 Meter tiefen Sonden als Energiequelle beziehungsweise -senke in Kombination mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe ist die vollständige Abdeckung des Heiz- und Kühlenergiebedarfs des sanierten Gebäudes möglich. Während im Winter Wärme aus der Erde geholt wird, kann im Sommer deren Kühle genutzt und über die Decken beziehungsweise Fußböden abgegeben werden. Die in den Erdboden zurück eingebrachte Sommerwärme sichert dabei die dauerhafte Effizienz der Heizung (Regenerierung).
29 der 30 Wohnungen wurden bereits auf das neue zentrale, nachhaltige Energiesystem umgestellt. Nur ein Mieter entschied sich zunächst gegen die Umstellung und somit für die bestehende Gastherme. Auch die Warmwasserbereitstellung erfolgt im übrigen Haus nun zentral. Darüber hinaus verfügt der sanierte Altbau über eine Komfortlüftung sowie über eine Dach-Photovoltaikanlage zur Stromversorgung der Wärmepumpe.
Ausgangssituation der Energieversorgung
- Hoher Heizwärmebedarf mit über 150 kWh/m2a
- Unterschiedliche Einzelheizungen, zum Beispiel Gasöfen, Gasetagenheizungen (Kombithermen), Elektroöfen (Nachtspeicher), Ölöfen und Öfen für feste Brennstoffe
Elemente des neuen Energiesystems
- 12 Erdwärmesonden zu 84 Metern im Innenhof, 4 Erdwärmesonden zu 70 Metern in der temporären Einfahrt (Mindestabstand 3 Meter)
- 75-kW-Sole-Wasser-Wärmepumpe zur zentralen Heizung und Kühlung
- Wärmeabgabe in sanierten Wohnungen über Fußbodenheizung (in 2 Wohnungen über Radiatoren)
- Passive Kühlung über Fußböden beziehungsweise im Dachgeschoß und 3. Obergeschoß über Trockenbau-Decken
- Erschließung über 2 Steigleitungen in Fassadennische (unter Dämmung)
- Zentrale Warmwasserbereitung (20 kW) im Durchlaufprinzip über 1.760-Liter-Pufferspeicher
- 1 verbliebene Wohnung mit Gastherme wird nach Mieter*innen-Wechsel umgestellt
- Circa 70-Quadratmeter-Photovoltaikanlage am Dach (für den Wärmepumpenbetrieb dimensioniert)
- Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung
Unterstützung durch die Stadt Wien
- Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung und Blocksonderförderung).
Über das Gebäude
- Adresse: 6., Morizgasse 5
- Gebäudetyp: mehrgeschoßiges Gründerzeitwohnhaus um 1900
- Fertigstellung: 2018
- Heizwärmebedarf: 24,65 kWh/m2a (zuvor 150,75 kWh/m2a)
- Energieeffizienzklasse: B (zuvor E)
- Bruttogeschoßfläche: 2.595 Quadratmeter (zuvor 2.325 Quadratmeter)
- Anzahl der Wohneinheiten: 30 (zuvor 28)