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"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Miesbachgasse

Mit einem minimal-invasiven neuen Ansatz zentralisierte die Sozialbau AG einen 1960er-Jahre-Bau mit Gasetagenheizungen im 2. Bezirk - und macht ihn nun fossilfrei.

  • Pilotprojekt zur Umstellung von dezentralen Gasetagenheizungen im Bestand auf eine gemeinsame Dach-Heizzentrale durch Einziehen vorgedämmter Rohre in den Kaminen
  • Zentralisierung ist minimal invasiv, kostengünstig und rasch umsetzbar
  • Umstellung der insgesamt 21 Wohnungen erfolgt sukzessive auf Wunsch der Mieter*innen oder bei Mieter*innen-Wechsel auf Kosten des Vermieters
  • 2020: Nachrüstung einer Luftwärmepumpe in Kombination mit Pufferspeicher und Photovoltaikanlage anstelle des zentralen Gaskessels (dient weiter als Ausfallsreserve)
  • Künftige Einbindung in nachbarschaftliches Anergienetz in Planung
  • In 27 Häusern der Sozialbau AG wurden nach Vorbild der Miesbachgasse 10 bereits zentrale Heizanlagen errichtet, weitere 15 sind in Bau und nochmals so viele in Planung
Aussenansicht des Hauses in der Miesbachgasse

Ist es möglich, in bewohnten mehrgeschoßigen Wohnbauten einen Umstieg von Einzelgasthermen hin zu erneuerbaren Heizformen umzusetzen? Ja - das beweist ein Pilotprojekt in der Miesbachgasse 10 im 2. Bezirk, das den Startpunkt für ein Großprojekt zur Zentralisierung der Wärmeversorgung bei der Sozialbau AG darstellte. Ausgehend von dieser Wohnhausanlage war und ist es das Ziel des gemeinnützigen Wohnbauträgers, sukzessive alle Einzelgasthermen zu zentralisieren und auf nachhaltige Wärmesysteme umzustellen.

In der Miesbachgasse wurde 2017 damit begonnen, in einem 1. Schritt die Gaskombithermen, die es bis dahin in jeder Wohneinheit gab, nach und nach zu zentralisieren. Zu diesem Zweck wurde eine gemeinschaftliche Gastherme als Wärmezentrale auf dem Dachboden installiert. Die Leitungsführung zu den Wohnungen erfolgt besonders innovativ in gedämmten Wärmeverteilleitungen über die stillgelegten Kamine; anstelle der Einzelgasthermen werden zur Warmwasserbereitung Elektro-Boiler installiert. Die Systemumstellung ist somit minimal invasiv, kostengünstig und jeweils innerhalb eines Tages umsetzbar.

An die "Gemeinschaftstherme" kann in Folge jede erneuerbare Energieform wie Wärmepumpe oder Fernwärme angedockt werden. Beim Beispiel der Miesbachgasse 10 war dies eine Luftwärmepumpe, die 2020 aufgestellt wurde. Ein im Keller platzierter Pufferspeicher unterstützt den kontinuierlichen Wärmepumpenbetrieb. Zusätzlich produziert eine Photovoltaikanlage als gemeinschaftliche Erzeugungsanlage kostengünstig Sonnenstrom für die Wärmepumpe und die Elektro-Boiler.

Während das Konzept der zentralen Heizanlage nun auf alle 5.000 mit Gasthermen versorgten Wohnungen des Sozialbau-Verbundes ausgerollt wird, denkt man in der Miesbachgasse bereits einen Schritt weiter: Hier könnte künftig ein liegenschaftsübergreifendes Anergienetz, das Erdwärme oder Wärme aus dem Grundwasser nutzt, die Nachbarschaft versorgen.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Niedriger Heizwärmebedarf von 32 kWh/m2a durch thermische Sanierung 2011
  • Vollständig dezentralisierte Heiz- und Warmwasserbereitung über Gaskombithermen
  • Wärmeabgabe über Radiatoren (bleiben erhalten)

Elemente des neuen Energiesystems

  • Heizungszentrale am Dachboden (Abzweiger für alle Wohnungen vorgerichtet), Heizwasserverteilung über flexible, vorgedämmte Rohre, die durch Kamin eingezogen und an bestehendes Heizsystem der Wohnung angeschlossen werden.
  • Zentrale Luft-Wasser-Wärmepumpe mit 12,5 kW und 1.800 Volllaststunden am Dachboden
  • Bereits 2016 installierte zentrale Gastherme mit 35 kW dient als Back-up
  • 500-Liter-Pufferspeicher im Keller zur Unterstützung des kontinuierlichen Wärmepumpenbetriebs
  • Warmwasserbereitstellung dezentral über 80 bis 100 Liter Elektro-Boiler
  • 10-kWp-Photovoltaikanlage am Dach (gemeinschaftliche Erzeugungsanlage zum Betrieb von Wärmepumpe und Elektro-Boilern)
  • Ende 2022 waren 8 der 21 Wohnungen an die zentrale Heizanlage angeschlossen.

Über das Gebäude

  • Adresse: 2., Miesbachgasse 10
  • Gebäudetyp: sanierter mehrgeschoßiger Wohnbau, errichtet 1966
  • Eigentümerschaft: Genossenschaft WOHNBAU (Teil der Sozialbau AG)
  • Fertigstellung: Zentralisierung laufend seit 2017, Ersatz Gas durch Luftwärmepumpe 2020
  • Wohnnutzfläche: 1.082 Quadratmeter
  • Anzahl der Wohneinheiten: 21
  • Heizwärmebedarf: 32 kWh/m2a
  • Energieeffizienzklasse: B
  • Auszeichnungen: Eurosolar-Preis 2022, klimaaktiv-Vorzeigeprojekt

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