"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Mariahilfer Straße 182

• Stadtbildprägendes Gründerzeitgebäude, nach einer Gasexplosion gerettet und revitalisiert
• Teil eines Forschungsprojekts zur wärmetechnischen Optimierung historischer Fassaden
• Innovative Dämmmaterialien (spezieller Aerogel-Dämmputz, Hanf) und kontrollierte Wohnraumlüftung reduzieren Heizwärmebedarf um über 90 Prozent auf Passivhausniveau
• Restwärmebedarf über effizienten Gas-Brennwertkessel zentral gedeckt (Zentralisierung ermöglicht Umrüstung auf erneuerbare vor Ort Energie beziehungsweise Fernwärme, sobald verfügbar)
• Solarthermie am Dach zur Unterstützung der Warmwasserbereitung

Bei einer Gasexplosion im April 2014 waren 2 Geschoße und das Dach eines Wohnhauses in der Mariahilfer Straße 182 in Rudolfsheim-Fünfhaus eingestürzt. Mit Unterstützung der Stadt Wien wurde das stadtbildprägende Gründerzeitgebäude bis zum Frühjahr 2018 wiederaufgebaut, umfassend nachhaltig saniert und auf ein zentrales Heizsystem umgestellt. Im Spannungsfeld zwischen Altbaucharakter und Modernisierung entstanden dabei auf einer Wohnnutzfläche von 2.360 Quadratmeter 20 barrierefreie Altbau- und 9 Dachgeschoßwohnungen sowie neue Grünflächen im Hof und am Dach.

Bei der Sanierung wurde besonderer Wert auf nachhaltige Materialien und einen hohen energietechnischen Standard gelegt. Die Altbauwohnungen wurden passivhausnahe saniert und mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung ausgestattet. Dadurch konnte eine Reduktion des Heizwärmebedarfs von 121 auf unter 11 kWh/m²a erreicht werden. Im neu ausgebauten Dachgeschoß wurden 7 Maisonette- und 2 kleine Einliegerwohnungen geschaffen, die alle den Passivhausstandard erfüllen. Fixe Sonnenschutzlamellen an den Verglasungen schatten die hochstehende Sonne optimal ab, während sie im Winter solare Energiegewinne ermöglichen. Auf dem Dach wurden Solarmodule zur Unterstützung der Warmwasserbereitung errichtet.

Für die Dämmung der neu aufgebauten Außenwände sowie der bestehenden Innenhoffassaden wurde Hanf eingesetzt. Die erhalten gebliebene, gegliederte Straßenfassade in der Denglergasse wurde - erstmalig in Wien - im Rahmen eines Forschungsprojekts mit einem hochwärmedämmenden Aerogel-Dämmputz ausgeführt. Aus den Messergebnissen der TU Wien geht hervor, dass damit eine Reduktion des Wärmedurchgangskoeffizienten auf etwa die Hälfte erreicht werden kann. Abschließend wurde an den Straßenfassaden noch ein ausrollbarer textiler Sonnenschutz angebracht, der Bewegung in die klassische Altbaufassade bringt.

Ausgangssituation der Energieversorgung

• Hoher Heizwärmebedarf mit 121 kWh/m²a
• Dezentrale Heizungs- und Warmwasserbereitung über Gasthermen

Elemente des neuen Energiesystems

• Umstellung auf effiziente Zentralheizung mittels 150-kW-Gas-Brennwertkessel (mit Umrüstmöglichkeit auf erneuerbare vor Ort Energie beziehungsweise Fernwärme, sobald am Standort verfügbar), wobei Heizwärmebedarf durch passivhausnahe Sanierung auf unter 10 Prozent des vorherigen Bedarfs reduziert wurde (11 kWh/m²a)
• Gaskessel versorgt Fußbodenheizung (Nennleistungsbedarf 70 kW), Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (10 kW) sowie die beiden 922-Liter-Pufferspeicher zur Warmwasserbereitung
• 30-Quadratmeter-Solarthermie am Dach zur Unterstützung der Warmwasserbereitung (circa 5 Prozent der Gesamtwärmeerzeugung)
• Umfangreiches 2-jähriges Energieverbrauchs- und Komfortmonitoring nach Wiederbezug durch TU Wien

Unterstützung durch die Stadt Wien

• Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung).

Über das Gebäude

• Adresse: 15., Mariahilfer Straße 182
• Gebäudetyp: Gründerzeitwohnhaus, errichtet vor 1872
• Eigentümerschaft: privat
• Fertigstellung: 2018
• Heizwärmebedarf: 11 kWh/m²a (zuvor 121 kWh/m²a)
• Gesamtnutzfläche: 2.590 Quadratmeter
• Anzahl der Wohneinheiten: 29 (zuvor 28) und 2 Geschäftslokale
• Auszeichnungen: Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2019, Wiener Stadterneuerungspreis 2018, klimaaktiv Gold