"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Kaiserstraße
- Fernwärmeanschluss behalten, Heizwärmebedarf um über 80 Prozent gesenkt
- Hocheffiziente thermische Sanierung der Gebäudehülle durch konventionelle und innovative Maßnahmen (Innendämmung mit Kalziumsilikatplatten)
- Denkmalschutzgerechte Sanierung der historischen Kastenfenster mit Passivhauselementen sowie des schiefergedeckten Dachstuhls (inklusive Ausbau zur Wohnnutzung)
- Einbau von Lichtbändern mit fixen Sonnenschutzlamellen in die Dachflächen zur Vermeidung der sommerlichen Überwärmung und Nutzung der solaren Wärmegewinnung im Winter
- Einsatz einer zentralen Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung für alle Wohn- und Aufenthaltsräume
Das 1904 errichtete, 4-geschoßige Klostergebäude der Lazaristen in der Kaiserstraße 7 ist Teil eines denkmalgeschützten Platzensembles rund um die Kirche Mariä Empfängnis im 7. Bezirk. 2013 wurde es auf innovative und nachhaltige Weise saniert und als Demonstrationsprojekt für den Umgang mit historischer Bausubstanz anschließend 2 Jahre lang von der TU Wien wissenschaftlich begleitet, um Informationen für weitere Sanierungen schützenswerter Gebäude zu sammeln.
Da aufgrund der Denkmalschutzauflagen eine thermische Sanierung im herkömmlichen Sinn nicht in Frage kam, wurde das Ziel einer hocheffizienten thermischen Sanierung durch einen intelligenten Maßnahmenmix realisiert: Um die erhaltenswerte Riemchenfassade mit historischen Keramikplatten und Wiener Kastenfenstern nicht zu beeinträchtigen, wurde die thermische Qualität der Hülle durch eine 5 Zentimeter starke Innendämmung (Kalziumsilikatplatten) verbessert und hinter den äußeren Fensterflügeln passivhaustaugliche Holzfenster angebracht. An den Feuermauern und Innenhoffassaden, wo sich keine Zierelemente befinden, kam eine konventionelle Außendämmung mit Mineralwolle zum Einsatz.
Der Dachstuhl wurde unter Beibehaltung der ursprünglichen Schiefereindeckung ebenfalls thermisch saniert, statisch verbessert und für die Wohnnutzung ausgebaut. Darüber hinaus wurde die gesamte Haustechnikanlage erneuert und eine Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung in allen Wohn- und Aufenthaltsräumen installiert. Die bereits bestehende Fernwärmeversorgung wurde beibehalten. Der rechnerische Heizwärmebedarf konnte durch die umgesetzten konventionellen wie innovativen Effizienzmaßnahmen um mehr als 80 Prozent gesenkt werden. Das Demonstrationsprojekt zeigt, dass auch bei hohen Denkmalschutzauflagen eine große Reduktion des Energiebedarfs erreicht werden kann.
Ausgangssituation der Energieversorgung
- Hoher Heizwärmebedarf von circa 132 kWh/m2a (Erdgeschoß 147, Obergeschoße 125 kWh/m2a)
- Bereits bestehender Fernwärmeanschluss
Elemente des neuen Energiesystems
- Zentrales Lüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung für alle Wohn- und Aufenthaltsräume (Rückgewinnungsgrad 82,5 Prozent)
- Südseitige Lichtbänder mit Sonnenschutzlamellen am Dach ermöglichen hohe solare Gewinne im Winter
- Fernwärmeversorgung beibehalten, nur Umformerstation erneuert (angepasst an verminderten Leistungsbedarf)
- Nachgeschaltet 2 getrennte Wärmetauscher (je circa 80 kW) für Heizwärmeversorgung und Brauchwassererwärmung
- Wärmeverteilung über zentralen Installationsschacht zwischen Stiegenhaus und Lift
- Wärmeabgabe im EG über bestehende, im 1. OG teilweise über neue Radiatoren, im Dachgeschoßausbau und 3. OG über neue Fußbodenheizung, im 2. OG Mischsystem; 3-seitige Wandheizung in der Hauskapelle
- Warmwasserversorgung im EG und 1. OG zentral über 1.000 Liter Speicher im Keller, im 2. und 3. OG sowie Dachgeschoß über dezentrale Wohnungsstationen
Unterstützung durch die Stadt Wien
- Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Heimsanierung).
Über das Gebäude
- Adresse: 7., Kaiserstraße 7
- Gebäudetyp: denkmalgeschütztes Klostergebäude, errichtet 1904
- Eigentümerschaft: privat
- Fertigstellung: 2013
- Heizwärmebedarf: 24,9 kWh/m2a (zuvor 131,6 kWh/m2a)
- (Wohn-)Nutzfläche: 2.750 Quadratmeter
- Auszeichnungen: klimaaktiv Gold (940 Punkte), Wiener Stadt-erneuerungspreis 2014, nominiert zum Staatspreis Architektur und Nachhaltigkeit 2014