"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Hollergasse
- Umrüstung eines teilweise bewohnten Wiener Zinshauses von Einzelgasthermen beziehungsweise Strom- und Kohleheizung auf eine zentrale Pellets-Heizung für Heizen und Warmwasserbereitung
- Thermische Sanierung mit Ausnahme einer gegliederten Fassadenseite sowie Sanierung der nichtbewohnten Wohnungen
- Photovoltaikanlage mit circa 12 kWp
- Errichtung eines zusätzlichen Geschoßes und Aufstockung des Dachgeschoßes
Das Gründerzeithaus im 15. Bezirk wurde generalsaniert und um ein Vollgeschoß sowie 2 Dachgeschoße erweitert. Im Rahmen der Generalsanierung wurden aufgrund der historischen, gegliederten Straßenfassade lediglich die hofseitigen Außenwände sowie die glatte Fassade zur Sechshauser Straße gedämmt. Zusätzlich wurden im gesamten Gebäude die Fenster getauscht und straßenseitig mit fassadenintegriertem Beschattungssystem (Rollläden) ergänzt. Durch die thermische Sanierung konnte der Heizwärmebedarf um mehr als 70 Prozent auf 42 kWh/m²a gesenkt werden.
Da ein Anschluss an die Fernwärme nicht möglich war, wurde das Heizsystem der Bestandswohnungen von dezentralen Einzelgasthermen, Strom- und Kohleheizungen an eine zentrale Pellets-Heizanlage angeschlossen. Die ausgeklügelte Leitungsführung erfolgte über den hofseitigen WC-Turm der ehemaligen Gangtoiletten. Die Wohnungen im neu gebauten 4. Obergeschoß und im Dachgeschoß wurden über einen ehemaligen Lichtschacht an das neue Heizsystem angeschlossen. 2 wechselweise geschaltete Pelletskessel mit einer Leistung von je 60 kW sorgen im Gebäude nun fürs Heizen und für die Warmwasserbereitung. Für die Lagerung der Pellets wurde ein räumlich abgetrenntes Kellerabteil trockengelegt. Ein Lüftungssystem stellt sicher, dass keine Feuchtigkeit entsteht. Die Kessel im Nebenraum werden durch eine Förderschnecke mit Pellets versorgt. Die halbjährliche Anlieferung der Biomasse ist straßenseitig sichergestellt. In den vermieteten 7 Bestandswohnungen konnten die bestehenden Heizkörper erhalten bleiben, während in den 8 neuen und 2 generalsanierten Wohnungen die Wärmeabgabe über Fußbodenheizungen erfolgt. Das Heizen und die Warmwasserversorgung werden durch einen 1.000 Liter fassenden Pufferspeicher unterstützt. Die Umstellung des Energiesystems fand im bewohnten Zustand statt. Lediglich in einer Wohnung mit Kohleheizung konnte die Mieterin bisher nicht von der Umstellung auf das neue Energiesystem überzeugt werden. Hier wurde die Zentralisierung bereits vorbereitet. Alle weiteren Wohnungen verfügen nun über Wohnungsstationen für das Heizen und die Warmwasserversorgung. Die Abrechnung der Wärme setzt sich zu 30 Prozent aus Fixkosten für Wartung und Strom sowie zu 70 Prozent aus verbrauchsabhängigen Kosten zusammen - diese werden wohnungsweise mit Hilfe von Wärmemengenzählern ermittelt. Mit der Umstellung auf Biomasse wurden in allen Bestandswohnungen die Gasherde durch Induktionsherde ersetzt, sodass das Gebäude nun gasfrei ist.
Ausgangssituation der Energieversorgung
- Unsaniertes Gebäude aus der Gründerzeit
- Dezentrale Heiz- und Warmwasserbereitung über Einzelgasthermen beziehungsweise Strom- oder Kohleheizungen
- Wärmeabgabe über Heizkörper (zum Teil erhalten geblieben)
Elemente des neuen Energiesystems
- Heizung und Warmwasserbereitung durch 2 alternierend betriebene Pelletskessel mit je 60 kW
- Heizzentrale befindet sich im Keller; räumlich getrennter Lagerraum für die Pellets mit 20 bis 25 Tonnen Kapazität
- Pufferspeicher zu je 1.000-Liter-Volumen
- Wärmeabgabe mit bestehenden Heizkörpern in den Bestandswohnungen; in den neu geschaffenen Wohnräumen mit Fußbodenheizung
- Photovoltaikanlage mit 6-kWp-Leistung und Netzeinspeisung
Unterstützung durch die Stadt Wien
- Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung).
Über das Gebäude
- Adresse: 15., Hollergasse 17
- Gebäudetyp: Wohngebäude mit Sockelnutzung, Baujahr 1907
- Eigentümerschaft: privat
- Fertigstellung: Juli 2024
- Nutzfläche: 1.400 Quadratmeter (zuvor 866 Quadratmeter)
- Anzahl der Wohneinheiten: 17 (zuvor 11) und eine Apotheke im Erdgeschoß
- Heizwärmebedarf: 42 kWh/m²a