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"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Fernkorngasse

Ein urbanes Pilotprojekt erforscht mit erneuerbaren Baumaterialien und effizienten Technologien die Dekarbonisierung und Sanierung von Gründerzeitgebäuden.

  • Kreislauffähige Sanierung und Umstellung eines Gründerzeithauses von Erdgas auf Erdwärmeversorgung im Rahmen eines FFG-Forschungsprojekts
  • Einsatz von alternativen Baumaterialien wie Stroh- und Schafwoll-Dämmung sowie Glaskugelputz
  • Heizen, Kühlen und Warmwasserversorgung über 6 Tiefensonden - 4 davon auf öffentlichem Grund - mittels 50-kW-Erdwärmepumpen
  • Verwendung innovativer Technologien wie Abwasserwärme-Rückgewinnung und Klimawandel-Anpassungen wie Fassadenbegrünung und Cool-Space im Keller
  • 10-kWp-Photovoltaikanlage auf dem Dach
Hausfassade

Mit der Sanierung des Gründerzeithauses aus dem Jahr 1914 im 10. Bezirk wurde das Ziel verfolgt, mit beispielhaften und zukunftsfähigen Sanierungsmaßnahmen sowie innovativen Technologien bezahlbare und ressourcenschonende Lösungen für die thermische Sanierung, den Energieträgerwechsel und die Anpassung an den Klimawandel zu untersuchen. Im Rahmen des FFG-Forschungsprojekts werden ökologische Materialien und technologische Kombinationen erprobt, die bislang nur begrenzt Anwendung finden.

Die umfassenden thermischen Sanierungsmaßnahmen reduzieren den Heizwärmebedarf des Gebäudes von vormals 123,3 kWh/m²a auf beeindruckende 26,4 kWh/m²a. Eine Besonderheit ist dabei der Einsatz alternativer Dämmstoffe: In einem Geschoß kommt für Zwischenwände Schafwolle mit einem minimalen Aufpreis gegenüber herkömmlicher Mineralwolle zum Einsatz. Zudem ist auch die Verwendung von Stroh geplant. Aufgrund der hervorragenden CO2-Speicherungseigenschaft von Stroh trägt dieses Material zusätzlich zum Klimaschutz bei. Bei der gegliederten Straßenfassade kommt Glaskugelputz zum Einsatz. Mit dieser innovativen Materialwahl kann demonstriert werden, dass Ästhetik, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit miteinander vereinbar sind.

Die Umstellung des Energiesystems erfolgt durch den Einsatz zentraler Erdwärmepumpen mit einer Gesamtleistung von 50 kW. Diese werden sowohl zum Heizen und Kühlen über die Fußbodenheizung als auch zur Warmwasserversorgung eingesetzt. Zur optimalen Nutzung des verfügbaren Erdwärmepotenzials wurden neben 2 Bohrungen im Innenhof 4 zusätzliche Bohrungen mit einer Tiefe von 130 bis 150 Metern auf öffentlichem Grund vorgenommen. Die Arbeiten wurden in enger Abstimmung mit Behörden und Nachbar*innen durchgeführt. Die Einfahrtsgenehmigung der Nachbar*innen war aufgrund begrenzter Platzverhältnisse entscheidend.

Die Warmwasserbereitung erfolgt in dezentralen Wohnungsstationen. Dabei wird das Wasser im Durchlaufprinzip auf 52 Grad Celsius erwärmt. Die Wärmerückgewinnung aus dem Duschwasser steigert die Effizienz der Warmwasserbereitstellung. Das Projekt kombiniert hierfür 2 verschiedene Ansätze: In 3 Wohnungen wird die Wärme des Duschwassers über separate Rohre zurückgewonnen, während in den anderen Wohnungen spezielle Duschrinnen für die Wärmerückgewinnung sorgen.

Außerdem gibt es eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 10 kWp und eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz vor sommerlicher Hitze. Dazu gehören ein außenliegender Sonnenschutz, eine Fassadenbegrünung sowie ein Cool-Space im Keller.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Unsaniertes Gründerzeithaus mit hohem Heizwärmebedarf von 123,3 kWh/m2 a
  • Dezentrale Gasöfen beziehungsweise Gasthermen mit Heizkörpern
  • Warmwasserbereitung über Gasthermen und Gas-Durchlauferhitzer

Elemente des neuen Energiesystems

  • Heizung, Kühlung und Warmwasserbereitung über zentrale Erdwärmepumpen (circa 50 kW), 6 Tiefensonden mit einer Tiefe von 100 bis 150 Metern, 4 davon auf öffentlichem Grund
  • Fußbodenheizung mit einer Vorlauftemperatur von 35 Grad Celsius und Bauteilaktivierung als Abgabesystem für Heizung und Kühlung
  • Warmwasserbereitung erfolgt über Wohnungsstationen mit einer Bereitstellung des 52 Grad Celsius warmen Wassers
  • Pufferspeicher mit Fassungsvermögen von 1.000 Litern für die Heizung und 1.500 Litern für Warmwasser
  • Erprobung von dezentralen Wohnungsstationen zur Vermeidung von Zirkulationsverlusten bei der Warmwasserbereitstellung, Abwasserwärme-Rückgewinnung der Duschsysteme zur effizienten Warmwasserbereitung
  • 10-kWp-Photovoltaikanlage auf dem Dach

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung).

Über das Gebäude

  • Adresse: 10., Fernkorngasse 41
  • Gebäudetyp: Gründerzeithaus aus dem Jahr 1914
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: Ende 2025
  • Heizwärmebedarf: 26,4 kWh/m²a (zuvor 123,3 kWh/m²a)
  • Energieeffizienzklasse: B (zuvor D)
  • Nutzfläche: 1.516,7 Quadratmeter (zuvor 1.312,9 Quadratmeter)
  • Anzahl der Wohneinheiten: 21 (zuvor 18)

Kontakt

Stadt Wien - Energieplanung

Energieplanung (MA 20)
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