3.1 Ein Grätzl stellt sich vor
Das Programmgebiet Innerfavoriten umfasst das Grätzl zwischen Landgutgasse und Inzersdorfer Straße sowie zwischen Triester Straße und Laxenburger Straße. Hier wohnen rund 35.000 Menschen.
Das Grätzl zeichnet sich durch die dichte Bebauung aus, wobei ein erheblicher Teil der Gebäude aus der Gründerzeit stammt und vielfach sanierungsbedürftig ist. Dem entsprechend weisen die Wohnen insgesamt einen hohen Renovierungsbedarf auf. Die Straßenzüge im Rastermuster sind baumlos, während die Parks von den Bewohner*innen als erweiterte Wohnzimmer intensiv genutzt werden. Im Sommer entwickelt sich Innerfavoriten zu einem enormen Hitzepol in der Stadt. Das Pilotprojekt des Supergrätzls weist besonders vielversprechende Potentiale für die Weiterentwicklung des öffentlichen Raums auf.
Mit WieNeu+ werden in Innerfavoriten innovative Lösungen als Pilotprojekte getestet, die für die ganze Stadt Vorbildwirkung haben.
Gebietsanalyse
Die Gebietsanalyse ist eine grundlegende Phase im Vorbereitungsprozess von WieNeu+. Ihr Hauptziel ist es, umfassende Informationen über ein bestimmtes Gebiet zu sammeln und zu bewerten. Dies ermöglicht es, fundierte Entscheidungen für die bevorstehenden Projekte und Maßnahmen zu treffen. Die Analyse umfasst Aspekte wie die städtebauliche Struktur, soziale Dynamiken, wirtschaftliche Bedingungen, Umweltfaktoren und infrastrukturelle Gegebenheiten. Durch die Gebietsanalyse können Schwachstellen und Potenziale identifiziert werden, die als Grundlage für die Entwicklung von gezielten Projekten dienen, die einen Beitrag zu einem klima-und zukunftsfitten Grätzl leisten.
Ebenso werden mögliche Synergien zwischen den Programmbereichen Gebäude & Energie, soziale Nachbarschaft sowie öffentlicher Raum erörtert.
Die Ergebnisse der Gebietsanalyse gründen auf einer Analyse des Ist-Zustandes, definieren Ziele in den jeweiligen Bereichen und weisen schließlich zahlreiche Chancen und Potentiale für Aktivitäten auf. Diese werden hier aufgezeigt:
Bauliches – Ist-Zustand
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Gründerzeitliche Rasterbebauung
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Wohngebiet mit Resten betrieblicher Nutzung
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Hoher Sanierungsbedarf
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Potenziale für umfangreiche, innovative Projekte aufgrund Transformation und Leerständen
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Sommerliche Überhitzung
Bauliches - Ziele
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Gezieltes und systematisches Aktivieren vorhandener baulicher Potenziale im Sinne einer nachhaltigen Quartiersentwicklung in Innerfavoriten
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Sozialverträgliche, ressourcenschonende, klimaneutrale und klimawandelangepasste Verbesserung des Gebäudebestandes in Innerfavoriten
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Hitzereduzierende Gestaltung der Gebäude und liegenschaftsbezogenen Freiräume in Innerfavoriten (daraus auch Maßnahme „Coole Zonen“ im folgenden Projektgebiet „Grätzl 20+2“ abgeleitet)
Bauliches – Ansätze für die Weiterarbeit
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Besprechung der „passiven Wohnbaupotenziale“ mit der MA 21 und dem wohnfonds_wien (z.B. Dachgeschossausbau und Nachverdichtung)
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Sammlung „kontraproduktiver Anreize“ für klimafreundliche Sanierung (Was verhindert klimafreundliche Sanierung?)
Bevölkerung, Nachbarschaft und Soziales – Ist-Zustand
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Hohe Einwohner*innendichte
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Große Haushalte
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Viele nicht-österreichische Staatsbürger*innen
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Altersdurchschnitt: etwas jünger als der Wiener Durchschnitt
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Hohe Arbeitslosenquote
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Bildungseinrichtungen für verschiedene Altersgruppen
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Kaum Pflege- und Gesundheitseinrichtungen
Bevölkerung, Nachbarschaft und Soziales – Ziele
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Beteiligung der Bevölkerung am nachhaltigen Umbau von Innerfavoriten
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Schaffen passender Räume für nachbarschaftliche Aktivitäten in Innerfavoriten
Bevölkerung, Nachbarschaft und Soziales – Ansätze für die Weiterarbeit
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Planung und Realisierung eines Veranstaltungs-/Nachbarschaftsraumes
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Beteiligungsverfahren zum Quellenplatz (GB*)
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Partizipatives Ideen-Budget (GB*)
Freiraum, öffentlicher Raum – Ist-Zustand
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Hoher Versiegelungsgrad und geringer Grünflächenanteil
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Deutliche Unterversorgung an Grün- und Freiräumen – hoher Nutzungsdruck
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Bevölkerung von sommerlicher Überhitzung betroffen
Freiraum, öffentlicher Raum - Ziele
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Schaffen eines ausreichenden Netzes an qualitativ hochwertigen öffentlichen Grünräumen (Parks) in Innerfavoriten
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Begrünte und schattige Straßen und Wegeverbindungen mit hoher Aufenthaltsqualität in Innerfavoriten schaffen/erhalten
Freiraum, öffentlicher Raum – Ansätze für die Weiterarbeit
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Initiative zur Einbindung der Bewohner*innen in die Pflege der „Grünen Infrastruktur“
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Konzept für den öffentlichen Raum entwickeln
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Temporäre Interventionen, die aufzeigen, wie der öffentliche Raum anders als bisher genutzt werden kann
Mobilität – Ist-Zustand
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Geringer Motorisierungsgrad
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Gute Anbindung an den ÖPNV
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Wenige Radwege
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Viele Tempo-30 Zonen
Mobilität - Ziele
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Zielgruppenübergreifende Förderung aktiver, zukunftsfitter Mobilität in Innerfavoriten
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Gute und vielfältige ÖPNV-Angebote in Innerfavoriten bieten
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Gute und sichere Fuß- und Radverbindungen in Innerfavoriten gewährleisten (siehe z.B. Bericht „Kinder- und Jugendmobilität“ im Triesterviertel)
Mobilität – Ansätze für die Weiterarbeit
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Planung einer schrittweisen Umsetzung des „Supergrätzl“-Konzepts
Wirtschaft - Ist-Zustand
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Sehr unterschiedlich ausgeprägte EG-Zonen
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Viele Nahversorger*innen – dazwischen noch produzierendes Gewerbe
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Viele Betriebe – viele Branchen
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Geringe Kaufkraft
Wirtschaft - Ziele
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Unterstützung von Unternehmer*innen bei der Entwicklung von umweltschonenden und hitzereduzierenden Maßnahmen
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Lokale Wirtschaft in Innerfavoriten beleben und in ihrer Resilienz stärken
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Lebendige und attraktive Erdgeschoßzonen in Innerfavoriten schaffen/erhalten
Wirtschaft - Ansätze für die Weiterarbeit
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Unterstützung Leerstandsaktivierung z.B. durch Zwischennutzungen
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Unterstützung von lokaler Wirtschaft z.B. durch neue Grätzlförderungen
Erkenntnisse
Auf Grundlage der Gebietsanalyse sowie vertiefenden Themenworkshops mit lokalen Akteur*innen wurden Projektpotenziale identifiziert und im nächsten Schritt ausgearbeitet. Diese stehen im Einklang mit den Themen und Zielen von WieNeu+ und leisten einen Beitrag zu einem klima-und zukunftsfitten Favoriten.