4. Gebäude & Energie

4.8 Sedlak Immobilien, Pilotprojekt kreislauffähige Sanierung VDN22

Partner*innen: Sedlak/Scale, Digital findet Stadt

\\msamba7\foto\sammlung fuer Oeffentlichkeit\WieNeu+\03_Innerfavoriten\2023 Abschlussbericht Innerfavoriten\Foto 9-16 original\5.8 Bestand VDN22 1 (c) Stadt Wien - Bojan Schnabl.jpg
Abbildung 24: Sedlak Immobilien, kreislauffähige Sanierung im Bestand Van-der-Nüll-Gasse 22, Copyright: Stadt Wien, Bojan Schnabl

Mit der Van der Nüll Gasse 22 - ein Bestandsobjekt der Sedlak Immobilien - soll erstmals im Pilotprojekt ein Gebäude kreislauffähig im Sinne der EU-Taxonomie saniert werden, wobei die technischen Bewertungskriterien, die im Juni 2023 als delegierter Rechtsakt der Europäischen Kommission veröffentlicht wurden, angewendet werden. Der Fokus liegt auf größtmöglich wirtschaftlichen, skalierbaren und mit moderatem Aufwand umsetzbaren Lösungen.

Das Gebäude ist ein Gründerzeithaus aus dem Jahr 1885, mehrfach saniert. Nach einer ersten Studie sollen hier neue Wohnungen und Büros auf einer Bruttogeschoßfläche von 1650 m² entstehen, ein Teil davon durch Nachverdichtung in Form von drei Geschoßen im Dachausbau. Projektstart war im Juni 2023, der Baustart ist mit Anfang 2025 geplant, die Fertigstellung mit Anfang 2026.

Voraussetzung für die Verwirklichung der taxonomiekonformen Sanierung ist die Erfüllung der Kriterien eines der sechs Umweltziele, ohne dabei gleichzeitig einem der anderen Ziele einen bedeutenden Schaden zuzufügen. Das Umweltziel „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“ ist gerade für das Baugewerbe von immenser Bedeutung, denn mehr als ein Drittel der weltweiten Ressourcen verbraucht die Bauwirtschaft, das Einsparpotenzial ist entsprechend hoch.

Konkret bedeutet kreislauffähig Bauen und Sanieren: Verlängerung der Nutzungsdauer des Gebäudes – durch eine Planung, die Umnutzungsmöglichkeiten beinhaltet und eine einfache Nutzung garantiert sowie durch Verwendung von Materialien und Technologien mit hoher Lebensdauer und Verzicht auf Primärrohstoffe zugunsten von Sekundärrohstoffen – also bereits Vorhandenes wiederverwenden oder recycelte Materialien einsetzen und Reduktion von Abfall beim Bauen, der nicht wiederverwertet werden kann. Außerdem muss schon beim Planen ein Rückbaukonzept für das Ende der Nutzungsdauer mitüberlegt werden. Für das Gebäude ist eine Ökobilanz über die gesamte Nutzungsdauer ab Beginn der Renovierung zu erstellen. Die im Gebäude verbauten Materialien sollen irgendwann wiederverwendet werden können, dafür wird ein digitaler Gebäuderessourcenpass als Materialdatenbank benötigt – damit auch sichtbar ist was, wo, wie verbaut ist.

Unterstützt wird der Prozess durch eine neue Software der SCALE, mit der die Umweltwirkungen des Gebäudes je nach Materialverwendung simuliert werden können. Die Berechnung der Ökobilanz anhand eines digitalen Modells ermöglicht in der Planungsphase, die Treibhausgasemissionen und weitere Umweltindikatoren durch die Gegenüberstellung unterschiedlicher Baumaterialien im Modell zu optimieren.

Das Projekt wird von der WieNeu+ Grätzlförderung gefördert.

„Wir wollen umsetzen, wovon seit einiger Zeit alle sprechen und starten den Praxistest.“

DI Wilhelm Sedlak

Die Kernmaßnahmen des Projekts:

  • Abfallmanagement . Das Projekt minimiert Abfall und setzt auf das Recycling von Baumaterialien, um Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

  • Materialauswahl und –verwendung . Bei der Sanierung werden umweltfreundliche und nachhaltige Materialien ausgewählt.

  • Konstruktionsdesign . Bei der Planung steht Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und Demontierbarkeit im Mittelpunkt. Die Gebäude sollen nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft gerüstet sein.

  • As Built-Modell . Ein zentraler Datenspeicher für relevante Gebäudeinformationen, der die genaue Dokumentation der verwendeten Materialien und Komponenten ermöglicht.

  • Dokumentation und Transparenz . Eine umfassende Berichterstattung dokumentiert nicht nur die Einhaltung der EU-Taxonomie-Kriterien, sondern auch die positiven Auswirkungen auf die Umwelt.

C:\Users\lanm50sco\AppData\Local\Microsoft\Windows\INetCache\Content.Word\test.png
Abbildung 25: Lineare versus zirkuläre Sanierung. Copyright: Sedlak Unternehmensgruppe, Scale

Erkenntnisse

Das Projekt gilt als Leuchtturmprojekt, um kreislaufwirtschaftliche Ansätze in der Sanierung anhand eines Beispielobjektes zu testen. Der Ansatz ermöglicht einen Reality-Check der aktuellen Rahmenbedingungen und bietet die Möglichkeit konkret anwendbares Wissen für zukünftige Projekte zu gewinnen.

Den Schritt in Richtung kreislauffähiges Bauen zu setzen, erfordert neues, kreatives, offenes Denken in teilweise ungewohnten Bahnen.

Die Umsetzung kreislauffähiger Lösungen in der Gebäudesanierung ist stark abhängig von der Typologie und dem Baualter der Gebäude. Daher ist stets eine auf das konkrete Projekt abgestimmte detaillierte Bestandsaufnahme vor Ort unerlässlich.

Die Wirtschaftlichkeit und die Konformität mit der Taxonomie der Maßnahmen hängen maßgeblich von den rechtlichen und technisch-realistischen Rahmenbedingungen ab, die den Wettbewerb und somit die Preisbildung beeinflussen.

Die Skalierbarkeit von kreislauffähigen Sanierungslösungen wird erst durch zu erwartende marktgerechte Angebote im Bereich Kreislaufwirtschaft ermöglicht werden.

Weitere Erkenntnisse aus dem Projekt von Sedlak Immobilien / Scale werden laufend auf dem Blog veröffentlicht. Der Projektfortschritt kann auf einem BLOG auf der Website der DI Wilhelm Sedlak GmbH mitverfolgt werden.

Folgende Projekte legen den Fokus auf Forschung & Konzeption von Innovationsideen, um deren technische und organisatorische Machbarkeit vorab zu prüfen.