Einleitung

Stadterneuerung mit WieNeu+

Abbildung 4: Stephan Hartmann, Programmleiter von WieNeu+, Stadt Wien Technische Stadterneuerung (MA 25). Copyright: PID / Martin Votava

Angesicht der aktuellen Aufgaben und Ziele der Stadt Wien, wie sie in der Smart Klima City Wien Strategie, dem Wiener Klimafahrplan zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2040, dem Programm „Raus aus Öl und Gas“ sowie zahlreichen weiteren Grundsatzdokumenten und Rechtsnormen der Stadt festgehalten sind, kommt der Stadterneuerung und ihrer Weiterentwicklung eine zentrale Bedeutung zu. Sozialer Zusammenhalt und Nachbarschaft in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen oder die Umgestaltung der gebauten Stadt wegen des menschengemachten Klimawandels verlangen nach Lösungen. Das Credo der „Sanften Stadterneuerung“ bleibt dabei eine wichtige Richtschnur, nicht zuletzt auch, da der Erhalt der historischen Bausubstanz – und der Wohnungen der Menschen, die darin leben! – auch für Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft im Bauwesen essentiell ist.

Nach 50 Jahren haben viele Grundzüge der Sanften Stadterneuerung weiter Gültigkeit: Nahe an den Anliegen und Bedürfnissen der Menschen vor Ort, die konkrete Umsetzung als Ziel, Betrachtung über das Einzelgebäude hinaus (Stichwort „Blocksanierung“), Koordination und Schnittstellen zwischen Stadt - Privaten - Unternehmen, fach- und themenübergreifend agieren.

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Abbildung 5: Wissenskreislauf in WieNeu+. Copyright: Stadt Wien / MA 25

“Retrofitting“ der „Sanften Stadterneuerung“

Im Programm der Stadterneuerung „WieNeu+“ geht es darum, den städtischen Ansatz zur Erneuerung von Stadtvierteln voranzutreiben. Unser Ziel ist es, konkrete Lösungen für die Anliegen der Menschen in der Nachbarschaft umzusetzen, gleichzeitig jedoch auch an innovativen Methoden zu arbeiten und aus den erzielten Ergebnissen zu lernen. Der englische Begriff „Retrofitting“ bezeichnet Umbau oder Nachrüstung eines alten Gebäudes mit moderner Infrastruktur. Im Kontext von WieNeu+ geht es um die Fortführung der Erfolgsgeschichte der Stadterneuerung in Wien.

Dies ist möglich, da es im Jahr 2020 einen langfristigen Beschluss des Wiener Gemeinderates inklusive Budgetrahmen bis 2030 gab. Der Impuls aus dem EU-geförderten Vorhaben „Smarter Together“ in Wien Simmering war wichtig, um Stadterneuerung als themenübergreifende Querschnittsaufgabe zu veranschaulichen, wo viele Synergien und Innovationspotentiale bestehen. Dabei geht es immer auch um die Demonstration konkreter und „greifbarer“ Lösungen vor Ort. Erst im Praxistest zeigt sich die Handhabung und die vielen Details einer Mobilitätslösung oder eines Energie- und Haustechniksystems in einem Gebäude. Dieses Motiv eines „Reallabors“ (englisch „Urban Living Lab“) wird in WieNeu+ umgesetzt.

2022 wurde die Gruppe „Programm WieNeu+ und Sonderprojekte“ im Rahmen der Magistratsabteilung Technischen Stadterneuerung (MA 25) eingerichtet. Insgesamt sind jedoch zahlreiche Personen als Partner*innen aus verschiedenen Unternehmen und Organisationen in WieNeu+ involviert sowie die mittlerweile tausenden Menschen, die direkt oder über die diversen Grätzlmarie-Projekte bei WieNeu+ mitgemacht haben.

Zu den Strategien braucht es Methoden

Jedes Gebiet („Grätzl“) in WieNeu+ ist als Programm organisiert, das – so zeigen die ersten 2 Gebiete – aus rund je 30 Einzelprojekten besteht. Drei bewusst breit angelegte Themensäulen mit „Gebäude + Energie“, „Öffentlicher Raum“ und „Soziale Nachbarschaft & Grätzlentwicklung“ strukturieren die Projekte. Zwischen den Themensäulen ergeben sich immer wieder sinnvolle Synergien und Schnittstellen. Neben Gebäudesanierung sind u.a. lokale Infrastrukturen, belebte Geschäftslokale, Grün- und Freiräume wichtige Lösungsbausteine für „klima- und zukunftsfitte“ Grätzl. Eine wichtige Aufgabe im 10-jährigen Programm ist darüber hinaus das „Wissens- und Innovationsmanagement“. Dieses baut auf den Ergebnissen der einzelnen Projekte auf (projektorientiertes Wissensmanagement) und liefert wertvolle Inputs für die Weiterentwicklung der Projekte ebenso wie des WieNeu+ Programms. Es gibt allen Partner*innen wichtiges zeitnahes Feedback hinsichtlich der gestellten Ziele sowie der Analyse der Prozesse und Ergebnisse, welche in die Folgeaktivitäten einfließen.

Methode braucht auch die Kontaktaufnahme und Begleitung von Eigentümer*innen einzelner Liegenschaften, ganzer Baublöcke oder Straßenzüge für Energielösungen oder Sanierung. Fokus in WieNeu+ sind Vorhaben, die über Standardlösungen hinausgehen und bereits in Entwicklung sind. Dabei wird im Rahmen des Programm-Managements mit vielen privaten und städtischen Partner*innen an gemeinsamen Projekten gearbeitet. Wichtige Partner*innen hier sind der wohnfonds_wien, die Gebietsbetreuungen, Wiener Wohnen, aber auch die Wirtschaftsagentur Wien oder Dienststellen der Stadt Wien im Bereich Stadtplanung. Mit den Bezirksvorstehungen gibt es einen regelmäßigen und direkten Austausch.

Methode hat aber auch die Bearbeitung eines Programmgebietes in WieNeu+ mit dreijährigem Programm-Management und zusätzlicher Vor- und Nachbereitung. Wichtig sind zudem die zusätzlichen Förderanreize für die Gebiete. Die WieNeu+ „Grätzlförderung“ für Mehraufwände baulich-technischer innovativer Lösungen sowie die „Grätzlmarie“ als direkte Förderung für Bewohner*innen oder Vereine vor Ort. Bei der Grätzlmarie außerdem der Beirat aus Bewohner*innen und lokalen Institutionen, an den die Letztentscheidung der Förderung durch die Stadt Wien delegiert wurde.

In den nächsten Jahren wird es auch darum gehen, über Pilot- und Forschungsprojekte hinaus ganze Grätzl zu bearbeiten. Die „Champions League“ ist derzeit wohl, die Klimaneutralität ganzer Bestandsgebiete vorzubereiten und in die Umsetzung zu bringen, was die Stadt Wien inklusive WieNeu+ aktuell im Alliiertenviertel im 2. Bezirk erarbeitet.

Aus dem Feedback von Beteiligten können wir bisher folgenden konkreten Mehrwert aus WieNeu+ identifizieren:

  • Fördergelder oder geförderte Projekte werden lukriert,

  • die Vernetzung und ein Knowhow-Transfer finden statt,

  • die direkten Kontakte zur Stadt Wien werden als wertvoll angesehen,

  • die Koordination und das Projektmanagement stärken die Dynamik der Aktivitäten aller Programm- und Projektpartner*innen,

  • die Beteiligungsangebote werden stark genutzt und WieNeu+ hat einen „Draht“ zu den Menschen im Grätzl,

  • die Erkenntnisse und das Wissen wird gesammelt und steht allen Beteiligten zur Verfügung,

  • auch „was warum nicht funktioniert“ stellt eine wertvolle Information dar,

  • WieNeu+ stößt Umsetzungen an und bringt Dinge ins Laufen,

  • die (Pilot-)Maßnahmen setzen die Strategien der Stadt Wien real um und zeigen ihre Wirkung.

Am Ende des Tages ist aber wohl zentral, dass die Menschen einen Mehrwert in den WieNeu+ Gebieten haben und verspüren.

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Abbildung 6: Programmleiter Stephan Hartmann bei der Grätzlmarie-Abschlusspräsentation (7.11.2023). Copyright: Stadt Wien / Martin Votava

„Unsere Vision ist es, die Stadterneuerung für die großen Themen der Stadt im 21. Jahrhundert weiterzuentwickeln und anhand konkreter Umsetzungsprojekte oft unsichtbare Hürden zu überwinden. Das Feedback unserer Projektpartner*innen aus Fachkreisen und der Wirtschaft bestätigt unseren Ansatz.“

Stephan Hartmann

Programmleiter von WieNeu+