5.2 Waldbauliche Bestandesbeschreibung
Waldbauliche Maßnahmen steuern und beeinflussen die Bestandesentwicklung. Abhängig davon inwieweit die Bestandessituation von der Zielsetzung abweicht, sind mehr oder weniger umfangreiche waldbauliche Maßnahmen
zu setzen. Voraussetzung dafür ist, dass die Bestände zuerst charakterisiert, ihre Geschichte beurteilt und ihre Weiterentwicklung abgeschätzt werden und waldbauliches Wissen angewandt wird, um eine Behandlung zu definieren, die zum Ziel hat, Zuwachs, Wert, Schutzwirkung, etc. zu optimieren. Dies erfolgt im Rahmen einer waldbaulichen Bestandesbeschreibung. Diese besteht aus:
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Standortsbeschreibung : diese inkludierte Seehöhe, Höhenstufe, Exposition, Hangneigung, potenziell
natürliche Waldgesellschaft, Relief und Boden. -
Wuchsklasse : Waldbestände durchlaufen innerhalb ihres Lebens verschiedene Entwicklungsphasen. Der
jeweilige Entwicklungszustand hängt dabei vom mittleren Brusthöhendurchmesser (BHD), der mittleren
Höhe, dem mittleren Alter und der Schichtung ab. -
Blöße und Kahlfläche: temporär unbestockter Waldboden (weniger als 30 % Überschirmung)
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Jungwuchs: bezeichnet die Phase von Ansamung, Ausschlag, oder Pflanzung bis zum Bestandes-
schluss (etwa 2 m Höhe) und beinhaltet Nachbesserungen. -
Dickung: geschlossener Waldbestand vor der Astreinigung und vom Kronenschluss bis zur Schichtung
mit bis zu einem mittleren Brusthöhendurchmesser von bis zu 10 cm. Die Bäumchen sind dabei bereits mehr als mannshoch und berühren bzw. überlappen sich mit den Seitenzweigen. -
Stangenholz: Bestandesentwicklungsphase mit optimalem Wachstum, starker Differenzierung und
starker Astreinigung. Der mittlere BHD liegt zwischen 10 cm und 20 cm. -
Baumholz: In dieser Phase klingen Höhen- und Durchmesserzuwachs ab, der Bestand soll in Ruhe wachsen und Wertholz entstehen. Das Baumholz wird anhand des mittleren BHD in schwaches (20 cm bis 30 cm), mittleres (30 cm bis 50 cm) und starkes (> 50 cm) Baumholz unterteilt.
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Altholz: Dieser Begriff bezeichnet einen verjüngungsreifen Baumholzbestand. Der Zuwachs geht zurück, die Mortalität erhöht sich und der Bestand tritt in die Zerfallsphase.
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Mischungsart : Gibt an, aus welchen Baumarten sich ein Bestand zusammensetzt.
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Mischungsgrad : Gibt die Anteile der Baumarten in Zehntel überschirmter Fläche (bis Dickung) bzw. Volumen (ab Stangenholz) an. Der Mischungsgrad kann auch als vereinzelt (kleiner 10 %), beigemischt (10-40 %) und gemischt (etwa gleiche Anteile) angesprochen werden.
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Mischungsform : Beschreibt die räumliche Struktur des Bestandes und die Verteilung der Baumarten. Mögliche Mischungsformen sind:
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einzelne Individuen
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Trupp: 5 Bäume
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Gruppen: mehr als 5 Bäume und bis zu einer Baumlänge im Baumholz
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Horste: mehr als eine Baumlänge bis 0,5 ha
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Rotten: dicht gedrängtes Baumkollektiv aus unterschiedlich hohen, tief beasteten Bäume
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Bestandesschlussgrad : Ist ein Maß der gegenseitigen Bedrängung der Baumkronen (des Hauptbestandes) und wird als gedrängt (Kronen verzahnt), geschlossen (keine Lücken, Kronen berühren, aber überlappen nicht), locker/licht (regelmäßig verteilt, Einschieben von Kronen möglich) oder räumig/lückig (große Löcher, Einschieben mehrerer Kronen möglich) angesprochen. Er dient als Orientierungshilfe für die Lichtverhältnisse unter dem jeweiligen Kronenschirm und gibt Hinweise für verschiedene waldbauliche Maßnahmen, insbesondere für die natürliche Verjüngung.
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Vertikale Bestandesstruktur : Beschreibt den Bestandesaufbau und gibt für jede Schicht den Deckungsgrad an. Die Gliederung erfolgt in:
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Krautschicht: kleiner 1,3m Höhe
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Strauchschicht: 1,3 m bis 5 m Höhe
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Unterschicht: kleiner 1/3 der Oberhöhe
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Mittelschicht: 1/3 bis 2/3 der Oberhöhe
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Oberschicht: größer 2/3 der Oberhöhe
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Deckungsgrad : Deckungsgrad je Schicht maximal 100 %; wird in 10 %-Stufen angesprochen. Sobald eine Schicht mehr als 30 % Deckungsgrad aufweist wird sie als eigene Schicht angesprochen. Unterteilung in:
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Einstufige Bestände: Kronen der bestandesbildenden Bäume gehören Oberschicht an; Kronendach ist geschlossen
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Zweistufige Bestände: klare Unterscheidung der Ober- von der Unter- bzw. Mittelschicht, das Kronendach der Oberschicht ist lückig
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Stufige Beständen: Bäume gehören mehreren, nicht unterscheidbaren Schichten an
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Altersstruktur : Abschätzen der Alterspanne je Baumart. In den forstlichen Operaten (Wirtschaftsplänen) werden meist 20-jährige Altersklassen verwendet.
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Beschreibung der Entwicklung : kurz- (5 Jahre), mittel- (5 bis 10 Jahre) und langfristig (30 Jahre); dient zur Ableitung von waldbaulichen Zielsetzungen
An einzelnen Bäume können ertragskundliche Merkmale (z. B. BHD, Höhe, H/D-Wert etc.), ihrer Baumklasse
(IUFRO-Klassifikation), soziale Stellung (Kraft’sche Stammklasse; 1: vorherrschend, 2: herrschend,
3: mitherrschend, 4: beherrscht oder 5: unterständig) und Qualität angesprochen werden.