4.1 Energieversorgung
Darum geht’s!
Smart City Wien bedeutet, dass die Energieversorgung in Wien in Zukunft fast vollständig auf erneuerbaren Energieträgern basiert, die vielfach regional produziert und lokal genutzt werden. Durch signifikante Verbesserungen bei der Energieeffizienz sinkt der Verbrauch deutlich. Möglich wird das durch die zunehmende Elektrifizierung im Verkehrs- und Wärmesektor (vor allem durch Elektroautos und Wärmepumpen), den koordinierten Ausbau der Fernwärme, neue Technologien und Geschäftsmodelle, aber auch das zunehmende Umweltbewusstsein und veränderte Mobilitätsverhalten der Menschen in unserer Stadt.
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Die ökologische, sichere und leistbare Energieversorgung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung in Wien. Gleichzeitig muss das Energiesystem der Stadt radikal transformiert werden, um die CO 2 -Emissionen aus der Verbrennung von Öl, Treibstoffen und Erdgas auf null zu bringen.
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Daher wird massiv in die Energieeffizienz im gesamten Energiesystem investiert – von der Erzeugung bis zur Verteilung an die Endkund*innen und von der Gebäudeheizung und -kühlung bis zu den Fertigungsprozessen in den Wiener Betrieben.
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Parallel dazu treibt Wien die Umstellung auf erneuerbare Energieträger konsequent voran, insbesondere durch den Umstieg auf hocheffiziente Elektroantriebe und geteilte Mobilitätsangebote im Verkehrsbereich und auf eine Wärmeversorgung mit Fernwärme oder Wärmepumpen.
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Die städtische Energieversorgung basiert künftig auf erneuerbaren anstelle von fossilen Energien, Abwärmepotenziale werden bestmöglich genutzt. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Umstellung der Fernwärmeversorgung auf erneuerbare Wärmequellen, allen voran Tiefengeothermie, Großwärmepumpen und aller Voraussicht nach grünes Gas.
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An der Stromproduktion sind zunehmend auch private Haushalte und Unternehmen (etwa durch PV-Anlagen) beteiligt. Intelligente Energienetze ermöglichen die Vernetzung all dieser dezentralen Energieerzeugungsanlagen, eine optimale Abstimmung von Energieverbrauch und -erzeugung und die Kopplung zwischen den früher getrennten Sektoren Wärmeversorgung, Verkehr, Industrie und Gewerbe sowie Elektrizität.
Unsere Ziele
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Wir steigen bis 2040 aus der fossilen Wärmeversorgung gänzlich aus.
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Die Wiener Energienetze ermöglichen eine dezentrale, auf erneuerbaren Quellen basierende Energieversorgung.
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Die erneuerbare bzw. dekarbonisierte Energieerzeugung in Wien steigt bis 2030 auf das Dreifache und bis 2040 auf das Sechsfache gegenüber 2005.
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Der Wiener Endenergieverbrauch wird 2030 zur Hälfte und 2040 vollständig von erneuerbaren bzw. dekarbonisierten Quellen gedeckt.
Das haben wir vor!
Netze auf Klimaneutralität ausrichten: Wien investiert in den Ausbau der Energienetze und schafft damit die Voraussetzungen für ein effizientes, erneuerbares und auch künftig zuverlässiges Energiesystem. Die Energieversorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft ist zu jeder Zeit sichergestellt.
Die Produktion von erneuerbarer Energie ist schwer steuerbar und wetterabhängig. So wird bei starkem Wind manchmal mehr Energie produziert, als aktuell verbraucht wird – es entsteht ein Überangebot. In diesem Fall wird die Power-2-Heat-Anlage von Wien Energie aktiviert. Diese funktioniert wie ein Wasserkocher: Überschüssiger Strom aus dem Netz wird in Elektroden-Kesseln zur Erhitzung von Wasser genutzt. Über einen Wärmetauscher wird das auf ca. 160 Grad Celsius erhitzte Wasser ins Fernwärmenetz eingespeist.
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Errichtung, Ausbau und Erhalt von flexiblen (netzdienlichen) Speichern und Netzinfrastrukturen für Strom und Wärme , um eine zuverlässige Versorgung auch zu Spitzenzeiten sicherzustellen und für Ausfallszenarien vorbereitet zu sein
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Ausbau des Stromnetzes zur Bewältigung des absehbaren Verbrauchs- und Leistungszuwachses, vor allem durch Elektromobilität und Wärmepumpen
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Verdichtung der Fernwärmeabnahme in Bestandsgebieten durch Umstellung derzeit mit Erdgas versorgter Wohnungen
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Koordinierte Ausweitung des Fernwärmenetzes in Gebiete mit hoher Wärmedichte, um Alternativen zur Erdgasheizung anbieten zu können
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Optimale Koordination des Ausbaus der unterirdischen Infrastruktur (Kabel, Leitungen, etc.) mit Umbaumaßnahmen des Straßenraums (z. B. bei Baumpflanzungen)
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Schaffung von Planungssicherheit für Kund*innen, Energieversorger und Netzbetreiber im Hinblick auf die künftige Wärmeversorgung von Neu- und Bestandsbauten, u.a. durch gebietsbezogene Wärmeplanung („Energieraumplanung“)
Die stärkste Großwärmepumpe Mitteleuropas pumpt seit 2019 in Wien: In Simmering wird die Abwärme von Kraftwerksanlagen genutzt, um schon bald 106.000 Haushalte klimaneutral zu versorgen.
Wien Energie
Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umstellen: Wien treibt die Umstellung auf erneuerbare Energieträger konsequent voran und investiert in Energieerzeugungsanlagen im Stadtgebiet.
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Errichtung von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von 800 Megawatt Peak bis 2030. Das entspricht einer Fläche von 90−100 Fußballfeldern pro Jahr.
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Nutzung von Wärmeenergie aus dem Grund- und Abwasser, aus der Erde (und gegebenenfalls aus der Luft)
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Umstellung der Fernwärmeversorgung auf erneuerbare Quellen , insbesondere durch Nutzung von Großwärmepumpen und Erschließung von Tiefengeothermie
Mit dem geplanten Ausbau der Photovoltaik wird die Solarstromproduktion in Wien bis 2030 um das 16-Fache gesteigert.
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Auf- und Ausbau von Produktions- und Versorgungsstrukturen mit grünem Gas (Biomethan, synthetisches Methan und erneuerbarer Wasserstoff etc.). Grünes Gas soll vor allem dort zum Einsatz kommen, wo kaum Alternativen zur Verfügung stehen, etwa in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, in der industriellen Produktion und mittelfristig in Teilen des öffentlichen Verkehrs.
Wo wir Unterstützung brauchen
Für die Erreichung der Wiener Klimaziele sind auf Bundesebene Rahmenbedingungen zu gestalten, die langfristig Planungs- und Investitionssicherheit schaffen– sei es durch Anpassung des Rechtsrahmens, durch Förderungen oder durch gezielte Besteuerung bzw. Abgabenbefreiung. Im Bereich der Energieversorgung betrifft dies insbesondere folgende Bereiche:
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Strom: Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion, den Netzausbau sowie zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit durch flexible Stromerzeugungskapazitäten (z. B. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Gasspitzenlastkraftwerke) und (netzdienliche) Stromspeicheranlagen
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Wärme: Rahmenbedingungen für den Ausbau der Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Quellen und die schrittweise Dekarbonisierung der Fernwärme (z. B. rechtliche Besser- oder zumindest Gleichstellung der Bohrungen nach Tiefengeothermie gegenüber jenen nach Öl und Erdgas)
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Gas: Klare Priorisierung der Verwendungszwecke von erneuerbarem Gas (für Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder andere energetisch hochwertige Zwecke, wie z. B. ausgewählte industrielle Prozesse); darauf abgestimmt Rahmenbedingungen für den Umbau und die Redimensionierung der Gasinfrastruktur (Rückbau bzw. Umstellung auf erneuerbares Gas)
Wien zeigt vor, wie es funktioniert:
Solarstromoffensive
260 Solaranlagen mit knapp 60 MW Leistung machen Wien Energie schon heute zum größten Solarkraftbetreiber Österreichs und produzieren Sonnenstrom für umgerechnet 25.000 Haushalte – mehr als alle Haushalte der Inneren Stadt und Josefstadt zusammen. Der überwiegende Teil der Sonnenkraftwerke steht auf Gebäudedächern. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen aber auch andere Flächen für den Photovoltaikausbau genutzt werden: Die Agrar-Photovoltaikanlage auf der 12,5 Hektar großen Fläche einer ehemaligen Schotterdeponie in Wien-Donaustadt etwa produziert ab sofort über 12 Gigawattstunden Sonnenstrom für 4.900 Wiener Haushalte und spart damit 4.200 Tonnen CO2 – jährlich!
Bei Bürger*innensolarkraftwerken erhalten Wiener*innen die Möglichkeit, gemeinschaftlich in saubere Energie zu investieren. Den Betrieb der Kraftwerke übernimmt Wien Energie. Ihr Investment erhalten die Miteigentümer*innen der Kraftwerke in Form einer Vergütung über fünf Jahre von Wien Energie zurück.
Kläranlage wird zum Ökokraftwerk
Die Wiener Hauptkläranlage in Simmering produziert mehr Öko-Energie, als sie zur Abwasserreinigung benötigt. Kläranlagen gehören in der Regel zu den größten städtischen Energieverbrauchern. Die Wiener Kläranlage benötigte bisher zur Reinigung des gesamten in der Stadt anfallenden Abwassers mehr als 1 % des vom größten Wiener Energieversorger produzierten Stroms. Das ist ab sofort anders: Pro Jahr fallen in Wien rund 2 Millionen Kubikmeter Klärschlamm an. Wird dieser unter optimalen Bedingungen gelagert und erwärmt, entsteht Klärgas, das zu zwei Drittel aus energiereichem Methan besteht und in Blockheizkraftwerken verbrannt wird. Auf diese Weise kann die gesamte für die Abwasserreinigung benötigte Energie selbst erzeugt werden und es entstehen sogar Überschüsse, die ins Wiener Strom- und Fernwärmenetz eingespeist werden. Der CO2-Ausstoß sinkt um rund 40.000 Tonnen pro Jahr.