4.6 Anpassung an den Klimawandel
Darum geht’s!
Die Smart City Wien begegnet dem fortschreitenden Klimawandel mit einer vorausschauenden Planung, die auf fundierten Prognosen und Simulationen aufbaut, und unterstützt vor allem besonders verletzliche Personengruppen, mit den Folgen der Erwärmung umzugehen. Resiliente Infrastrukturen und eine umsichtige Gestaltung von Stadträumen und Gebäuden, Straßen, Plätzen und Grünflächen sichern die hohe Lebensqualität für alle Menschen in Wien.
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Die globale Klimakrise ist mittlerweile spürbare Realität. Dicht bebaute innerstädtische Gebiete sind besonders vom „Hitzeinseleffekt“ betroffen – mit dem „Urban Heat Island Strategieplan“ ist Wien Vorreiter bei der Entwicklung von Anpassungsstrategien.
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Hohe Temperaturen können massive Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit der Menschen haben. Vor allem Kinder und ältere Menschen, Personen mit wenigen sozialen Kontakten und geringem Einkommen sowie chronisch Kranke sind betroffen. Die Anpassung an den Klimawandel wird damit auch zur sozialen Frage.
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In der Stadtplanung sind Frisch- und Kaltluftschneisen zu berücksichtigen, Frei- und Grünräume in hoher Qualität zu schaffen und zu vernetzen. Neue Bauvorhaben sollen keine zusätzlichen Hitzeinseln produzieren, sondern im besten Fall sogar Verbesserung für das Stadtklima bringen.
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Auf lokaler Ebene geht es um Kühlung durch Begrünung, Wasser und Beschattung – das ist wesentlich effizienter und umweltfreundlicher als Klimaanlagen.
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Durch Maßnahmen des Regenwassermanagements entstehen Flächen, auf denen Regen natürlich versickern oder verdunsten kann – so wird die Luft gekühlt und gleichzeitig die Kanalisation entlastet. Unter der Straßenoberfläche (zwischen-)gespeichertes Regenwasser dient zur Bewässerung von Straßenbäumen, die Stadt wird somit zum „Schwamm“.
Die Anpassung der Stadt an die Auswirkungen der Klimakrise betrifft alle Lebensbereiche – weitere Ziele und Handlungsfelder sind daher auch in den Zielbereichen Gesundheit & Soziale Inklusion, Stadtökologie, Umwelt & Wasser, Gebäude bzw. Mobilität & Verkehr verankert.
Unsere Ziele
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Zum Schutz gegen die sommerliche Überhitzung werden stadtklimatisch wirksame Grün- und Freiflächen ausgebaut, neu geschaffen und strukturell verbessert.
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Alle Wiener*innen haben innerhalb von 250 Metern Zugang zu qualitätsvollem Grünraum.
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Bei der Errichtung neuer Stadtteile werden hochwertige, öffentlich zugängliche Grünräume frühzeitig gesichert und gestaltet.
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Vor allem in dichten bebauten Gebieten verbessern Gebäudebegrünungen das Mikroklima.
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Begrünungen, Beschattungen und weitere Maßnahmen im öffentlichen Raum reduzieren die (gefühlte) Temperatur im Sommer maßgeblich und ermöglichen lebendige klimafitte Grätzl.
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In Wien wird möglichst viel Regenwasser lokal in den natürlichen oder naturnahen Wasserkreislauf zurückgeführt.
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Alle Bau- und Stadtentwicklungsvorhaben in Wien werden hinsichtlich ihres Beitrages zur Anpassung an den Klimawandel geprüft und optimiert.
Das haben wir vor!
Stadtteile klimasensibel planen: Die Wiener Stadtplanung berücksichtigt bei allen Vorhaben die mikroklimatischen Bedingungen und künftigen Effekte der Klimakrise. Durch vielfältige, aufeinander abgestimmte Maßnahmen, von der Grünraumplanung bis zur Verkehrsberuhigung, werden die Wiener Grätzl klimafit und „Hitzeinseln“ reduziert.
Coolspots wie im Esterházypark oder am Schlingermarkt können die gefühlte Temperatur um bis zu 6 °C abkühlen.
Forschungsprojekt Tröpferlbad 2.0 (Forschungsprojekt Tröpferlbad 2.0 (2021). URL: https://www.troepferlbad.at/das-tr%C3%B6pferlbad-2-0-1/)
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Erhaltung der bestehenden Kaltluftabflussbahnen und Kaltluftentstehungsgebiete
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Schaffung von großzügigen Grün- und Freiräumen bei der Entwicklung neuer Stadtteile. Grünflächen werden schon am Beginn der Bautätigkeit angelegt und bestmöglich geschützt, sodass sie neuen Bewohner*innen bereits ab der Besiedlung zur Verfügung stehen („frühes Grün“).
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Klimasensible Planung von neuen Straßenräumen sowie Anordnung von Baukörpern
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Berücksichtigung und Schutz von bestehenden Bäumen in Planungsprozessen
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Erweiterung und qualitative Verbesserung der Grün- und Freiräume in Bestandsgebieten, insbesondere wo der Nutzungsdruck besonders hoch ist. Wo immer dies möglich ist, werden Flächen begrünt, wasserdurchlässiger gemacht oder aufgehellt (z. B. Begrünung von Innenhöfen, wasserdurchlässige und helle Pflasterung von Straßen und Plätzen …). Nachverdichtungen, Zu- und Umbauten in der Bestandsstadt sind jedenfalls so zu gestalten, dass sie zu einer Verbesserung des Mikroklimas führen.
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Die Begrünung von bestehenden Grätzln erfolgt verstärkt strategisch und wirkungsbasiert, statt objektbasiert.
Hitzetaugliche Stadträume für alle (um)gestalten: Wien gestaltet Straßen und Plätze, Grünanlagen und Parks so, dass sie auch bei großer Hitze von allen Bevölkerungsgruppen genutzt werden können und hohe Aufenthaltsqualität bieten. Städtische Hitzeinseln werden dadurch gleichzeitig abgemildert, wohnungsnahe Grünflächen haben zudem eine wesentliche soziale Funktion.
Bäume mit hoher Kronen-dichte können die gefühlte Temperatur um bis zu 18°C während der Sommerzeit reduzieren.
Stangl et al. (Rosemarie Stangl, Alexandra Medl, Bernhard Scharf und Ulrike Pitha (2019): Wirkungen der grünen Stadt. Studie zur Abbildung des aktuellen Wissenstands im Bereich städtischer Begrünungsmaßnahmen. In: Berichte aus Energie- und Umweltforschung. URL: URL: https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/nl37/kwa-kuehleff-begruen)
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Raus aus dem Asphalt: Begrünung und Beschattung des öffentlichen Raums, vor allem durch Pflanzung von geeigneten, großen Straßenbäumen als „natürliche Klimaanlage“. Auch für die Pflege und Erhaltung von bestehenden Stadtbäumen und anderen Pflanzen (z. B. durch vergrößerte Baumscheiben und Wurzelräume, offene Oberflächen) werden entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen bereitgestellt.
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Beschattungen, Dach- und Fassadenbegrünungen kühlen nicht nur die Gebäude selbst, sondern verbessern auch das Mikroklima im Straßenraum.
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Anpassung bestehender Parkanlagen an höhere Temperaturen („Cooling Parks“) durch mehr Schatten, Erhöhung der natürlichen Verdunstung sowie Verbesserung der Luftzirkulation
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Errichtung von zusätzlichen Trinkbrunnen im öffentlichen Raum, Schaffung von schattigen Sitzgelegenheiten und Nutzung des Elements Wasser bei der Gestaltung von Plätzen und Parks in Form von Nebelduschen, Wasserspielen oder Cooling-Elementen
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Wahl geeigneter Oberflächenmaterialien für Straßen und Gebäude, die Sonnenlicht im gewünschten Maß reflektieren und – wenn möglich – durchlässig für Regenwasser sind
Stadtgrün statt Klimaanlage
Regenwasser im natürlichen Kreislauf führen: Wien nutzt Methoden des Regenwassermanagements, um Niederschläge von versiegelten Flächen in einem naturnahen Kreislauf zu führen. Durch die natürliche Versickerung und Verdunstung wird das Mikroklima verbessert und das Kanalsystem entlastet.
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Bevorzugung von natürlicher Versickerung, Verdunstung und Wasserspeicherung vor Ort bei der Planung und Entwicklung von Stadtgebieten
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Vermeidung von städtischen Wärme- bzw. Hitzeinseln durch Schaffung von großen Verdunstungs- und Versickerungsflächen sowie optimale Gestaltung und Ausrichtung von Straßen und Grünflächen
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Nutzung des „Schwammstadt-Prinzips“ sowie von neu angelegten Zisternen zur Bewässerung von Straßenbäumen
Instrumente für den Umgang mit der Klimakrise entwickeln: Der fortschreitende Klimawandel stellt die Stadt laufend vor neue Herausforderungen. Wien entwickelt dafür innovative Instrumente und Methoden.
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Etablierung eines Wiener Klimaanpassungs-Checks („Climate Proofing“): Wien stellt Stadtklimatolog*innen ein, um gemeinsam für alle Bau- bzw. Stadtentwicklungsvorhaben nachzuweisen, welchen Effekt sie auf das Mikro- und Stadtklima haben bzw. welchen positiven Beitrag sie zur Anpassung an den Klimawandel leisten.
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Schaffung und Nutzung geeigneter Datengrundlagen (z. B. Stadtklimaanalyse Wien)
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Ausarbeitung von Hitzeaktionsplänen und Leitfäden für alle städtischen Einrichtungen, die detaillierte Maßnahmen im Fall von Hitzewellen zum Schutz von Risiko- und vulnerablen Bevölkerungsgruppen festlegen
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Entwicklung und Einsatz von Klimasimulationen bei relevanten Vorhaben sowie von geeigneten Methoden zur Evaluierung der mikroklimatischen Wirkung von Maßnahmen. Die Stadt Wien unterstützt die Methodenentwicklung durch gezielte Forschungsförderung.
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Anpassung von Planungsprozessen, Baustandards und Normen an die Auswirkungen der Klimakrise
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Weiterentwicklung von Förderungsinstrumenten zur Berücksichtigung von Aspekten des Klimawandels im Neubau und bei der Gebäudesanierung
Wo wir Unterstützung brauchen
Die umfassende Anpassung des Stadtraums an die Folgen des Klimawandels erfordert rasch beträchtliche Investitionen – und daher eine Bündelung von städtischen Ressourcen und Budgetmitteln des Bundes.
Die österreichische Klimawandelanpassungsstrategie kann einen wertvollen Beitrag leisten, um in allen Bundesländern geeignete Maßnahmen entlang von gemeinsamen Leitprinzipien zu setzen. Beim Monitoring und der Nachjustierung der Anpassungsmaßnahmen ist eine Unterstützung seitens des Bundes gefordert, bei länderübergreifenden Themen (etwa Erhaltung von Frisch- und Kaltluftschneisen, Vorbeugung von lokalen Überschwemmungen usw.) ist eine Koordination zwischen den jeweiligen Bundesländern gefragt. Unterstützung von Wiener Maßnahmen durch entsprechende Förderprogramme (EU oder national).
Wien zeigt, wie es funktioniert:
Klimasensible Neugestaltung des Johann-Nepomuk-Vogl-Platzes
Der Johann-Nepomuk-Vogl-Platz in Wien-Währing wurde nach Prinzipien der Klimaanpassung und gemeinsam mit Bewohner*innen, Geschäftsleuten und lokalen Initiativen neu gestaltet. Zusätzliche Bäume und Pflanzen sorgen für mehr Grün, zahlreiche neue Sitzmöglichkeiten laden zum Verweilen und Erholen ein. Für Abkühlung sorgen Bodenfontänen. Am neuen Wochenmarkt bieten verbreiterte Gehsteige mehr Platz zum Schlendern. Die öffentliche Anbindung des Platzes wurde durch eine zusätzliche Straßenbahnhaltestelle verbessert.
Um die neu gepflanzten Bäume auf dem Platz hitze-fit zu machen, wurde das „Schwammstadt“-Prinzip umgesetzt: Unter der befestigten Platzoberfläche ist eine Schicht aus grobkörnigem Schotter sowie feineren, wasserspeichernden Materialien angelegt. Das gesamte Oberflächenwasser des Platzes, das Wasser des Wasserspiels sowie ein Teil des Dachflächenwassers der Marktstände werden nicht in den Kanal, sondern in diesen Rückhaltebereich geleitet und dort gespeichert. Die Bäume können sich aus dem gespeicherten Regenwasser über längere Zeit selbst versorgen – vor allem während sommerlicher Hitzeperioden.
Cooling Points
In ganz Wien verteilt finden sich im Sommer Maßnahmen gegen extreme Hitze. 100 Hydranten werden zu Nebelduschen (sogenannte „Sommerspritzer"). Ein drei Meter hoher Aufsatz mit 34 feinen Wasserdüsen sorgt für Abkühlung. Weitere 75 Hydranten werden zu Trinkbrunnen mit Sprühfunktion („Brunnhilde"). Darüber hinaus sorgen „Coole Stelen“ und Sprühschläuche sowie in vielen Parks der Stadt Bodenfontänen und Wasserspiele an heißen Tagen für Erfrischung. Diese lokalen Maßnahmen können als Ergänzung zu den wichtigsten Maßnahmen wie Parks, Grünflächen und Bäumen zusätzliche Kühlwirkung schaffen.