1959 – 2014

Wo in der Welt ich auch bin: die jeweilige queere Szene ist für mich ‚daheim‘ und ‚Familie‘.

Helga Pankratz war eine der Gründerinnen der ersten lesbengruppe in einer homosexuellen Organisation in Wien (HOSI Wien). Als engagierte feministische Aktivistin, als Autorin und Kulturarbeiterin setzte sie sich gegen Diskriminierungen von Lesben ein.

Bild © Kurt-Michael Westermann
Bild © Christine Werner
Bild © Friedrich Jansenberger (digitalimage.at)/HOSI Wien


Helga Pankratz wurde 1959 in eine Arbeiter*innenfamilie in Wiener Neustadt geboren. 1977 zog sie für ihr Studium nach Wien. Sie war in der autonomen Lesbenbewegung aktiv und initiierte 1981 gemeinsam mit ihrer Partnerin die erste österreichische Lesbengruppe in der Homosexuellen Initiative Wien (HOSI Wien), die bis heute besteht. 1983 waren sie und ihre Partnerin, maßgeblich an der Gründung der lesbisch-schwulen Jugendgruppe der HOSI Wien beteiligt. Von 2001 bis 2004 war sie Vereinsobfrau der HOSI.

Ab Mitte der 1990er Jahre war sie nicht nur im Frauentanzklub Resis.danse aktiv und nahm 1995 als Turniertänzerin an den Eurogames teil, sondern setzte sich auch für die Vernetzung lesbisch-schwuler SportlerInnen und Sportinitiativen ein. 2002 rief sie das Schulbesuchsprojekt peerconnexion (nun queerconnexion) ins Leben.

Helga Pankratz war Schriftstellerin, Journalistin und Kabarettistin, sie verfasste und veröffentlichte Gedichte, Kurzprosa und Essays. Sie schrieb u.a. seit 1982 für die LAMBDA-Nachrichten der HOSI Wien, wo sie über zwei Jahrzehnte lang eine Kolumne „Aus lesbischer Sicht“, verfasste. Diese „Monologe im fehlenden Diskurs“ wurden 2002 als Buch veröffentlicht. Regelmäßig erschienen ihre Artikel in der österreichischen feministischen Zeitschrift an.schläge sowie in der Zeitschrift Stimme der Initiative Minderheiten, wo sie seit 2002 Vorstandsmitglied war.

Von 1995 bis 2001 war sie Mitglied der Frauen-Musik-Kabarett-Gruppe Labellas. Als Dialektautorin war sie zehn Jahre lang Generalsekretärin des Vereins Österreichische Dialektautoren und -archive (Ö.D.A.), darüber hinaus war sie Vorstandsmitglied in der ARGE Region Kultur. 2000 erhielt Pankratz als erste Person den „Gay and Lesbian Award“ für besondere Verdienste um die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen in Österreich. 2014 starb Helga Pankratz in Wien.

Publikationen (Auswahl)

Pankratz, Helga: Ein Moment Leben, Wiener Neustadt 1989

Pankratz, Helga: Long distance, Wien 1995

Pankratz, Helga: Amore? Erzählungen, Wien 1998

Auszeichnungen (Auswahl)

1977: 1. Preis für Lyrik vom Literaturkreis der Autoren Wr. Neustadt

2000: Gay And Lesbian Award (G.A.L.A.) der HOSI Linz für besondere Verdienste um die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen in Österreich

2011: Kulturpreis Wiener Neustadt für Literatur

Quellen (Auswahl)

Lambda Nachrichten: In dankbarer Erinnerung Helga Pankratz 1959–2014, in: Lambda Nachrichten, H. 153, 2014, S. 2–8 Pankratz, Helga: Aus lesbischer Sicht. Glos-sen und Kommentare zum Zeitgeschehen, Wien 2002

QWien: Stonewall in Wien – die 1970er Jahre: Helga Pankratz, qwien.at