6.1 Elizabeth T. Spira
1942 – 2019
Frauen sollen genauso ernst genommen werden wie Männer: Auch wenn sie kein Kind wollen und zum Beispiel forschen oder Schauspielerin werden wollen, ganz egal was.
Elizabeth T. Spira war eine bedeutende österreichische Fernsehjournalistin. Mit ihren Dokumentationen und Sendungen gewährte sie einen authentischen Blick in den österreichischen Alltag und hielt der Gesellschaft einen Spiegel vor.


Elizabeth T. Spira wurde 1942 in Glasgow geboren. Ihre Eltern Eva Spira geb. Zirner und Leopold Spira – als Jude und Kommunist doppelt gefährdet – befanden sich im britischen Exil. T. steht für Toni, dem früheren Decknamen ihres Vaters. 1946 zog die Familie wieder nach Wien. Das Studium der Publizistik an der Universität Wien schloss sie 1970 mit der Promotion ab.
Elizabeth T. Spira sammelte journalistische Erfahrungen bei diversen Tageszeitungen und Zeitschriften, bevor sie 1972 beim Nachrichtenmagazin profil begann. Ab 1973 war sie TV-Redakteurin im ORF. Von 1974 bis 1984 war sie im Redaktionsteam des gesellschaftspolitischen TV-Magazins teleobjektiv. Von 1985 bis 2006 setzte sie die Dokumentarreihe Alltagsgeschichten um und ab 1997 die Sendung Liebesg’schichten und Heiratssachen, die Menschen auf der Suche nach Beziehungen vorstellte.
Mit ihrem Schaffen ließ Elizabeth T. Spira tief in die österreichische Gesellschaft blicken und beschäftigte sich mit sozial benachteiligten Menschen. Ihre direkten Fragen brachten offene Antworten zu Tage – antisemitische, ausländer*innenfeindliche und sexistische Äußerungen waren in den Alltagsgeschichten keine Seltenheit. Dieser ehrliche, ungeschönte Blick führte auch zu Kritik am von Spira vermittelten Bild von Österreich.
Ihre Sendungen thematisieren auch Diskriminierung von Frauen im Beruf und Ungleichheit im Privaten. So gestaltete sie 1974 einen Bericht zur Fristenlösung zur Legalisierung der Abtreibung. In Frauen in der Fabrik interviewte sie 1995 Industriearbeiterinnen in Wien.
Spira war mit ihrem Mann, dem Schauspieler Hermann Schmid, jahrzehntelang liiert und hatte eine Tochter. Bis zuletzt arbeitete sie an Liebesg’schichten und Heiratssachen. Ihre Sendereihen erreichten Kultstatus und galten als Quotengaranten. Sie starb 2019 in Wien.
Publikationen
(Hg.): Alltagsgeschichten. Wien, 1996
Alltagsgeschichten. Monologe und Dialoge. Uraufführung. Wien: Burgtheater 1996
Auszeichnungen
2013: Romy für die beste Doku-Soap
1995: Preis der Stadt Wien für Publizistik
1994: Johann-Nestroy-Ring
1992: Goldene Romy für beste Programmidee
1992: Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung
1991: Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik
1987: Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung
1983: Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung
1975: Dr.-Karl-Renner-Preis für Publizistik
Quellen (Auswahl):
geschichtewiki.wien.gv.at/Elizabeth_T._Spira
Wallner, Anna-Maria: Adieu, Geschichtensammlerin! Elizabeth T. Spira ist gestorben, in: Die Presse, 10.03.2019
Thema ORF 2: In memoriam Elizabeth T. Spira, Ausstrahlung am 11.03.2019