geb. Wieselberg, 1920 – 2015

Jedes Stückchen Freiheit muss erkämpft werden, gegen den Widerstand der Herrschenden.

Die 1938 über Belgien nach Frankreich geflüchtete Irma Schwager war eine antifaschistische Widerstandskämpferin, die 1945 nach Wien zurückkehrte und dort in den Folgejahrzehnten als Kommunistin unermüdlich Friedens- und Frauenpolitik betrieb.

Bild © Gisela Ortner
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Bild © unbekannt/Bildarchiv KPÖ

Irma Wieselberg wurde 1920 in Wien geboren, wo ihre Eltern eine Greißlerei betrieben. Das Ende der Ersten Republik und der Austrofaschismus prägten sie früh. Als Jüdin verfolgt, gelang es ihr, nach dem „Anschluss“ über Belgien weiter nach Südfrankreich zu fliehen, wo sie jedoch inhaftiert wurde. Im französischen Internierungslager Gurs schloss sie sich dem kommunistischen Widerstand an, mit dessen Hilfe sie aus dem Lager fliehen konnte.

Unter der falschen Identität der Elsässerin „Suzanne Berger“ leistete sie im Rahmen der französischen Résistance sogenannte „Mädelarbeit“. Ihre Aufgabe war es, in Frankreich stationierte deutsche Soldaten anzusprechen, um sie von der Sinnlosigkeit des Krieges zu überzeugen. Diese Überzeugungsarbeit war mit hohen Risiken verbunden, allein vier Frauen aus ihrer Gruppe wurden in Konzentrationslager deportiert, eine Frau wurde hingerichtet. 1945 kehrte Irma Schwager mit ihrem Mann und ihrem ersten Kind nach Wien zurück. Ihre Eltern und zwei ihrer Brüder waren im Holocaust ermordet worden.

Sie beteiligte sich innerhalb der KPÖ am Wiederaufbau demokratischer Strukturen in Österreich, bekam ein zweites Kind und setzte sich aktiv für Frauenrechte, Friedenspolitik und für antifaschistische Aufklärungsarbeit ein. Im Bund Demokratischer Frauen war sie zuerst verantwortliche Sekretärin, ab 1972 Vorsitzende. In dieser Funktion war sie maßgeblich am Kampf gegen Atomrüstung, für die Reform des österreichischen Scheidungsrechts und des Abtreibungsparagraphen beteiligt. Sie verfasste zahlreiche Artikel über die kommunistische Frauenpolitik nach 1945 sowie über bedeutende Frauenfiguren in der kommunistischen Bewegung. 2011 wurde Irma Schwager zur Ehrenvorsitzenden der Kommunistischen Partei Österreichs ernannt. Sie starb 2015 in Wien.

Publikationen (Auswahl)

Schwager, Irma: Kommunistische Frauenpolitik in der Nachkriegszeit, in: Mugrauer, Manfred (Hg.): 90 Jahre KPÖ, Wien 2009, S. 333–349

Schwager, Irma: 100 Jahre Internationaler Frauentag. 100 Jahre Kampf für die Rechte der Frau und den Frieden, in: Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft, H. 1, 2011, S. 8–10

Auszeichnungen (Auswahl)

2005: Nominierung im Rahmen von 1.000 Frauen für den Friedensnobelpreis

2014: Österreichischer Frauenring-Preis für außergewöhnliche Zivilcourage

Quellen (Auswahl)

Ascher, Maria: Irma Schwager. Eine Frau im Widerstand. 2 Bände, Dipl.-Arb. Univ. Innsbruck 2001

Danneberg, Bärbel: Vorwärts, und nicht vergessen … Abschied von der Widerstandskämpferin Irma Schwager, in: Augustin, Nr. 394, 8.7.–4.8.2015, S. 6 f