geb. Kronstein, 1920 – 2013

Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.

Gerda Lerner, nach ihrer Matura 1938 aus Wien vertrieben, wurde nach dem Abschluss ihres Studiums in den USA eine Vorreiterin des Frauengeschichtsstudiums. Für ihre wissenschaftlichen Verdienste als Professorin für Women’s history wurde sie ab den 1990er Jahren vielfach ausgezeichnet.

Bild © unbekannt/Schlesinger Library, Radcliffe Institute, Harvard Univ.
Bild © Martha Nelson/Univ. of Wisconsin-Madison Archives
Bild © unbekannt/Schlesinger Library, Radcliffe Institute, Harvard Univ.

Gerda Kronstein, 1920 in Wien geboren, wuchs in einer bürgerlichen, jüdischen, unkonventionellen Familie auf. Schon in der Schulzeit war sie politisch aktiv. 1938 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter mehrere Wochen von der Gestapo in Haft gehalten. Nach der Entlassung und der Ablegung ihrer Reifeprüfung flüchtete sie 1939 in die USA.

In New York setzte sie die in Wien begonnenen Betätigungen in linken, antifaschistischen Kreisen fort und war Mitglied der Kommunistischen Partei. 1941 zog sie mit ihrem Mann Carl Lerner nach Los Angeles. 1943 erhielt sie die U.S.-Staatsbürger*innenschaft. Aufgrund der Verfolgung von Kommunist*innen in der McCarthy-Ära zog sie mit ihrer Familie wieder nach New York zurück. In den 1940er und 1950er Jahren schrieb Gerda Lerner Kurzgeschichten, Drehbücher und Romane, u.a. auch den Roman No farewell (1955), der sich mit Wien in der Zeit vor dem „Anschluss“ beschäftigt.

Sie engagierte sich in der Frauenrechtsorganisation Congress of American Women und arbeitete mit armutsgefährdeten schwarzen Frauen zusammen. Dadurch begann sie sich mit den Interdependenzen von „race“, Gender und Klasse auseinander zu setzen – Themen, die ihre späteren historischen Arbeiten prägten.

Im Zuge des Schreibens eines historischen Romans inskribierte sie mit 38 Jahren Geschichte. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums – sie dissertierte über Sarah und Angelina Grimké, weiße Pionierinnen der Bewegung gegen die Sklaverei – begann sie 1968 am Sarah Lawrence College in New York zu unterrichten. Dort richtete sie ein Master-Programm in „Women´s History“ ein, das bis heute besteht. 1980 wurde sie Professorin an der University of Wisconsin, wo sie das erste US-amerikanische PhD-Programm in Frauengeschichte etablierte. Gerda Lerner starb 2013 in den USA.

Publikationen (Auswahl)

Lerner, Gerda (ed.): Black Women in White America. A documentary history, New York, NY 1972

Lerner, Gerda: Die Entstehung des Patriarchats, Frankfurt/M. 1991

Lerner, Gerda: Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte, Frankfurt/M. u.a. 1995

Auszeichnungen (Auswahl)

1995: Käthe-Leichter-Preis

1996: Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst

2006: Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch

2012: Frauen-Lebenswerk-Preis

Quellen (Auswahl)

Gordon, Linda: Gerda Lerner (1920–2013)

gerdalerner.com/biography/

Lerner, Gerda: Feuerkraut. Eine politische Autobiografie, Wien 2009