5.6 Ceija Stojka
1933 – 2013
Euch allen hier und da draußen und auch denen, die noch dazukommen werden – euch sage ich: Ihr seid unser Schutzmantel. Ihr müsst nein sagen. Ihr dürft nicht wegschauen. Ihr müsst sagen: Nie wieder.
Ceija Stojka war eine der ersten Romni Österreichs, die Ende der 1980er Jahre ihre persönlichen Erinnerungen an die Verfolgung und Ermordung von Roma während des Nationalsozialismus publizierte. Als Autorin, Malerin, Musikerin und als engagierte Zeitzeugin vermittelte sie Wissen über Roma und trat gegen Rassismus gegen Roma und Sinti auf.


Ceija Stojka wurde 1933 in Krobath in der Steiermark, in eine Familie reisender Lovara-Roma geboren. Roma und Sinti wurden im Nationalsozialismus verfolgt, der „Festsetzungserlaß“ von 1939 verbot das Reisen, und die Familie ließ sich in Wien nieder. Ihr Vater wurde bereits 1942 in der Euthanasieanstalt Hartheim ermordet. Ceija Stojka und ein Teil ihrer Familie wurde 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo einer ihrer Brüder starb.
1944 wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück und später nach Bergen-Belsen überstellt, wo sie bis zur Befreiung 1945 interniert war. Von ihrer Großfamilie, die mehr als 200 Personen umfasste, überlebten nur sie, ihre Mutter und vier ihrer Geschwister den Holocaust. Die Familie kehrte nach Wien zurück und reiste in den Nachkriegsjahren wieder, bevor Ceija Stojka sich 1955 mit ihren Kindern in Wien niederließ und als Marktfahrerin tätig war.
1988 erschien ihre Autobiographie Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin, welche das Leid ihrer Familie im Nationalsozialismus wiedergibt. Sie trug dazu bei, dass auch andere Roma an die Öffentlichkeit gingen und initiierte einen Prozess der Auseinandersetzung Österreichs mit der Verfolgung von Roma und Sinti im Nationalsozialismus.
Neben dem Schreiben von Prosa sowie Lyrik auf Deutsch und Romanes drückte sie ihr künstlerisches Können durch Singen und ab 1989 durch Malen aus. Themen ihrer Bilder waren u.a. die Natur, aber auch ihre traumatischen Erfahrungen in den Konzentrationslagern. Sie war in der Roma-Bewegung engagiert, u.a. im Verein Romano Centro. Seit 1988 trat sie als Zeitzeugin auf und gab Workshops, insbesondere für Schüler*innen. Ceija Stojka starb 2013 in Wien.
Stojka, Ceija (Hg. Berger, Karin): Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin, Wien 1988
Stojka, Ceija: Meine Wahl zu schreiben – ich kann es nicht. Gedichte (Romanes, deutsch) und Bilder. O fallo de isgiri – me tschischanaf les, Landeck 2003
Stojka, Ceija: Auschwitz ist mein Mantel. Bilder und Texte, Wien 2008
Auszeichnungen (Auswahl)
1993: Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch
2001: Goldenes Verdienstkreuz des Landes Wien
2009: Verleihung des Ehrentitels „Professorin“
Quellen (Auswahl):
Berger, Karin (Buch, Regie): Ceija Stojka. Porträt einer Romni, 1999
Berger, Karin: Ceija Stojka – Lebensorte. Zum Leben und Schreiben Ceija Stojkas (1933–2013), in: Härle, Andrea u.a. (Hg.): Romane Thana. Orte der Roma und Sinti. Eine Kooperation von Wien Museum, Landesmuseum Burgenland, Initiative Minderheiten, Romano Centro, Wien 2015, S. 98–117