3.9 Stephanie Endres
geb. Göschka, 1891 – 1974
Selbst heute wollen die Vorurteile über das schwache Geschlecht nicht verstummen. [...] Weitverbreitet sind auch die Behauptungen, dass das ‚typisch Weibliche‘ der Frau durch Ausübung des Sports verlorengehe, oder dass die Frau dadurch vermännliche.
Stephanie Endres war eine Pionierin des Frauen- und Mädchensports in Österreich. Sie setzte sich stets für das Ziel ein, „Frauen zu gesunden, natürlichen und freien Menschen zu erziehen“.

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Stephanie Göschka wurde 1891 in Wien geboren. Sie studierte Geographie und Geschichte an der Universität Wien und erhielt 1915 ihr Doktordiplom. Nach diversen Lehrbefähigungsprüfungen, u.a. in Turnen, begann sie als Lehrerin zu arbeiten. 1929 wurde sie Leiterin der Frauengewerbeschule der Stadt Wien. Viele ihrer Ideen waren zu der Zeit noch unüblich. So initiierte sie Schneiderateliers, Modenschauen oder Sprech- bzw. Bewegungschöre. Außerdem unterrichtete sie an der Wiener Bundesanstalt für Leibeserziehung, wo sie als erste Frau den „Turnlehrerkurs“ einrichtete.
Stephanie Endres war Mitschöpferin des Frauensportprogramms des ASKÖ (Arbeitersportklub Österreich) und der SASI (Sozialistische Arbeitersport-Internationale), Mitarbeiterin im ASKÖ-Frauenausschuss und ab 1925 technische Leiterin des Arbeiter-Turnvereins. Sie war auch Mitorganisatorin der Arbeiter-Olympiade im Jahr 1931 und der Maifestspiele des ASKÖ 1932.
In der Arbeiter-Turn-und Sportzeitung, den Zeitschriften Die Frau und Die Österreicherin schrieb sie Beiträge zu Sport, Frauen und Mädchen sowie Erziehung. Hier setzte sie sich einerseits für das natürliche Turnen bzw. Bewegen der Menschen jeden Alters ein, andererseits für die Rechte und Emanzipation der Frauen.
1934 wurde Stephanie Endres aufgrund des Lehrabbaugesetzes, das verheiratete Lehrerinnen (sogenannte „Doppelverdienerinnen“) betraf, „in den Ruhestand“ versetzt. Sie gründete daraufhin eine eigene Turn- und Sportschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie ihre früheren Tätigkeiten wiederaufnehmen. Sie unterrichtete an Schulen sowie an der Volkshochschule und war politisch und im ASKÖ aktiv. An der Bundesanstalt für Leibeserziehung war sie von 1950 bis 1954 Lehrbeauftragte. Endres verstarb 1974 in Wien.
Publikationen (Auswahl)
Endres, Stephanie: Körperkultur der Frau, in: Die Frau. Sozialdemokratische Monatszeitschrift. Nr. 2, Wien 1925. S. 4
Endres, Steffi: Zur Neugestaltung des Frauenturnens, in: Der Übungsleiter. Zeitschrift für Leibeserziehung des Österreichischen Arbeiter-Turn- und Sportbundes. 3. Jg., Nr. 1, Wien 1948. S. 2 f
Auszeichnungen (Auswahl)
1954: Verleihung des Berufstitels „Oberstudienrat“
1962: Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
Quellen (Auswahl)
Walser, Katharina: Stephanie Endres und Josefine Wedl. Die Biografien zweier Radiomitarbeiterinnen der 1930er- Jahre, Dipl. -Arb. Univ. Wien 2015