geb. Weisl, 1890 – 1984

Die Frau muss sich für das Rechtsleben ihrer Zeit interessieren, sie muss über die leitenden Gesichtspunkte Bescheid wissen, um sich vor Nachteilen behüten und ihren Vorteil wahren zu können. 

Marianne Beth war Rechtswissenschaftlerin, sie promovierte 1921 als erste Frau an der juridischen Fakultät in Wien und war ab 1928 als Anwältin tätig. Als Mitbegründerin der Österreichischen Frauenorganisation und Herausgeberin eines juristischen Handbuchs für Frauen setzte sie sich für die Verbesserung der rechtlichen und beruflichen Stellung der Frau ein.

Bild © unbekannt/ÖNB_Wien, 201857D
Bild © Privatbesitz/ Marion Gebhart, Buch © Verlag Österreich

Marianne Weisl wurde am 6. März 1890 in Wien geboren. Nach der Matura (1908) schloss sie 1912 das Studium der Orientalistik an der Universität Wien ab, da Frauen zum Rechtsstudium noch nicht zugelassen waren. 1921 wurde sie dann als erste Frau in Österreich zum Dr. jur. promoviert.

Nach der Gerichtspraxis trat sie 1922 in die Kanzlei ihres Vaters ein und legte als erste Frau in Österreich die Rechtsanwaltsprüfung ab. Danach war sie als Rechtsanwältin in Wien tätig. Beth engagierte sich in mehreren Vereinen für die österreichische Frauenbewegung. In diesem Kontext verfasste sie 1925 und 1931 die juristischen Handbücher für Frauen. Beth war Präsidentin und Mitbegründerin der Österreichischen Frauenorganisation.

Sie war Generalsekretärin des Internationalen Anwaltsverbands, im Vorstand des Bunds Österreichischer Frauenvereine und der Internationalen Vereinigung berufstätiger Frauen, Vorsitzende der Vereinigung der berufstätigen Juristinnen Österreichs, Vertreterin Österreichs bei der Leitung der Fédération Internationale des Femmes Magistrats et Avocats sowie Präsidentin der Soroptimisten. Beth hielt Vorträge für frauenpolitische Angelegenheiten in der VHS Ottakring und an der Wiener Urania.

1938 wurde Beth als konvertierte Jüdin aus der Rechtsanwaltsliste gelöscht. Sie flüchtete in die USA, wo sie 1939–1945 als Professorin für Soziologie und Deutsch am Reed College in Portland, Oregon, unterrichtete. Danach arbeitete sie in einem Mädchenkinderheim und war Mitarbeiterin mehrerer soziologischer und sozialpsychologischer Fachzeitschriften. Ab 1955 war sie stellvertretende Leiterin des Universal Translation Bureau in Chicago. Marianne Beth starb 1984 in New York.

Publikationen (Auswahl)

Beth, Marianne: Die Frau als Akademikerin. In: Neue Freie Presse, 2. Dez. 1934

Beth, Marianne: Das Recht der Frau. Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei. 1931 Beth, Marianne: Die Stellung der Frau im Recht. In: Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich. Hg. Vom Bund österreichischer Frauenvereine Wien 1930 Beth, Marianne: Neues Eherecht. 1925

Auszeichnungen

Kant-Preis 1930 für Studie Psychologie des Glaubens

Quellen (Auswahl)

Kern, Elga (Hg.): Führende Frauen Europas. München: E. Reinhardt, 1928

Röwekamp, Marion: Juristinnen. Lexikon zu Leben und Werk. Deutscher Juristinnenbund. 2005 Ilse Reiter-Zatloukal/Barbara Sauer, Die Pionierinnen der österreichischen Rechtsanwaltschaft, in: Österreichisches Anwaltsblatt, 2013/03, S. 109–112