3.12 Margarete Schütte-Lihotzky
geb. Lihotzky, 1897 – 2000
1916 konnte sich niemand vorstellen, dass man eine Frau damit beauftragt, ein Haus zu bauen – nicht einmal ich selbst.1
Margarete Schütte-Lihotzky war die erste Frau, die in Österreich ein Architekturstudium abschloss. Als Architektin erlangte sie insbesondere durch die Frankfurter Küche Ruhm. Während der nationalsozialistischen Herrschaft schloss sie sich dem antifaschistischen Widerstand der Kommunistischen Partei an und trat bis an ihr Lebensende für ihre Überzeugungen ein.


Margarete Lihotzky wurde 1897 in Wien geboren. Nach der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt wurde sie an der k.k. Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst) aufgenommen, welche sie 1919 – als erste Frau – mit einem Architekturdiplom abschloss. In den nächsten Jahren arbeitete sie an mehreren Projekten für die Siedlerbewegung in Wien und entwickelte 1925 das erste „vorgebaute, raumangepasste Möbel“
Ab 1926 arbeitete Margarete Schütte-Lihotzky für das Hochbauamt in Frankfurt, in dieser Zeit entwarf sie die sogenannte Frankfurter Küche, die aufgrund ihrer Funktionalität Frauen bei der Hausarbeit entlasten sollte. 1930 ging das Team nach Moskau, wo Margarete Schütte-Lihotzky in den nächsten Jahren eine Reihe von Kinderstätten entwarf. 1937 zog sie nach Paris und 1938 nach Istanbul, wo sie sich dem antifaschistischen Widerstand anschloss. 1940 kehrte sie nach Wien zurück, um Verbindung zum österreichischen Widerstand aufzunehmen. Kurz darauf wurde sie von der Gestapo verhaftet und – nach Umwandlung der Todesstrafe – zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1945 aus dem Gefängnis befreit, kehrte sie nach Wien zurück und engagierte sich für sozialen Wohnbau, Gleichberechtigung der Frauen sowie in der Friedenspolitik.
1948 wurde sie zur ersten Präsidentin des Bundes Demokratischer Frauen Österreichs gewählt. Größere Bauprojekte verwirklichte sie in den 1960er Jahren in Kuba und der DDR. Erst ab den 1980er Jahren wurde sie auch wiederholt in ihrer Heimatstadt geehrt. 1994 übernahm sie den Ehrenvorsitz der Jury zum Wohnbauprojekt Frauen-Werk-Stadt I. 1997, zu ihrem 100. Geburtstag, veranstaltete die Universität für angewandte Kunst einen Festakt für ihre ehemalige Studentin. Sie starb 2000 in Wien.
Publikationen (Auswahl)
Schütte-Lihotzky, Margarete: Erinnerungen aus dem Widerstand. 1938–1945, Berlin 1985
Schütte-Lihotzky, Margarete: Warum ich Architektin wurde, Salzburg 2004
Auszeichnungen (Auswahl)
1980: Preis Architektur der Stadt Wien
1988/1992: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1992: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
1997: Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich
Bauten (Auswahl)
Reihenhäuser, Wien 13., Woinovichgasse 2 und 4, in der Werkbundsiedlung Wien (1930–1932)
Globus-Verlag, Wien 20., Höchstädtplatz 3 (1954–1956), mit Wilhelm Schütte, Fritz Weber und Karl Franz Eder
Quelle (Auswahl)
Fußnoten
Quelle Zitat: Interview mit Margarete Schütte-Lihotzky anlässlich ihres 100. Geburtstages, zit. nach: dieStandard.at, 18.01.2005
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