3. Pionierinnen zwischen 1860 und 1879 geboren

3.4 Luise Fleck (auch Kolm-Fleck, Louise)

geb. Aloisia Veltée, 1873 – 1950

Wir machen einen schönen Film, denn wenn er mir gefällt und gut wird, dann gefällt er auch dem Publikum.1

Luise Fleck war die erste österreichische und weltweit zweite Filmregisseurin und Produzentin. Sie führte weit über 100 Mal Regie und schrieb mehr als 20 Drehbücher während der Wende von Stumm- zu Tonfilmen. Im Zweiten Weltkrieg flüchtete Fleck ins Exil nach Shanghai.

Bild © Louise Kolm-Fleck ca 1915, Filmarchiv Austria
Bild © Werner Stubits. Louise Fleck auf der Rückreise von Shanghai 1947


Aloisia Veltée wurde am 1. August 1873 in eine bürgerliche Familie in Wien, Dornbach, geboren und Luise genannt. Ihr Vater eröffnete 1886 das „Stadtpanoptikum“, Wiens erstes Lichtspielhaus am Kohlmarkt 10. Mit 13 Jahren begann damit Luises Begeisterung für bewegte Bilder.

1893 heiratete Luise ihren ersten Ehemann Anton Kolm. Aus dieser Ehe stammten die Söhne Ludwig und Walter Kolm-Veltée. Letzterer gilt als Gründungsmitglied der Filmakademie Wien. 1910 gründete sie zusammen mit Anton Kolm, ihrem Bruder Claudius Veltée und Jakob Fleck die erste Filmproduktionsfirma der Monarchie. Dort entstanden um 1910 die ersten Stummfilme. Luise produzierte Komödien, Sozialdramen, Kriminalgeschichten, sowie Literaturverfilmungen.

Nach dem Tod ihres Ehemannes 1922 heiratete Luise Jakob Fleck. Das Ehepaar zog 1926 nach Berlin, wo Luise sozialkritische und feministische Themen verfilmte. Ihr Film „Mädchen am Kreuz“ (1929) thematisiert sexuelle Gewalt an Frauen. In Folge der NS-Machtübernahme in Deutschland 1933 waren die Flecks, aufgrund der jüdischen Wurzeln von Jakob Fleck, gezwungen nach Österreich zurückzuziehen. Kurz vor dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich produzierte Luise noch den Film „Der Pfarrer von Kirchfeld“ von Ludwig Anzengruber (1937).

Während der NS-Zeit wurde ihr Mann in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau deportiert. Unter der Voraussetzung Österreich zu verlassen, konnte Luise ihren Mann freikaufen. Das Paar flüchtete 1940 nach Shanghai, wo sie in der chinesischen Filmproduktion arbeiteten. Aufgrund des Kriegsendes in Europa und der Eskalation des Pazifikkrieges kehrten Luise und Jakob 1947 nach Wien zurück. Luise Fleck verstarb im Jahr 1950 in Wien.


Fußnoten

  1. Quelle Zitat: Jürgens, Uli: Louise, Licht und Schatten, Wien, Berlin 2019