geb. Pick, 1895-1942

[...] und verstand, daß das Recht der Frau nur im Kampf um das Recht aller Unterdrückten errungen werden konnte.

Käthe Leichter war eine der bedeutendsten Denkerinnen der österreichischen Sozialdemokratie. 1925 wurde sie die erste Leiterin des von ihr aufgebauten Frauenreferats der Wiener Arbeiterkammer. Sie leistete dort mit der Erforschung der Lebensverhältnisse von Arbeiterinnen und Angestellten wesentliche Beiträge zur Verbesserung deren Arbeits- und Lebenssituationen.

Bild © unbekannt/AK, Familienarchiv Franz und Kathy Leichter
Bild © unbekannt/AK, Familienarchiv Franz und Kathy Leichter

Käthe Pick wurde 1895 in Wien in eine bürgerliche, assimiliert jüdische Familie geboren. Sie besuchte ein Mädchenlyzeum und klagte 1914 die Zulassung zum Studium der Staatswissenschaften an der Universität Wien ein. Die Promotion wurde ihr in Wien verweigert. Nur mit einer Sondergenehmigung – als überzeugte Pazifistin wurde ihr während des Ersten Weltkrieges die Einreise nach Deutschland verweigert – konnte sie 1918 bei Max Weber in Heidelberg promovieren.

Nach ihrer Rückkehr nach Wien schloss sie sich der Rätebewegung an und war wissenschaftliche Mitarbeiterin des bekannten Austromarxisten Otto Bauer. 1925 baute sie das Frauenreferat der Wiener Arbeiterkammer auf. Nach der Zerschlagung der Sozialdemokratie im Februar 1934 flüchtete Leichter mit ihrer Familie in die Schweiz, kehrte allerdings schon im September ins austrofaschistische Wien zurück und betätigte sich fortan im Untergrund.

Nach dem „Anschluss“ im März 1938 war Käthe Leichter im nationalsozialistischen Wien erhöhter Gefahr ausgesetzt –aufgrund ihrer politischen Gesinnung und als Jüdin. Während ihr Mann und ihre zwei Kinder fliehen konnten, wurde Käthe Leichter verraten und 1938 von der Gestapo festgenommen. Nach dem Verbüßen ihrer Haftstrafe wurde sie trotz internationaler Interventionen nicht entlassen, sondern 1940 in das KZ Ravensbrück überstellt. 1942 war sie auf dem ersten Transport von Jüdinnen aus Ravensbrück in die Euthanasieanstalt Bernburg, wo sie im Zuge der NS-Euthanasie noch im selben Jahr ermordet wurde.

In Folge ihrer Verhaftung 1938 wurde Käthe Leichter ihr 1918 erworbener Doktortitel aberkannt. Erst auf Betreiben ihres Sohnes Franz Leichter wurde ihr dieser 2013 posthum erneut verliehen.

Publikationen (Auswahl)

Leichter, Käthe: Handbuch der Frauenarbeit in Österreich, Wien 1930

Leichter, Käthe: So leben wir ... 1320 Industriearbeiterinnen berichten über ihr Leben, Wien 1932

Auszeichnungen (Auswahl)

1991–1999, wieder seit 2005: Vergabe des Käthe-Leichter-Preis (Österreichischer Staatspreis für die Frauengeschichte der Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung)

Quellen (Auswahl)

Hauch, Gabriella: Käthe Leichter, geb. Pick. Spuren eines Frauenlebens, in: Archiv. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, 8, 1992, S. 97–123

Steiner, Herbert: Käthe Leichter. Leben und Werk, Wien 1973