3.3 Eugenie Schwarzwald
geb. Nussbaum, 1872 – 1940
Ich wollte eine Schule, die ich mir gewünscht hatte, wenigstens anderen verschaffen.
Eugenie Schwarzwald war eine engagierte Reformpädagogin und Frauenrechtsaktivistin sowie eine bedeutende Pionierin der Mädchenbildung. in ihren „Schwarzwaldschulen“ setzte sie sich unermüdlich für den Zugang von Mädchen zu höherer Bildung ein.


Eugenie Nussbaum wurde 1872 in Polupanowka, Galizien, in eine jüdische Familie geboren. In Czernowitz besuchte sie die Lehrerinnenbildungsanstalt. Da ihr als Frau in Wien der Zugang zur Universität verwehrt war, studierte sie ab 1895 in Zürich, wo sie 1900 als erste Österreicherin in Germanistik promovierte.
In Wien übernahm sie 1901 die Leitung eines Mädchenlyzeums, ab 1911/12 führte sie die Schule als erstes achtklassiges Mädchenrealgymnasium in Österreich und baute ihre Schule – z.B. mit der ersten koedukativen Volksschule und einer Rechtsakademie für Frauen – immer weiter aus. Trotz Schwierigkeiten – ihr Schweizer Studienabschluss wurde in Österreich nie offiziell anerkannt, 1904 wurde ihr die Unterrichtsbefugnis entzogen, und sie musste die Leitung offiziell anderen überlassen – konnte sie viele ihrer progressiven Ideen einer „fröhlichen Schule“, wie Gewaltfreiheit und Kreativitätsförderung, verwirklichen.
Während des Ersten Weltkrieges initiierte Eugenie Schwarzwald Suppen- und Gemeinschaftsküchen, war für die Aktion Wiener Kinder auf’s Land verantwortlich und leitete ab 1918 Sommer- und Erziehungsheime. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten unterstützte sie verfolgte Juden, Jüdinnen und Sozialdemokrat*innen, nach dem „Anschluss“ 1938 musste sie Wien selbst verlassen. Ihre Schulen wurden geschlossen, ihr gesamter Besitz arisiert, viele ihrer Schülerinnen wurden von den Nazis vertrieben oder ermordet. Eugenie Schwarzwald starb 1940 verarmt im Schweizer Exil.
Kontrovers diskutiert wurde Schwarzwald aufgrund einer in einem Brief geäußerten Selbstbezeichnung aus 1931 als „ehrlich antisemitisch“, was jedoch in Widerspruch zu ihrem Lebenswerk, ihrem Einsatz für verfolgte Jüdinnen und Juden und ihrem eigenen Bekenntnis zur „israelitischen Konfession“ steht.
Publikationen (Auswahl)
Schwarzwald, Eugenie: Die Mädchen, in: Neue Freie Presse, Nr. 22832, 8. 4. 1928, S. 20
Schwarzwald, Eugenie: Erziehung zum Glück. Oder: Wie freue ich mich auf Ostern, in: Neue Freie Presse, Nr. 23908, 5. 4. 1931, S. 15 Schwarzwald, Eugenie: Die Ochsen von Topolschitz. Feuilletons, Wien 1995
Auszeichnungen (Auswahl)
2002: In der Volkshochschule Hietzing wird eine Dauerausstellung über Eugenie Schwarzwald eröffnet
Quellen (Auswahl)
Holmes, Deborah: Langeweile ist Gift. Das Leben der Eugenie Schwarzwald, Wien 2012
Streibel, Robert (Hg.): Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis, Wien 1996
Deichmann, Hans: Leben mit provisorischer Genehmigung. Leben, Werk und Exil von Dr. Eugenie Schwarzwald (1872–1940), Berlin u.a. 1988