3.7 Ella Briggs
geb. Baumfeld, 1880 – 1977
Gerade in den Kleinwohnungen ist leichteste Bewirtschaftung umso wichtiger, als hier wohl immer die Hausfrau ohne jede Hilfe, oft neben Berufsarbeit, die Hausarbeit besorgen muss.
Ella Briggs-Baumfeld war die erste befugte Architektin Österreichs und als erste Frau Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins. Sie erstellte Pläne für moderne Innenarchitektur und sozialen Wohnbau in Wien, Berlin, New York und London.


Ella Baumfeld wurde 1880 in Wien geboren. Nachdem sie extern die Matura in Salzburg nachgeholt hatte und ein Architekturstudium für Frauen in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie nicht möglich war, studierte sie Malerei im Wiener Frauenerwerbsverein und von 1901 bis 1906 an der Wiener Kunstgewerbeschule. 1907 heiratete sie in New York Dr. Walter Briggs, die Ehe hielt bis 1912. Zurück in Wien präsentierte sie Inneneinrichtungen in einer Kunstgewerbeausstellung vom Frauenclub, welcher Frauen im Rahmen von Vorträgen, Kursen und Ausstellungen, Weiterbildung bot. 1914 leistete sie ein Jahr Kriegsdienst als Krankenpflegerin.
Nach Arbeitserfahrungen in einer Möbelfabrik, beendete sie 1919 das Fach Hochbau an der Staatsgewerbeschule in Salzburg. Nachdem Frauen zum Architektur-Studium zugelassen wurden, schloss sie dieses 1920 an der Technischen Hochschule München ab.
1921 wurde sie als erste Frau Mitglied des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins sowie die erste befugte Architektin Österreichs. 1923 arbeitete sie in einem Baubüro in New York und Philadelphia an Einfamilienhäusern. Im Rahmen der Bautätigkeit des Roten Wiens, plante sie 1925 den Pestalozzi-Hof mit 119 Kleinwohnungen und einem Kindergarten im 19. Bezirk. 1926 realisierte sie ein Ledigenheim für Unverheiratete.
Ab 1927 lebte sie in Berlin, wo sie Wohnhäuser plante, Fachartikel schrieb und Ausstellungsstände für Messen konzipierte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde sie als Jüdin 1933 aus dem Bund Deutscher Architekten ausgeschlossen und floh 1935 nach London, wo sie bis zu ihrem Tod (1977) als Architektin im eigenen Büro tätig war. 1947 erhielt sie die britische Staatsbürger*innenschaft und wurde Mitglied am Royal Institute for British Architects.
Ausstellungen (in Wien)
1914: 5. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen Kunstgewerbeausstellung im Österreichischen Frauenklub
1919: 7. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstlerinnen, Wien
1923: Herbst-Ausstellung Künstlerhaus Wien
Aufsätze (Auswahl)
Praktische Fragen zur Erwerbslosensiedlung, in: Bauwelt 22, 1931, H.44, S. 139 ff
Wohnungsteilung – Stockwerkswohnungen – Teilungen. In: Bauwelt 23, 1932, H.59, S. 1273 ff
Auszeichnungen
2012: Der Zeichensaal der Fakultät für Architektur und Raumplanung an der TU Wien wird in „Ella Briggs-Baumfeld Zeichensaal“ umbenannt
Quellen (Auswahl)
Stingl Katrin: Ella Briggs(-Baumfeld). Diplomarbeit Universität Wien, Wien
https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_B/Briggs_Ella_1880_1977.xml