geb. Dvorak, 1869 – 1939

Die Frauen werden erst ihre Emanzipation erlangen, wenn sie selbst aus eigener Kraft darum kämpfen.

Adelheid Popp war eine Pionierin der proletarischen Frauenbewegung in Österreich. Als Sozialdemokratin und Politikerin – sie war die erste Frau, die 1919 als Abgeordnete der Konstituierenden Nationalversammlung eine Rede hielt – setzte sie sich für Frauenrechte und für bessere Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen ein.

Bild © unbekannt/Quelle: Wikimedia, Scan aus Autobiography of a Working Woman, 1913
Bild © Waldmüller&Mucha/VGA

Adelheid Dvorak kam 1869 in Inzersdorf bei Wien als fünfzehntes Kind einer ArbeiterInnenfamilie zur Welt. Sie brach die Schule nach nur drei Jahren ab, da sie zum Unterhalt der Familie beitragen musste und war als Dienstmädchen, Näherin und Fabrikarbeiterin tätig. In den 1880er Jahren kam sie mit der Sozialdemokratie in Berührung und hielt mit 17 Jahren ihre erste Rede über die Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen. 1892 war sie Mitgründerin und bis 1934 Redakteurin der sozialdemokratischen Arbeiterinnen-Zeitung. Um 1889 wurde sie Mitglied des Wiener Arbeiterinnen-Bildungsvereins, 1893 Vorsitzende des Lese- und Diskutierklubs Libertas.

Am Parteitag der österreichischen Sozialdemokrat*innen 1896 stellte sie erstmals die Forderung nach einer Form der Quotenregelung auf. Ab 1898 war sie Mitglied des sozialdemokratischen Frauenreichskomitees (später Frauenzentralkomitee). 1902 war sie gegen die Widerstände der Parteispitze an der Gründung des Vereins sozialdemokratischer Frauen und Mädchen beteiligt. 1904 wurde sie in den sozialdemokratischen Parteivorstand gewählt, dem sie bis 1933 angehörte. 1909 erschien anonym ihr Buch Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin.

Adelheid Popp wurde 1918 in den Wiener Gemeinderat gewählt, dem sie bis 1923 angehörte. Sie war eine der ersten acht Frauen, die 1919 Parlamentsabgeordnete wurden und die erste Frau, die dort eine Rede hielt. Bei dieser Rede handelte es sich um einen Gesetzesantrag zur Abschaffung des Adels und aller seiner Privilegien und Vorrechte. Als Parlamentarierin setzte sie sich konsequent für die Verbesserung der Situation der Arbeiterinnen sowie für eine Reform des Eherechts ein. International aktiv war sie u.a. als Vorsitzende des internationalen sozialistischen Frauenkomitees.

Altersbedingt legte sie 1933 all ihre Funktionen nieder. Sie starb 1939 in Wien.

Publikationen (Auswahl)

Popp, Adelheid: Die Jugendgeschichte einer Arbeiterin. Von ihr selbst erzählt, München 1909

Popp, Adelheid: Erinnerungen. Aus meinen Kindheits- u. Mädchenjahren. Aus der Agitation und anderes, Stuttgart 1915

Popp, Adelheid: Der Weg zur Höhe: die sozialdemokratische Frauenbewegung Österreichs. Ihr Aufbau, ihre Entwicklung und ihr Aufstieg, Wien 1929