2. Pionierinnen vor 1860 geboren

2.1 Karoline Perin-Gradenstein

geb. Freiin von Pasqualati, 1806 – 1888

Am End hat die Perin auf den Barrikaden Vorlesungen über die Würde der Frauen g’halten!

Karoline Perin-Gradenstein war während der 1848er Revolution in Österreich als politische Pionierin für die Rechte von Frauen und Arbeiterinnen aktiv. Später war sie Präsidentin des ersten Wiener demokratischen Frauenvereins.

Bild © Fechner, B./ÖNB_Wien, Pf 8595 B

Karoline Freiin von Pasqualati wurde 1806 in Wien geboren. 1832 heiratete sie Christian von Perin-Gradenstein. Nach dessen Tod wurde der Jurist und Redakteur der Wiener Zeitschrift Der Radikale, Alfred J. Becher, ihr Lebensgefährte. Karoline von Perin-Gradenstein war an der 1848er Revolution, als eine der wenigen namentlich bekannten Frauen, beteiligt. Dabei überschritt sie Standes- und Geschlechtergrenzen und vertrat bereits die Grundsätze der Emanzipation. Nach der Niederschlagung der Arbeiterinnendemonstration in Wien am 23.8.1848 („Praterschlacht“), die gegen Lohnkürzungen protestierte, gründete sie den Wiener demokratischen Frauenverein, den ersten politischen Frauenverein Österreichs. Ziele waren die Verbreitung des demokratischen Prinzips und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern bei der Bildung.

Ihr politisches Engagement wurde sowohl von ihrer Familie als auch von der Öffentlichkeit kritisiert. Nach einer vom Wiener demokratischen Frauenverein initiierten Demonstration von 300 Frauen vor dem Wiener Reichstag am 17.10.1848, wurde Perin-Gradenstein von der Presse als „schmutzige Amazone“ und „politische Marktschreierin“ beschimpft.

Perin-Gradenstein wurde nach der Niederwerfung der Oktoberrevolution in Wien polizeilich verfolgt und war vom 4.– 23. November 1848 in Haft.

1849 emigrierte sie nach München, ihr wurde das Sorgerecht für ihre Kinder aus erster Ehe entzogen und ihr Vermögen konfisziert. In ihren handschriftlichen Erinnerungen distanzierte sie sich von ihrem Engagement in der Wiener Revolution und durfte dadurch 1849 nach Wien zurückkehren. Sie eröffnete ein Stellenvermittlungsbüro und leitete zwei Fotografie-Studios in Wien und Bad Ischl. Bis zu ihrem Tod 1888 war sie nicht mehr politisch aktiv.

Publikation

Erinnerungen vom Oktober 1849 sowie andere handschriftliche Korrespondenzen. In: Nachlass Sammlung Ludwig August Frankl. Wienbibliothek und Bestände Wien Bibliothek

Quellen

Hauch, Gabriella: Frau Biedermeier auf den Barrikaden: Frauenleben in der Wiener Revolution 1848. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1990

Hauch, Gabriella: Frauen bewegen Politik: Österreich 1848–1938. Innsbruck, Studienverlag, 2009

Weiss, Beatrice: Demokratische Frauenvereine im Revolutionsjahr 1848. Wien, 2014 Universität Wien