Naturschutzbericht 2023 Startseite wien.gv.at

5.2 Veranstaltungen und Exkursionen

5. Kommunikation und Umweltbildung

Im vergangenen Jahr bot die Stadt Wien - Umweltschutz in Kooperation mit den Expert*innen von MR Naturraum erneut inspirierende Naturführungen für Kinder an. Diese bildungsbereichernden Exkursionen waren speziell für Wiener Volksschulen und Horte konzipiert, um Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren für die Natur direkt vor ihrer Haustür zu begeistern. Das verfolgte Ziel lag darin gemeinsam die Schönheit und Vielfalt der Natur zu entdecken und ein tiefes Verständnis für unsere Umwelt zu wecken. Die jungen Wiener*innen erforschten so Naturräume wie den Himmelteich, die Prater-Auen, das Blaue Wasser und den Wienerberg. So bekamen sie Pflanzen und Tiere in den unterschiedlichsten Lebensräumen, wie Wald, Wiesen und Gewässer, zu Gesicht. Die Natur soll den Kindern als spielerischer Lernraum zur Verfügung stehen, in dem sie ihrer natürlichen Neugier nachgehen können.

Die Touren dauerten zwischen 2,5 bis 3 Stunden und sind für die Teilnehmenden kostenlos. Insgesamt haben 1.950 Kinder 2023 teilgenommen.

Expertin mit Kindern vor einem Baum, im Hintergrund Parklandschaft

Kinder erkunden mit Expert*innen die Natur, © Stadt Wien - Umweltschutz

Tagung NeuesGrün

Die zweite Tagung „Neues Grün“ legte den Fokus auf konkrete Maßnahmen in der Stadtplanung und Freiraumgestaltung, um die Biodiversität auf neu errichteten Grünflächen zu fördern. Die Verbindung zwischen Biodiversität, Klimawandelanpassung und Lebensqualität in der Stadt wurde hervorgehoben. Die Präsentator*innen stellten Module einfach umsetzbarer Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt vor. In Kleingruppen wurden ökologische Entwicklungs-Potentialanalyse für unterschiedlichen Grünflächentypen erarbeitet.

Die Praxisbeispiele, die besprochen wurden, gaben einen konkreten Einblick in die Auseinandersetzung der Landschaftsarchitekturbüros und Garten- und Landschaftsbaufirmen zum Thema Biodiversitätsförderung und Klimawandelanpassung. In einer abschließenden Feedbackrunde wurden Eindrücke und Rückmeldungen der Teilnehmenden gesammelt. Es zeigte sich, dass der Austausch zwischen den Arbeitsfeldern Planung und Praxis als sehr bereichernd empfunden wurde. Beispiele, die im Gegensatz zu „Best-Practice“ Erfahrungen Schwierigkeiten und Stolpersteinen aufzeigen, waren willkommene Inputs. Die neu entstandenen Kontakte halfen dabei, Expert*innen und Einsteiger*innen zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.

Die Tagung zeigte, dass der Wille etwas zu ändern und vor allem gemeinsam an Lösungen zu arbeiten vorhanden ist. Es wurde die Möglichkeit geboten, andere Arbeitsfelder besser zu verstehen. Viele neue Themen wurden besprochen und die Wichtigkeit des Austausches erkannt.

Frau und Mann bei der Tagung "Neues Grün" und ein Plakat

Tagung Neues Grün, © Josef Mikocki/Stadt Wien-Umweltschutz

Gruppenfoto der Tagung "Neues Grün"

Tagung Neues Grün, © Josef Mikocki/Stadt Wien-Umweltschutz

Anerkennungspreis für das Schmetterlingsprojekt Vanessa im Donaupark

2023 haben die Wiener Stadtgärten beim „European Award for Ecological Gardening“ in der Kategorie „Gärten für Besucher*innen mit dem Schwerpunkt der Sensibilisierung von Menschen für mehr Biodiversität und ökologischen Gärtnern“ gemeinsam mit der Wiener Umweltanwaltschaft den Anerkennungspreis für das Projekt „Schmetterling Vanessa“ erhalten.

Team des Projekts "Schmetterling Vanessa" vor Wasser und Bäumen, im Hintergrund ein Stück des Donauturms

© Sabine Koszticzky

Im Jahr 2004 initiierte die Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) eine Schmetterlingswiese im Donaupark. Die Wiener Stadtgärten haben gemeinsam mit der Stadt Wien - Umweltschutz ein Paradies für Insekten, Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere geschaffen.

Kinder und Erwachsene am Vanessa-Teich, im Hintergrund die UNO-City und ein Hochhaus

Der Vanessa-Teich, © Marion Jaros

10.000 m² blühende Wiesen mit zwei Teichen, alten Baumstämmen, Insektenhotels, Sandflächen und Trockenmauern haben zu einer Verfünffachung der Schmetterlingsarten von fünf auf 45 Arten geführt. Sieben von zehn vorrangig geschützten Schmetterlingen Wiens tummeln sich auf der Wiese „Vanessa“ mitten im Park, in der Nähe der U-Bahn, nur zehn Minuten vom Stadtzentrum entfernt.

Dieses Gebiet ist der perfekte Standort für das Schmetterlingsprojekt Vanessa, bei dem jedes Jahr rund tausend Kinder in den Workshops der Wiener Umweltanwaltschaft mit der Artenvielfalt Wiens in Berührung kommen.

Kinderhände mit Nachahmungen von Nachtpfauenaugen

Kinder mit Wiener Nachtpfauenaugen, © Hannah Sophie Lahner

Ziele des Projektes sind:

  • Zeigen, dass es möglich ist, in öffentlichen Parks eine hohe Artenvielfalt zu schaffen.
  • Reduzieren der Angst von Kindern vor harmlosen Insekten wie Raupen oder Schmetterlingen.
  • Steigern der Begeisterung für die lokale Artenvielfalt und das Wissen über die Bedeutung von Insekten für unser Überleben und wie wir sie unterstützen können.
  • Jugendlichen die Möglichkeit geben, durch die Gestaltung und Pflege der Wiese Wildtieren zu helfen und sich selbstwirksam zu fühlen.

Weitere Maßnahmen

Es wurden 10.000 m² Wiese mit heimischen Wildblumen geschaffen, 2.000 m² davon wurden gemeinsam mit Asylbewerber*innen abgemagert, die etwas Sinnvolles tun wollten. Die Wiener Stadtgärten mähen die Schmetterlingswiese einmal im Jahr Ende September oder Oktober, und zwar nur zu 75 – 80 %. Daher können Wildbienen, Schmetterlinge und Co. auf der Wiese überwintern. Eine Holz-Outdoor-Klasse und ein Folientunnel wurden von den Wiener Stadtgärten errichtet. Darüber hinaus wurden mit Pfadfinder*innen und Lehrlingen wichtige Sträucher und Obstbäume gepflanzt, um die Artenvielfalt zu erhöhen.

Sechs Schachbrettfalter auf Blumen in einer Wiese

Schachbrettfalter, © Dominik Linhard

Das Projekt schuf ein wildes Gebiet, umgeben von einem kleinen Wald in einem gewöhnlichen Park. Es zeigt, dass es möglich ist, ein Parkgebiet so zu gestalten und zu pflegen, dass eine hohe Artenvielfalt mit seltenen Arten geschaffen wird, um Besucher*innen und Kindern die Möglichkeit zu bieten, wilde Tiere in einer sehr urbanen Region zu entdecken. Die Wiese steht allen offen, die sich entspannen oder einen wilden Ort in einer städtischen Region mit vielen Wolkenkratzern in der Nähe genießen möchten.

Sonnenuntergang auf der Schmetterlingswiese mit dem Donauturm im Hintergrund

Sonnenuntergang auf der Schmetterlingswiese © Marion Jaros

Absolut innovativ sind die angebotenen umweltpädagogischen Workshops der Wiener Umweltanwaltschaft auf der Wiese. Durch die Züchtung von 15 der schönsten heimischen Raupen-/Schmetterlingsarten ist es möglich, allen Besucher*innen die Schönheit der Natur hautnah zu zeigen. Auch wenn das Wetter nicht mitspielt, ermöglichen die Workshops ein Erlebnis mit wundervollen Schmetterlingen, die die meisten der Teilnehmer*innen noch nie zuvor gesehen haben. Durch die besonderen Tricks und Fähigkeiten der gezüchteten Schmetterlingsarten wird der Wert und die Kreativität der Natur durch das Anfassen, Betrachten und Hören lebender, außergewöhnlicher Lebewesen erklärt. Der Wissenstransfer ist mit starken positiven Emotionen verbunden.

Kinderhände mit Schmetterlingsraupen

Raupen aus Zucht, © Marion Jaros

Das Projekt VANESSA wurde als eines der besten Projekte der Stadtverwaltung („Goldenes Staffelholz“) ausgezeichnet. Die nunmehrige europäische Auszeichnung trägt dazu bei, das Konzept auf internationaler Ebene zu verbreiten.

Wiener Wäldchen gehen in die nächste Runde

Das erste Wiener Wäldchen 2022 am Gürtel wächst und bereitet Freude. Anreiz weiterzumachen ist einerseits das optische Vergnügen von frischem Grün mit Dschungelcharakter neben bebauter Stadt, fast noch schöner ist die Freude der Kinder, die selbst zu Gestalter*innen ihres Lebensraums werden.

2023 wurden fünf neue Standorte gefunden, mit dabei waren die Bezirke 11, 14, 17, 20 und 22.

Wiener Wäldchen ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Abteilungen (Umweltschutz, Wiener Stadtgärten, Straßenverwaltung und Straßenbau, Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb), der Bezirksvorstehungen und der Baudirektion der Stadt Wien. Die Pflanzenauswahl, die Pflanzung und die Organisation der Schulklasse gemeinsam mit Bezirk obliegt der Stadt Wien - Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb. Förster*innen und Gärtner*innen pflanzen gemeinsam mit den Schulkindern einen Mini-Wald und schaffen mit über 400 jungen Forstpflanzen Artenvielfalt und neuen Lebensraum für Tiere.

Angedacht ist eine Fortführung in den nächsten Jahren, mit dem Ziel, kleine asphaltierte Plätze aufzubrechen und innerstädtische Hitze-Inseln mit einem WOW-Effekt zu kühlen.

Ein Mitarbeiter überreicht Schülern ein junges Bäumchen

Ein Wiener Wäldchen wird gepflanzt, © Stadt Wien-Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb

Gruppenfoto mit Mitarbeitern und Kindern

Kinder helfen beim Aufforsten fleißig mit, © Stadt Wien-Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb

Klimateam Simmering - Naturlehrpfad Neugebäude

Menschen in Simmering haben sich im Rahmen des Klimateams für die Aufwertung des ehemaligen Naturlehrpfades beim Schloss Neugebäude eingesetzt und gemeinsam mit den Förstern der Stadt im Herbst zwei Wiener Wäldchen mit über 800 kleinen Jungpflanzen westlich des Schlosses gepflanzt, die bereits jetzt neuen Rückzugsraum für Vögel bieten. Zusätzlich wurden über 20 neue Bäume entlang des Wiesenweges sowie an den neuen Aussichtsplätzen in der Neugebäudestraße gepflanzt.

Viele Ruhdis, also Ruh-Dich-Aus-Möbel, gebaut von Tischlern der Stadt Wien-Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb, ergänzen die Baumpflanzungen und schaffen neue Rastplätze. Besonders beliebt sind die Bänke mit Aussicht in der Neugebäudestraße mit den immergrünen, neugepflanzten Schwarz-Kiefern.

Erstmals wurden heuer auch die Blühstreifen über den Winter stehen gelassen, um die, in den Stängeln überwinternden Insekten, zu schützen. Und sie dienen mit dem reichen Angebot an Samen des Gänsefußes den Vögeln als Nahrungsquelle. Mut zur Natürlichkeit beweisen auch hier die Besucher*innen und oftmals dienen die bizarren frostigen Stängel im Winter als schönes Fotomotiv.

Nachhaltige, selbstgeschnitzte Spielgeräte aus Holz

Es muss nicht immer ein buntes, funkelndes Spielgerät sein. Holzstämme, liebevoll bearbeitet von Forstfacharbeiter*innen der Stadt Wien - Klima, Forst- und Landwirtschaftsbetrieb bieten besonders für Kleinkinder hohen Spielgenuss. Egal ob Balancieren, Abfangen spielen, Raufklettern, Verstecken, jeder dieser Spielstämme bietet hohen Spielkomfort durch das Naturmaterial Holz und ist ein Unikat. Geschnitzt am Steinhof, aufgestellt im 22. Bezirk auf der Rautenwiese, ergänzt durch Baumpflanzungen gemeinsam mit den Anrainern und der Agenda Donaustadt bieten sie einen natürlich gestalteten Erholungsraum. Sogar bei der Pflege wird von den Anrainern mitgeholfen.

Garteln am Wienerberg

2023 wurde erstmals am Wienerberg Nähe Otto-Probst Straße gegartelt. Über 40 Selbsternte-Parzellen wurden liebevoll bepflanzt, gegossen und Gemüse geerntet. Eine Bereicherung für die Gartenfreunde der Region und auch für das Erholungsgebiet durch die hohe Vielfalt an Gemüsearten auf einem bestehenden Feld.

Neue Maßnahmen zu Besuchermanagement und -Lenkung im Wiener Nationalparkgebiet Lobau

Aufgrund der gestiegenen Belastungen der Natur durch Freizeitnutzung wurden in der Lobau Kommunikations-Maßnahmen gesetzt mit dem Ziel einer besseren Einhaltung der Nationalpark konformen Verhaltensregeln. Diese sind zwar seit der Nationalparkgründung 1996 in Kraft und für die Erhaltung der Biodiversität unerlässlich. Sowohl Bekanntheit als auch Akzeptanz sind mangelhaft. Darüber hinaus bewirken neue Erholungsmöglichkeiten, etwa Elektroräder wie auch Outdoor-Applikationen am Handy eine geänderte räumliche Verteilung der Besucher*innen. Die negativen Folgen für die Natur durch Betritt, Befahren und Lärm sind z. B. neue Pfade, Fluchtverhalten vieler Tiere, Änderungen der Vegetation bis zum Verlust von Arten.

An den Nationalparkeingängen wurden die alten Übersichtstafeln gegen neue Tafeln mit aktualisiertem Inhalt ausgetauscht. Bewusst sind nun die Verhaltensregeln im Schutzgebiet deutlicher dargestellt. Die im Gebiet bestehenden „Nudging“-Tafeln wurden ausgewechselt und ergänzt. Diese beeinflussen in subtiler Weise das Verhalten der Besucher, um beispielsweise das Müllaufkommen zu verringern und die Einhaltung von Leinenpflicht und Wegegebot zu erhöhen. Begleitend haben Exkursionsleiter*innen und Aufsichtsorgane verstärkt über Sinn und Einhaltung der Regeln informiert, bei Exkursionen, in Gesprächen aber bisweilen auch durch Abmahnungen im Zuge der Revierkontrolle. Bei der Durchführung von genehmigten Forschungstätigkeiten und universitären Ausbildungen abseits der angebotenen Wege ist seit 2023 das Tragen von signalfarbenen Forscherwesten verpflichtend, um deutlich zu machen, dass das Abweichen vom Wegegebot in diesen Fällen durch die Forschungstätigkeit gerechtfertigt und genehmigt ist.

Wegrandpflege im Nationalpark: Um auf die Bedeutung wilder, naturbelassener Wegränder aufmerksam zu machen wurden an das Design von Verkehrstafeln erinnern Tafeln im Gebiet des Lehrpades Obere Lobau angebracht. Diese erläutern die ökologische Funktion der wilden Wegränder, wo z. B. zur Förderung bestimmter Insektenarten eine spätere oder fluktuierende nicht jährliche Mahd erfolgt.

25 Jahre Wiener WaldschuleOttakring

Die Wiener Waldschule Ottakring wurde im Mai 1998 als erste waldpädagogische Einrichtung Österreichs eröffnet. Bis Ende 2023 haben an rund 4.250 durchgeführten Waldschultagen 100.000 Wiener Schulkinder eine ganztägige waldpädagogische Betreuung durch die Förster*innen des Forstbetriebes der Stadt Wien erfahren. Alle Waldpädagog*innen haben den Zertifikatslehrgang zur geschulten Waldpädagog*in absolviert, wodurch die Qualität der Führungen gewährleistet wird. Die Zielsetzung der Waldschultage besteht darin, den Kindern durch aktives Erfahren, Entdecken und Erleben im Wald eine persönliche Beziehung zu diesem aufzubauen. Es findet ein Lernen mit allen Sinnen statt: Riechen, Tasten, Schmecken und Hören. Dadurch gelangen sie über das Beobachten und Erforschen zum Erkennen und Handeln. Die Wissensvermittlung über die Nutzung des natürlichen, nachwachsenden Rohstoffes Holz und die damit einhergehende Notwendigkeit der forstlichen Bewirtschaftung ist ein wichtiges Lernziel. Des Weiteren werden die Kinder für den Lebensraum der Wildtiere sensibilisiert und bekommen aufgezeigt warum die Jagd eine Notwendigkeit für die Erhaltung unserer Wälder darstellt.