4.3 Robust und nachhaltig: Die Gräser- und Staudenbeete der Wiener Stadtgärten
Steigende Temperaturen im dicht bebauten Stadtgebiet und länger anhaltende Hitzeperioden sind eine enorme Herausforderung für die Stadtvegetation. Die Pflanzung von Gräser- und Staudenbeeten ist eine Reaktion der Wiener Stadtgärten auf sich ändernde klimatische Rahmenbedingungen in Wien. Die Wiener Stadtgärtner*innen kümmern sich derzeit um rund 155.000 m² an Gräser- und Staudenflächen.
Nachhaltige Bepflanzung
Seit 2017 werden ehemals einjährige saisonale Blumenbeete nach und nach von den Wiener Stadtgärtner*innen auf Gräser- und Staudenbeete umgestellt. Gräser und Stauden gedeihen in bescheidenem Magerboden, sodass die kostbare Ressource Wasser nur äußert sparsam verwendet werden muss. Durch eine Kiesabdeckung wird außerdem die Bodenaustrocknung verlangsamt, die Luft- und Wasserdurchlässigkeit verbessert und einer Verdichtung durch Betreten (wie beispielsweise durch Tauben usw.) entgegengewirkt.
Robustheit und geringer Pflegeaufwand
Stauden- und Gräserbeete bestehen aus sogenannten „Gerüstbildnern“, „Begleitstauden“, „Bodendeckern“ und verschiedenen Blumenzwiebeln. Nach welchen Kriterien werden die passenden Stauden und Gräser von den Wiener Stadtgärten ausgewählt? Das Sortiment wird unter Berücksichtigung von Faktoren wie Trockenresistenz, geringer Pflegeaufwand, Selbstaussaat sowie Robustheit und Langlebigkeit der Pflanzen zusammengestellt und dauerhaft erweitert.
Bunte Beete für mehrBiodiversität
Lebendige, blühende Gräser- und Staudenbeete helfen dabei, die Artenvielfalt in Wien zu erhöhen. Im Gegensatz zu einem artenarmen Rasen zeichnen sich Gräser- und Staudenbeete durch verschiedene heimische Wildblumenpflanzen aus. Nicht nur für uns Menschen sind sie ein bunter, erfreulicher Blickfang: Gerade Tieren und Pflanzen bieten sie wichtigen Lebensraum und Nahrung. Durch abgestimmte Blühphasen wird das Nahrungsangebot über Monate hinweg aufrecht gehalten. Der Rückschnitt von Gräser- und Staudenbeeten erfolgt zumeist erst im Frühjahr. Insekten freuen sich über das reichhaltige Angebot an Blüten und Unterschlupfmöglichkeiten, Brutvögel wiederum über das große Angebot an Insekten, mit dem sie sich selbst und ihren Nachwuchs inmitten der Stadt versorgen können.
Sortiment der Wiener Stadtgärten
In der Regel benötigen Gräser- und Staudenbeete rund zwei bis drei Vegetationsperioden, um ihre volle Größe zu entwickeln – abhängig von den jeweiligen Standortbedingungen. Das bereits bestehende Sortiment der Wiener Stadtgärten umfasst derzeit insgesamt acht Mischungen, die sich jeweils aus rund 20 Pflanzensorten zusammensetzen. Bei zwei der Staudenmischungen handelt es sich um sogenannte „Niedrigstaudenmischungen“. Sie werden vor allem in Straßenbereichen eingesetzt, die ein hohes Maß an Sichtweite aufweisen müssen, um Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
„Bensheimer Mischung“
Gerüstbildner wie die Junkerlilie (Asphodeline lutea), Begleitstauden wie der Kalkaster (Aster amellus 'Sternkugel'), Bodendecker wie der Kaukasus-Storchschnabel (Geranium renardii 'Terre Franche').
Beispiele für Standorte: u. a. 22., Eva-Maria-Mazzucco-Platz, Simone-de-Beauvoir-Platz und Wangari-Maathai-Platz/ 8., Lerchenfelder Gürtel/ 17., 18., Jörgerstraße (Abschnitt Hernalser Gürtel bis Ranftlgasse).
„Rote Mischung“
Gerüstbildner wie die Rote Schafgarbe (Achillea millefolium 'Red Velvet'), Begleitstauden wie die Sporenblume (Centranthus ruber 'Coccineus'), Bodendecker wie der Wollziest (Stachys byzantina 'Silver Carpet'), Blumen wie die Wildtulpe (Tulipa praestans 'Füsilier').
Beispiele für Standorte: u. a. 11., Unter der Kirche (Kreisverkehr)/ 22., Scheedgasse ggü. Bildungscampus/ 18., Ecke Peter-Jordan-Straße, Max-Emanual-Straße/ 19., Leopold-Ungar-Platz.
Mischung „Schattenglanz“
Gerüstbildner wie die Herbstanemone (Anemone japonica 'Prinz Heinrich'), Begleitstauden wie die Hyazinthen-Funkie (Hosta var. Fortunei 'Hyacintha'), Bodendecker namens Haselwurz (Asarum europaeum), Blumen wie das Spanische Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica 'White Triumphator').
Beispiele für Standorte: u. a. 6., Mollardgasse/ 18., Pötzleinsdorfer Straße ONr. 43–61/ 9., Spittelauer Platz.
Mischung „Tanz der Gräser“
Gerüstbildner wie die Steppenlilie (Eremurus stenophyllus), Begleitstauden wie die Taglilie (Hemerocallis 'Corky'), Bodendecker namens Sonnenröschen (Helianthemum Hybr. 'Bronzeteppich') und Blumen wie die Osterglocke (Narcissus cyclaminensis 'February Gold').
Mischung „Blütentraum“
Gerüstbildner: z. B. Königskerze (Verbascum nigrum), Begleitstauden wie das Mädchenauge (Coreopsis palmata), Bodendecker: Perlenkörbchen (Anaphalis triplinervis), Blumen wie der Dolden-Milchstern.
Beispiele für Standorte: u. a. 6., Therese-Sip-Park/ 5., 6., Nevillebrücke/ 1., Neuer-Markt.
Mischung „Kleiner Indianersommer“
Gerüstbildner wie die Blaue Indigolupine (Baptisia australis), Begleitstauden wie die Rutenhirse (Panicum virgatum 'Hänse Herms'), Bodendecker wie beispielsweise die Nachtkerze (Oenothera missouriensis) und Blumen wie die Steppenlilie (Eremurus stenophyllus var. Bungei).
Beispiele für Standorte: u. a. 21., Ecke Brünner Straße, Floridsdorfer Markt/ 7., Urban-Loritz-Platz/ 3., Franz-Grill-Straße auf Höhe ONr. 3/ 16., Römergasse ONr. 10–14.
Niedrigstaudenmischungen
Mischung „Roter Zwerg“
Gerüstbildner wie das Kleine Schillergras (Koeleria glauca), Begleitstauden wie der Blaue Staudenlein (Linum perenne), Bodendecker wie z. B. das Hornkraut (Cerastium tomentosum 'Silberteppich'), Blüten wie beispielsweise vom Elfenkrokus (Crocus tommasinianus).
Beispiele für Standorte: u. a. 16., Hasnerstraße ONr. 13/ 8., Blindengasse ONr. 46A.
Mischung „Blauer Zwerg“
Gerüstbildner wie das Kleine Federgras (Nassella tenussima), Begleitstauden wie z. B. die Kissenaster (Aster dumosus 'Rosenwichtel'), Bodendecker wie das Gelbe Sonnenröschen (Helianthemum x cultorum 'Golden Queen') und Blüten des Rosenlauchs (Allium roseum).
Beispiele für Standorte: u. a. 5., Einsiedler Platz ONr.14/ 10., Ecke Antonsplatz, Wirerstraße.