4.2 Zur Lage der Minderjährigen in Wien
Bevölkerungsentwicklung: Zahl der Minderjährigen in Wien steigt weiterhin
In den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Minderjährigen in Wien um rund 13% gestiegen. Dies ist eine bemerkenswerte Entwicklung, da die Zahl der Minderjährigen im restlichen Österreich im Zehnjahresvergleich lediglich um 4% zugenommen hat. Von den rund 1,58 Mio. in Österreich lebenden Minderjährigen sind rund 345.600 in Wien wohnhaft, damit leben rund 22% aller Minderjährigen des Landes in Wien. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl der Minderjährigen in Wien von 343.009 auf 345.572 Personen erhöht. Davon sind 52% (178.433) männlich und 48% (167.139) weiblich.
Zuwachs bei Kindern ohne österreichische Staatsbürgerschaft
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der nicht österreichischen Kinder in Wien um rund 4% von 131.138 auf 136.482 gestiegen. Bei den österreichischen Kindern ist die Zahl hingegen um 1% gesunken, von 211.873 auf 209.090. Der Anteil der nicht österreichischen Kinder nimmt zu, während der Anteil der Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft rückläufig ist. Betrachtet man die letzten zehn Jahre, ist bei den Kindern, die keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen, ein Plus von 64% zu verzeichnen (von 83.043 auf 136.482 Kinder). Die Zahl der Kinder mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist hingegen im gleichen Zeitraum um 6% gesunken (von 222.250 auf 209.090).
Armutslage: Armutsgefährdungsquote bleibt auf hohem Niveau
Rund 101.000 Kinder in Wien sind armutsgefährdet, das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von rund 29%. Im Vergleich zum Vorjahr verringert sich die Anzahl der armutsgefährdeten Kinder um rund 3.000 Kinder (–3%), bleibt jedoch weiterhin auf hohem Niveau. Wenn man bedenkt, dass die allgemeine Armutsgefährdungsquote in Wien aktuell bei 21,4% liegt, wird deutlich, wie gefährdet gerade die vulnerabelste Gruppe unserer Gesellschaft ist. In Wien ist jedes dritte Kind von Armut betroffen, Mädchen sind stärker armutsgefährdet als Buben. Bei den Mädchen beträgt die Quote 32,3%, bei den Buben 26,2%.
Vor allem Kinder ohne österreichische Staatsbürgerschaft sind armutsgefährdet, die Armutsgefährdungsquote liegt bei 30%. Bei Kindern mit österreichischer Staatsbürgerschaft ist die Quote mit 21% ungleich niedriger.
Minderjährige in den anderen Bundesländern ebenfalls stark armutsgefährdet
Im restlichen Österreich weisen Minderjährige mit knapp 17% die höchste Armutsgefährdung aller Altersgruppen auf. Diese Entwicklung ist nicht nur 2023 zu beobachten, sondern entspricht dem Trend der letzten zehn Jahre. Auch wenn Minderjährige in den Bundesländern (ohne Wien) am stärksten armutsgefährdet sind, ist ihr Armutsrisiko im Vergleich zu Wien deutlich niedriger: In Wien ist die Armutsgefährdungsquote für Minderjährige mit 29% beinahe doppelt so hoch.
Hohe Ausgrenzungsgefährdung bei Minderjährigen
Minderjährige sind besonders ausgrenzungsgefährdet. Ihre Ausgrenzungsgefährdungsquote liegt in Wien bei 34,1%, während sie über alle Bevölkerungsgruppen gerechnet 27,4% beträgt. Somit sind Kinder auch stärker von erheblicher materieller Deprivation betroffen insbesondere, weil Kinder im Vergleich zu Erwachsenen wenig bis gar keine Möglichkeiten haben, ihre eigene Lebenslage und jene ihrer Familien zu beeinflussen.
Kinder sind von Armut stärker bedroht als Erwachsene. Vor allem dann, wenn sie in größeren Familien leben und Elternteile oft nur begrenzt erwerbstätig sein können. Kinder sind von der finanziellen Lage des Haushaltes abhängig und daraus ergeben sich die Risiken, in Armut zu geraten. Dabei gibt es einen engen Zusammenhang zwischen Haushaltstypen und Armutsmustern. So sind Kinder, die häufig Änderungen des Haushaltstyps erleben (beispielsweise durch Trennung, Zuwachs etc.), öfter von Armut betroffen als Kinder in stabilen Haushaltssituationen. Gleichzeitig sind es vor allem Haushalte mit mehr als drei Kindern und Ein-Eltern-Haushalte, deren Kinder dauerhaft von Armut betroffen sind.