2.3 Wiener Mindestsicherung im Kontext von Bevölkerungs- und Armutslage
Unterschiedliches Wachstum in den Bevölkerungsgruppen
Die Wiener Bevölkerung ist gegenüber dem Vorjahr um 1% gestiegen und hat die 2-Millionen-Marke überschritten. In den letzten zehn Jahren ist die Wiener Bevölkerung um 12% gewachsen, bezogen auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen ist der Zuwachs jedoch recht unterschiedlich: Die Zahl der Nichtösterreicher*innen hat um mehr als 50% zugenommen. Stark zugenommen hat auch die Zahl der Personen mit einem Erwerbseinkommen (+15%), was vor allem auf die Zunahme der Personen im erwerbsfähigen Alter ab 25 Jahren (+13%) zurückzuführen ist. Die Zahl der minderjährigen Wiener*innen ist im gleichen Ausmaß gestiegen (+13%), ähnlich hoch ist das Wachstum bei den Alleinerziehenden (+10%). Deutlich geringer ist die Steigerung bei den Personen mit AMS-Einkommen, den Wiener*innen im Pensionsalter und den jungen Erwachsenen unter 25 Jahren.
Armutsrisiko in den einzelnen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich hoch
21% der Wiener Bevölkerung sind armutsgefährdet. Bei Männern liegt die Armutsgefährdung etwas höher als bei Frauen (22% gegenüber 20%).
Am häufigsten armutsgefährdet sind Personen, die eine AMS-Leistung beziehen (41%) – jeder zweite Wiener (49%), aber nur jede dritte Wienerin (33%) ist betroffen. Die zweitgrößte Gruppe sind junge Erwachsene unter 25 Jahren mit 37%. Auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Männern (44%) und Frauen (30%). Geschlechtsspezifische Unterschiede sind auch bei Erwachsenen ab 25 Jahren und Personen mit Erwerbseinkommen zu sehen, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Eine höhere Armutsgefährdung der Frauen im Vergleich zu den Männern zeigt sich nur in der Gruppe der Minderjährigen und der Personen im Pensionsalter, wobei bei Letzteren der Unterschied mit 19% (Frauen) zu 12% (Männer) sehr stark ausgeprägt ist.
Mindestsicherungsquoten je nach Zielgruppe sehr unterschiedlich
Die Mindestsicherungsquote beträgt rund 7%, wobei es in den einzelnen Zielgruppen sehr große Unterschiede gibt. Die Bandbreite liegt zwischen 1% und 22%. Eine unterdurchschnittliche Mindestsicherungsquote weisen lediglich Personen mit Erwerbseinkommen sowie Arbeitsfähige ab 25 Jahren auf.
Unter den arbeitslosen Wiener*innen befinden sich 22% in der Wiener Mindestsicherung. Das ist die mit Abstand größte Gruppe unter den Mindestsicherungsbeziehenden. Ihr Anteil ist gegenüber dem Vorjahr unverändert.
Die zweitgrößte Gruppe sind Minderjährige: 14% aller Minderjährigen in Wien sind in der Wiener Mindestsicherung, um 0,3 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Somit sind gegenüber 2022 mehr als 1.400 Minderjährige zusätzlich auf die Mindestsicherung angewiesen (siehe Kapitel 4 „Minderjährige“).
Unter den in Wien lebenden Nichtösterreicher*innen befinden sich 12% in der Wiener Mindestsicherung. Dieser Anteil ist – ebenso wie jener der Minderjährigen – leicht gestiegen. In absoluten Zahlen ausgedrückt ist die Anzahl der Beziehenden ohne österreichische Staatsbürgerschaft um 6.200 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Anzahl der Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft in Wien um 32.000 zugenommen hat (siehe Kapitel 8 „Nichtösterreicher*innen“).