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10.2 Zur Lage der Arbeitslosen in Wien

10. Arbeitslose

Bevölkerungsentwicklung: Arbeitslosigkeit steigt seit 2020 erstmals wieder

146.582 Wiener*innen sind im Jahr 2023 arbeitslos, in Schulungen oder als lehrstellensuchend gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist zwar ein Anstieg zu verzeichnen, der diesjährige Wert ist jedoch niedriger als die pandemiebedingten Höchstwerte von 2020 und 2021 sowie die Werte der Jahre 2015 bis 2018.

Von den 146.582 Wiener*innen waren drei Viertel bzw. 108.372 Personen arbeitslos, die übrigen in Schulung oder lehrstellensuchend. Die Zahl der arbeitslosen Wiener*innen ist – verglichen mit dem Vorjahr, in dem es noch einen merklichen Rückgang gab – um 3,1% gestiegen. Dieser Anstieg fällt bei Männern mit 5% stärker aus als bei Frauen mit nur 0,7%.

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Junge Erwachsene verbleiben weiterhin stärker in der Arbeitslosigkeit

Gerade bei jungen Erwachsenen gestaltet sich der Weg aus der Arbeitslosigkeit in die Erwerbstätigkeit schwierig. Dies lässt sich unter anderem auch im Vergleich zur Gruppe der über 25-Jährigen erkennen: Die Anzahl der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 8% gestiegen, bei den Erwachsenen ab dem 25. Lebensjahr beträgt der Zuwachs nur 2%. Somit hat sich der Unterschied zwischen den beiden Altersgruppen vervierfacht. Bei den Wiener*innen mit österreichischer Staatsbürgerschaft und bei den über 25-Jährigen gibt es einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Bei nicht österreichischen jungen Erwachsenen ist die Zahl der Männer doppelt so stark gestiegen wie die Zahl der Frauen.

Armutslage: Armutsgefährdung arbeitsloser Menschen in Wien merklich gesunken

Die Armutsgefährdung von Personen, die aus dem Erwerbsleben herausfallen, ist im Vergleich zu 2021 um 11,4 Prozentpunkte gefallen. Somit sind zwar immer noch 40,9% der Wiener*innen mit einem AMS-Einkommen armutsgefährdet, doch handelt es sich hierbei um den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre. Im Vergleich zur gesamten Wiener Bevölkerung ist die Armutsgefährdung in dieser Gruppe weiterhin doppelt so hoch. Anders als im Vorjahr gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen. Während die Armutsgefährdungsquote bei den Männern um 2,6 Prozentpunkte gesunken ist, ist der Rückgang bei den Frauen mit einem Minus von 18,1 Prozentpunkten um ein Vielfaches höher und stellt den niedrigsten Wert seit 2015 dar.

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Armutsgefährdung besonders bei jungen Frauen stark zurückgegangen

Im Vorjahr waren noch 59% aller jungen Erwachsenen, die eine finanzielle Leistung des AMS erhalten, armutsgefährdet. Im Vergleich dazu sind aktuell nur noch 25% betroffen. Besonders stark fällt der Rückgang bei den weiblichen jungen Erwachsenen bis 25 aus; sie sind um 46,7 Prozentpunkte weniger stark armutsgefährdet als im Jahr davor. Insgesamt ist die Armutsgefährdungsquote der Personen mit AMS-Einkommen auf 40,9% zurückgegangen; dies entspricht einem Minus von 9,7 Prozentpunkten. Nicht österreichische Staatsbürger*innen haben eine Armutsgefährdungsquote von 48,6%, bei österreichischen Staatsangehörigen ist die Quote stärker zurückgegangen und beträgt 32,2%. In beiden Fällen handelt es sich um den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre.

Nicht nur in Wien sind arbeitslose Männer stärker armutsgefährdet als Frauen

In Restösterreich beläuft sich die Armutsgefährdungsquote auf 39,5%, gegenüber dem Vorjahr ist sie nur minimal gesunken (–1,4%). Die in Wien zu beobachtende markante Abnahme ist somit keine bundesweite Entwicklung. Bei den Frauen mit einem AMS-Einkommen ist in Restösterreich die Quote um 7,1 Prozentpunkte auf 31,2% zurückgegangen, bei den Männern gab es hingegen einen Anstieg von 42,2% auf 45,9%. Die Armutsgefährdungsquote ist bei Nichtösterreicher*innen im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 Prozentpunkte deutlich zurückgegangen und ist mit 43,5% der niedrigste Wert seit 2014. Im Gegensatz dazu liegt die Quote bei Österreicher*innen beinahe unverändert bei 36,8%. Somit zeigt sich, dass insbesondere Nichtösterreicher*innen in Wien stärker armutsgefährdeter sind als in den übrigen Bundesländern, österreichische Staatsangehörige hingegen vergleichsweise weniger.

Gefahr der Ausgrenzung und materiellen Deprivation ist bei Arbeitslosen besonders hoch

Arbeitslosigkeit führt zu starken finanziellen Einbußen. 62,1% der Wiener*innen mit einer Leistung des AMS sind von Ausgrenzung bedroht. Eine positive Entwicklung ist bei den jungen Erwachsenen unter 25 Jahren zu sehen: Die Ausgrenzungsgefährdung ist sehr stark zurückgegangen, und zwar von 75% auf 25%. Ebenso wie bei der Armutsgefährdung gibt es hier besonders bei weiblichen jungen Erwachsenen unter 25 einen starken Rückgang von 46,7% auf 20%.

18% der Wiener*innen mit einer Leistung des AMS sind erheblich materiell depriviert. In den einzelnen Altersgruppen gibt es unterschiedliche Entwicklungen, so sind etwa junge Erwachsene unter 25 um die Hälfte weniger betroffen. Bei erwachsenen Wiener*innen mit einer AMS-Leistung ist hingegen ein Anstieg zu sehen. Der im Vorjahr deutliche Unterschied zwischen arbeitslosen Wiener*innen mit bzw. ohne österreichische Staatsbürgerschaft ist geschrumpft. Bei Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft gab es einen Rückgang von 20,8% auf 19,4%, während die Zahl der betroffenen Wiener*innen mit österreichischer Staatsbürgerschaft von nur 11,9% auf 16,9% angestiegen ist. Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass Frauen im Jahr 2022 stärker materiell depriviert sind als Männer. Zurückzuführen ist dies auf einen Anstieg um 18,1% auf 23,2%. Bei den Männern kam es hingegen zu einem Rückgang um 2,6% auf 14,3% – der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre.