11.2 Zur Lage der Alleinerziehenden in Wien
Bevölkerungsentwicklung: Anzahl der Alleinerziehenden nimmt zu
Der Großteil der Alleinerziehenden sind nach wie vor Frauen. Die Zahl der alleinerziehenden Väter hat sich jedoch im Zehnjahresvergleich deutlich erhöht. 2013 waren rund 9.700 Väter in Ein-Eltern-Familien, 2023 sind es rund 12.600. Der bisherige Höchststand war im Jahr 2018 mit rund 14.000 männlichen Alleinerziehenden erreicht. Die Anzahl der Ein-Eltern-Haushalte ist im Zeitraum von 2018 bis 2021 kontinuierlich gesunken, seit 2022 ist allerdings wieder ein Aufwärtstrend festzustellen. 2023 sind es rund 77.600 Ein-Eltern-Haushalten. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr beläuft sich auf 6,8%, bei den Männern beträgt das Plus 3,3% und bei den Frauen 7,8%.
Armutslage: Jede dritte Ein-Eltern-Familie ist armutsgefährdet
Rund 30.000 Ein-Eltern-Haushalte in Wien sind von Armut bedroht. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Armutsgefährdung deutlich zurückgegangen, und zwar um 7,4% bzw. etwa 4.000 Alleinerziehende. Sie beträgt aktuell 34% und ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2015 (33,3%). Dennoch bedeutet eine Quote von 34%, dass mehr als jeder dritte Ein-Eltern-Haushalt armutsgefährdet ist. Kinder von Alleinerziehenden sind besonders stark von Armut betroffen, unverändert zum Vorjahr ist jedes zweite Kind armutsgefährdet. Im Vergleich dazu ist die allgemeine Armutsgefährdungsquote der Minderjährigen von 32% auf 29% gefallen. Die Armutsgefährdungsquote der Alleinerziehenden ist im Zehnjahresvergleich mehr als 9 Prozentpunkte gestiegen, von 25% auf 34%. Anders als im Vorjahr sind geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar: Bei den alleinerziehenden Männern ist die Armutsgefährdungsquote leicht gestiegen und beträgt 44%. Sie liegt damit wesentlich höher als bei den Frauen. Deren Armutsgefährdungsquote liegt bei knapp 31%, gegenüber dem Vorjahr ist sie um 11% zurückgegangen. Unter den alleinerziehenden Männern sind nicht österreichische Wiener mit 53% sehr viel stärker betroffen als Männer mit österreichischer Staatsbürgerschaft mit knapp 13% (ein Rückgang von 24% zum Vorjahr).
Höchste Ausgrenzungsquote bei Ein-Eltern-Haushalten
Alleinerziehende haben eine Ausgrenzungsquote von fast 66%, wobei nicht österreichische Alleinerziehende mit 75,5% und österreichische Alleinerziehende mit 53% betroffen sind. Der Anstieg von über 7 Prozentpunkten ist sowohl bei nicht österreichischen als auch österreichischen Alleinerziehenden etwa gleich hoch. 73,5% der Kinder von Alleinerziehenden sind von Ausgrenzung betroffen und 23,5% von materieller Deprivation. Mit 25% und einer so gut wie identen Verteilung zwischen den Geschlechtern sind Alleinerziehende im aktuellen Betrachtungszeitraum um 4,3 Prozentpunkte stärker von erheblicher materieller Deprivation betroffen als im Vorjahr. Nicht österreichische Alleinerziehende sind um +10,1 Prozentpunkte stärker betroffen als österreichische Alleinerziehende. Die Zahlen zeigen, dass Familien in Ein-Eltern-Haushalten die am meisten armutsbetroffene Personengruppe darstellen und sich die Problematik verschärft.
Auch in den anderen Bundesländern sind Ein-Eltern-Haushalte stark armutsgefährdet
In Restösterreich liegt die aktuelle Armutsgefährdungsquote mit 31,4% leicht unter dem Wert der Bundeshauptstadt. Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich ein geringer Rückgang der Gesamtzahl feststellen. Auffällig ist, dass es in der verhältnismäßig kleineren Gruppe der männlichen Alleinerziehenden mit 28,6% einen deutlichen Rückgang (–13,8 Prozentpunkte) zur Vorjahresquote von 42,4% gab. Andererseits gab es bei weiblichen Alleinerziehenden einen leichten Anstieg von 29,2% auf 33%. Im Vergleich zwischen österreichischen und nicht österreichischen Staatsangehörigen zeigt sich bei ersterer Gruppe mit 25% ein fast unveränderter Wert. Bei nicht österreichischen Alleinerziehenden ist die Armutsgefährdung mit aktuell 36,3% – trotz eines Rückgangs von 4,4% – merklich höher.