4. Wiener Menschenrechtsbezirke

4.5 Projekte der Wiener Menschrechtsbezirke

Im Zuge der Umsetzung der Aktionspläne der neuen Wiener Menschenrechtsbezirke wurden diverse Aktivitäten und Projekte ins Leben gerufen. Im Folgenden werden einige dieser Aktivitäten näher dargestellt:

Menschenrechtsbezirk Meidling: Identifizierung von Schwerpunkten, Aktivitäten zum Scherpunkt: „Dialog, Jugend und Polizei“

Im Menschenrechtsbezirk Meidling fanden im Jahr 2022 zwei Workshops mit den Partner*innen des Bezirks statt. Dabei wurden die zentralen Schwerpunkte des Menschenrechtsbezirks Meidling identifiziert, die folgende Rechte umfassen: das Recht auf Bildung, das Recht auf Kunst und Kultur, das Recht auf Partizipation, den Schutz vor Diskriminierung sowie den Schutz vor Gewalt. Besonderer Handlungsbedarf zeigte sich im Bereich „Schutz vor Diskriminierung“, insbesondere in Bezug auf die Herausforderungen im Verhältnis zwischen Jugendlichen und Polizist*innen.

Die Partner*innen beschlossen daher, dem „Ausbau des Dialogs zwischen Jugend und Polizei“ besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Im Jahr 2023 wurden daraufhin mehrere Aktivitäten in diesem Bereich initiiert. Dazu gehörten Gespräche zwischen Jugendlichen und der Polizei in Parks sowie eine Tour durch verschiedene Meidlinger Parks mit den TikTok-Stars Cop und Che, die den Dialog förderten und das Vertrauen stärken sollten.

Der Menschenrechtsbezirk Meidling hat einen Aktionsplan erarbeitet, der soziale Aktivitäten wie das Kinder- und Jugendparlament und den Dialog zwischen Jugend und Polizei umfasst.

Wilfried Zankl,

Bezirksvorsteher Meidling

Menschenrechtsbezirk Alsergrund: Projekt „FRAU* schafft Raum“1

Zwischen 2014 und 2021 sind 242 Frauen in Österreich von ihrem Ex-Partner, durch Bekannte oder Familienangehörige ermordet worden. 2021 wurde eine 35-jährige Trafikantin in Wien Alsergrund in ihrer Trafik in der Nußdorferstraße 4 von ihrem Ex-Partner in Brand gesetzt und erlag den schweren Verbrennungen. Im Jahr 2022 hat der Wiener Menschenrechtsbezirk Alsergrund mit dem Menschenrechtsbüro das Projekt „FRAU* schafft Raum“ beim Innovationsmanagement der Stadt Wien – Wirtschaft, Arbeit und Statistik eingereicht. Das Projekt konnte die Jury überzeugen und so die Projektfinanzierung gesichert werden. Das Menschenrechtsbüro ist im Projekt für die (vergabe) rechtliche und budgetäre Abwicklung verantwortlich.

Die ehemalige Trafik wurde zum ersten feministischen Kunstraum Wiens, in welchem Künstlerinnen* die Möglichkeit bekommen, sich künstlerisch mit dem Thema Femizid und Gewalt an Frauen* auseinanderzusetzen. Unter diesem Gesichtspunkt entstand am Ort des Verbrechens der Kunstraum „FRAU* schafft Raum“ für feministische Kunst. „FRAU* schafft Raum“ dient der Förderung mehrerer menschenrechtlicher Anliegen. Einerseits wird Gewalt gegen Frauen* als eine geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzung thematisiert und enttabuisiert; anderseits wird ein gleichberechtigter und niederschwelliger Zugang zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht. Dadurch entstand ein Ort des Gedenkens aller Femizide sowie ein Informationsort des Empowerments, der Solidarität und der Prävention. „FRAU* schafft Raum“ ist ein emanzipatorisches Kunstprojekt zum Aufbrechen der Gewaltspirale in unserer Gesellschaft und bietet ein kostenfreies Angebot, welches im öffentlichen Raum zugänglich ist. Das Projekt „FRAU* schafft Raum“ bietet die Möglichkeit, das Engagement des Bezirks noch stärker in den Kontext der Menschenrechte zu stellen und für die Bezirksbewohner*innen erlebbar zu machen.

Die Eröffnung des Kunstraums fand am 7. Dezember 2023 mit einer Ausstellung der Künstlerin Sabine Groschup statt. Zeitgleich mit der Eröffnung wurde der 1. Call zur Suche von vier Künstlerinnen* zur Bespielung des Raums von Ende April 2024 bis Ende Jänner 2025 veröffentlicht. Die Konzepte wurden anonymisiert und von einer Jury ausgewählt. Das Projekt läuft bis Ende 2026.

Mit ,FRAU* schafft Raum‘ haben wir einen feministischen Kunstraum geschaffen, der den Diskurs über Femizide und geschlechterspezifische Gewalt anregen und Prävention fördern soll.

Saya Ahmad,

Bezirksvorsteherin Alsergrund

Aktivitäten mit den Menschrechtsbezirken im „Monat der Senior*innen“

Seit dem Jahr 2022 wird im Rahmen des „Monats der Senior*innen“ eine Veranstaltung in Kooperation mit einem Wiener Menschenrechtsbezirk durchgeführt. Dabei werden unterschiedliche Örtlichkeiten im Bezirk besucht und der Zusammenhang zum Thema Menschenrechte gemeinsam mit den Senior*innen durch die Menschenrechtsbeauftragte gemeinsam mit dem*der Bezirksvorsteher*in diskutiert.

Monat der Senior*innen mit dem Menschenrechtsbezirk Alsergrund 2022; Spaziergang mit der Bezirksvorsteherin

Im Rahmen des Monats der Senior*innen 2022 organisierte der 9. Wiener Bezirk Alsergrund einen besonderen Spaziergang mit der Bezirksvorsteherin Saya Ahmad und der Menschenrechtsbeauftragten Shams Asadi. Der Rundgang startete bei der Bezirksvorstehung und führte durch das Grätzl, wobei zentrale Themen wie die Rechte von LGBTIQ-Personen, der gleichberechtigte Zugang zum öffentlichen Raum und das Recht auf Kunst und Kultur im Mittelpunkt standen. Die Teilnehmer*innen erhielten Einblicke in diese wichtigen Aspekte und diskutierten am Ende des Rundgangs gemeinsam über die Bedeutung der Menschenrechte im täglichen Leben.

Monat der Senior*innen mit dem Menschenrechtsbezirk Wieden 2023; Besuch in der EU-Grundrechte-Agentur

Im Jahr 2023 besuchten die Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl und die Menschenrechtsbeauftragte Shams Asadi gemeinsam mit interessierten Teilnehmer*innen die EU-Grundrechteagentur (FRA). Dort erhielten sie wertvolle Einblicke in die Aufgaben und laufenden Projekte der Agentur, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderungen des Älterwerdens in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft. Im Mittelpunkt des Besuchs stand die Frage, wie die Digitalisierung öffentlicher Dienste die Grundrechte älterer Menschen beeinflussen kann. Expert*innen der FRA erläuterten, welche EU-Rechtsvorschriften zum Schutz dieser Grundrechte existieren und welche Strategien Österreich in diesem Zusammenhang verfolgt. Die Veranstaltung bot den Teilnehmer*innen eine wertvolle Gelegenheit, sich über die Bedeutung des Schutzes der Grundrechte älterer Menschen in der digitalen Transformation zu informieren.

EU-Projekt „MUST-a-Lab“ in Kooperation mit drei Wiener Menschenrechtsbezirken

Die drei Wiener Menschenrechtsbezirke Neubau, Favoriten und Meidling sind Kooperationspartner des Menschenrechtsbüros beim EU-Projekt „MUST-a-Lab“, welches sich aktuellen Herausforderungen in den Bereichen Bildung und Partizipation widmet. Näheres zum Projekt ist in Kapitel VI beschrieben.

Wiener Lichtblicke (5) © Christian Fürthner, Stadt Wien – Kommunikation und Medien

Fußnoten

  1. Siehe unter: https://frau-schafft-raum.at/