3. Schwerpunkte und weitere Tätigkeitsfelder

3.5 Bekämpfung von Antisemitismus

Abbildung Nationale Strategie gegen Antisemitismus

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten rund 180.000 Jüd*innen in Wien, was etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachte. Wien galt damals als eines der wichtigsten Zentren jüdischer Kultur in Europa.

Die jüdische Gemeinschaft prägte zahlreiche Lebensbereiche der Stadt nachhaltig, darunter Medizin, Kunst, Kultur sowie das intellektuelle und wirtschaftliche Leben. Gleichzeitig sah sich die jüdische Bevölkerung bereits damals politisch motiviertem und rassistisch geprägtem Antisemitismus ausgesetzt, der sich mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus dramatisch verschärfte. Auch heute, obwohl jüdisches Leben wieder ein selbstverständlicher Teil der Wiener Gesellschaft ist, kommt es zu antisemitischen Übergriffen und Vorfällen.

Die Stadt Wien hat sich in der Vergangenheit aktiv gegen Antisemitismus engagiert und führt dieses Engagement auch in Zukunft konsequent fort. Zu den Maßnahmen gehört die gezielte Förderung der Erinnerungskultur, unter anderem durch die Unterstützung des Jüdischen Museums Wien. Ebenso werden jüdische Einrichtungen wie Synagogen, Kindergärten und Schulen durch langfristige Subventionen gesichert, um deren Erhaltung und Sanierung zu gewährleisten. Ein wichtiges Beispiel für den interkulturellen Dialog ist das Projekt „LIKRAT – Jugend und Dialog“, das den Austausch zwischen jüdischen und nichtjüdischen Jugendlichen fördert.

Als Menschenrechtsstadt sieht sich Wien in der Verantwortung, dem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. Die Stadt setzt sich mit gezielten Maßnahmen dafür ein, sowohl die Ursachen als auch die Auswirkungen von Antisemitismus aufzuklären und zu bekämpfen. Bereits 2015 beschloss der Wiener Gemeinderat die Einsetzung eines Expert*innengremiums, das aus Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen besteht und Programme zur effektiven Bekämpfung von Antisemitismus entwickelt. Angesichts des weltweit zunehmenden Antisemitismus wurde 2020 zudem die Initiative „Combat Antisemitism Movement (CAM)“ ins Leben gerufen.

Bis 2022 fanden jährlich Konferenzen mit hochrangigen Politiker*innen im Online-Format statt, bevor das erste Treffen in Präsenz im November 2022 unter dem Titel „2022 Mayors Summit Against Antisemitism“ in Athen abgehalten wurde.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Stadt Wien, Shams Asadi, nahm an der Veranstaltung teil und brachte sich aktiv in die Diskussion „Learning from each other: Discussion on best practices observed by European Coalition of Cities Against Racism (ECCAR)“ ein.

Auf nationaler Ebene existiert seit 2018 die Nationale Antisemitismusstrategie (NAS). Im Jahr 2022 wurde ein Forum eingerichtet, das Vertreter*innen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen die Möglichkeit bietet, ihr Wissen zu bündeln, um Antisemitismus gezielt zu bekämpfen und das jüdische Leben in Österreich zu fördern. Die Stadt Wien ist in diesem Forum durch die Menschenrechtsbeauftragte sowie ihre Stellvertreterin vertreten. Zusätzlich ist Wien Mitglied der „European Coalition of Cities Against Racism“ (ECCAR), einer 2004 von der UNESCO initiierten Städtekoalition. Im Jahr 2021 wurde eine Arbeitsgruppe zur Bekämpfung von Antisemitismus gegründet, in der das Menschenrechtsbüro der Stadt Wien aktiv mitwirkt.

Die Bekämpfung von Antisemitismus bleibt auch in Zukunft ein zentraler Schwerpunkt der Arbeit des Menschenrechtsbüros der Stadt Wien.