7. Internationales

7.2 EU-Projekte

Mit der Deklaration „Wien – Stadt der Menschenrechte“ hat es sich die Stadt zum Ziel gemacht, partizipative Initiativen zu fördern, den Menschenrechtsansatz in der Stadt Wien zu verankern sowie nationale und internationale Vernetzung anzuregen. Die Teilnahme am EU-Projekt MUST-a-Lab (2022-2024) stand in Einklang mit diesen Zielen und bot Mitgestaltungsmöglichkeiten bei aktuellen gesellschaftsrelevanten Inhalten. Das Projekt wurde durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der EU gefördert und fokussiert in Übereinstimmung mit dem europäischen „Aktionsplan für Integration und Inklusion 2021-2027“ auf die Bereiche Bildung und Partizipation.

Im Rahmen von MUST-a-Lab tauschte sich die Stadt Wien mit fünf europäischen Städten – Fuenlabrada (Spanien), Grenoble Alpes Métropole (Frankreich), Livadia (Griechenland), Mechelen (Belgien) und Modena (Italien) – zur erfolgreichen Umsetzung von Beteiligungsprojekten und der systemischen Einbeziehung lokaler Akteur*innen aus. Hierfür wurde in jeder Partnerstadt ein „Policy Lab“, eine innovative Dialogwerkstatt, gegründet, welche jeweils von einem nationalen und einem internationalen Expert*innengremium begleitet wird.

Das übergeordnete Ziel des Projektes war es, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Teilhabe in der Stadt zu fördern. Wien setzte den inhaltlichen Schwerpunkt zusätzlich auf die Verankerung der Menschenrechte auf lokaler Ebene sowie den Ausbau der Menschenrechtsbildung im schulischen und außerschulischen Bereich.

Bereits seit 2019 werden die lokale Verankerung und das Bewusstsein der Bürger*innen für die Menschenrechte durch das Projekt „Wiener Menschenrechtsbezirke“ gestärkt. Aufbauend auf diesen Erfolgen koordiniert das Menschenrechtsbüro der Stadt Wien in Kooperation mit den drei Menschenrechtsbezirken Neubau, Favoriten und Meidling seit 2023 die „Dialogwerkstatt – Bildung und Partizipation" und widmet sich aktuellen Herausforderungen in diesen beiden Bereichen. Dabei wurde bezirksübergreifend auf den großen Erfahrungsschatz aus Politik, Verwaltung, Bildungsinstitutionen sowie zivilgesellschaftlichen Vereinen und NGOs zurückgegriffen.

Das Besondere an dem Projekt war, zu sehen, wie die bunt gemischten Projektpartner*innen – von der Politik bis zur Parkbetreuung – an gemeinsamen Lösungen gearbeitet und diese mit viel Herzblut anhand der Pilotprojekte in die Tat umgesetzt haben.

Sarah Theierling,

Projektleiterin "MUST-a-Lab"

Kreisdiagramm

Das Diagramm zeigt die Vielfältigkeit der Projektpartner*innen. Die Diversität der Teilnehmenden bringt verschiedene Perspektiven und Expertisen in das Projekt „MUST-a-Lab“ ein.

Balkendiagramm

Abbildung 5 zeigt die Arbeitsschwerpunkte der Teilnehmenden in der Dialogwerkstatt und damit verbunden die unterschiedlichen Blickwinkel auf die Themen Bildung und Partizipation.

Gemeinsam widmeten sich die Teilnehmer*innen der Dialogwerkstatt der Frage, wie Bildungschancen und Mitbestimmungsmöglichkeiten der Wiener*innen weiter gestärkt und auf lokaler Ebene bestmöglich umgesetzt werden können. In drei ganztägigen Workshops wurden unterschiedliche Perspektiven auf diese Fragestellungen beleuchtet, neue Ideen und Lösungsmöglichkeiten zu aktuellen Herausforderungen ausgearbeitet und anschließend im Rahmen von drei konkreten Pilotprojekten in die Praxis umgesetzt:

  1. Offenes Schul- und Infocafé für Alle: Ein mobiles, mehrsprachiges Beratungs- und Informationsangebot im öffentlichen Raum, das Familien in vertrautem Umfeld unterstützt, die Schulgemeinschaft stärkt und Vertrauen in öffentliche Institutionen stärkt.

  2. Human Rights on Social Media: Eine wienweite Bildungskampagne mit und für Jugendliche mit dem Ziel Menschenrechte niederschwellig zu vermitteln und erlebbar zu machen.

  3. Wie geht das mit dem Job? – Jobperspektiven für Jugendliche: Exkursionen zu lokalen Unternehmen für junge Erwachsene mit und ohne Pflichtschulabschluss, um sie am Beginn des Berufslebens zu unterstützen, Impulse zu setzen und mit potenziellen Arbeitgeber*innen zusammenzubringen.

Es waren rund 100 Projektpartner*innen von 50 Organisationen involviert. Bei insgesamt sieben Veranstaltungen wurden rund 400 Personen mit den Projektaktivitäten in den drei Menschenrechtsbezirken erreicht.

Die Projektergebnisse, sowie daraus abgeleitete Empfehlungen für die Stadt Wien, wurden bei einer Abschlussveranstaltung im November 2023 vorgestellt und durch Perspektiven aus der Politik ergänzt. Auf der Menschenrechtsmesse der Wiener Menschenrechtskonferenz 2023 wurde die „Dialogwerkstatt – Bildung und Partizipation“ außerdem einem breiten Publikum vorgestellt.

Laufzeit: März 2022 – Jänner 2025

Das Forschungsprojekt LoReMi wurde durch JPI – Urban Europe gefördert und untersuchte Maßnahmen, die von Städten und zivilgesellschaftlichen Organisationen für Migrant*innen mit prekärem Aufenthaltsstatus in drei ausgewählten Städten – Cardiff, Frankfurt und Wien – angeboten werden. Diese Gruppe hat oft keinen Zugang zu legalen Arbeitsmöglichkeiten und sozialen Leistungen, was zu Herausforderungen wie Obdachlosigkeit und eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung führt.

Ziel war es, zu erkennen, welche rechtlichen, politischen und institutionellen Faktoren es den Kommunen erleichtern oder erschweren, Migrant*innen mit prekärem Aufenthaltsstatus in die städtischen Dienstleistungen einzubeziehen und neue Impulse zu entwickeln, um Synergien zwischen den Städten und ihren Partnern zu entwickeln. Die Forscher*innen führten qualitative Interviews mit lokalen Verwaltungspersonal, NGOs und betroffenen Migrant*innen durch, um Einblicke in bestehende Maßnahmen zu gewinnen und neue Kooperationsmöglichkeiten zu schaffen. Dabei wurden auch geschlechtsspezifische Maßnahmen und lokale Anpassungen analysiert.

Im Rahmen des Projekts werden die Erkenntnisse der Städte systematisch verglichen und Lösungsansätze entwickelt, die in verschiedenen europäischen Rechtskontexten anwendbar sind. Das Projekt förderte nicht nur die transnationale Vernetzung zwischen den beteiligten Städten, sondern auch darüber hinaus mit einem größeren Netzwerk aus europäischen Städten, die an Initiativen für Migrant*innen mit prekärem Aufenthaltsstatus arbeiten (C-MISE).

Das Projekt sollte nicht nur eine Evidenzbasis für politische Entscheidungen liefern, sondern auch den Dialog zwischen den relevanten Akteur*innen verbessern und so nachhaltige menschenrechtskonforme Lösungen fördern.

Laufzeit: März 2021- Oktober 2022

Das Forschungsprojekt SOLiDi wurde von dem EU – Horizon 2020 Research und Innovation Programm gefördert und zielte darauf ab, Solidaritätspraktiken in vielfältigen, lokalen Ebenen zu erforschen. 23 Partner*innen aus den Ländern Deutschland, Großbritannien, Belgien, Irland, Schweden, Österreich, Niederlande und Malta waren beteiligt. Es wurde untersucht, wie ethnische, kulturelle und religiöse Unterschiede sowie soziale Ungleichheiten und Machtverhältnisse Solidarität beeinflussen. Das Projekt vereinte internationale Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Soziologie, Geographie und Bildungswissenschaften sowie nicht-akademische Partner, um ein tiefes Verständnis für ortsgebundene Solidarität zu entwickeln. Zusätzlich bildete SOLiDi 15 Nachwuchsforscher*innen aus, die selbst zu diesen Themen in unterschiedlichen geografischen und politischen Kontexten forschen. Ziel war es, innovative Ansätze zur Förderung von Solidarität in der Vielfalt zu entwickeln.

Durch das intersektionale Paradigma sollten lokale Praktiken und Netzwerke solidarischen Handelns sichtbar gemacht werden, die sich aus gesellschaftlichen Ungleichheiten ergeben. SOLiDi strebte an, Organisationen mit neuen Tools auszustatten, um den Zusammenhalt in heterogenen Gesellschaften zu stärken. Neben der Forschung förderte das Projekt die Vernetzung und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, um neue, ortsbezogene Ansätze zu Solidarität zu entwickeln.

Das Menschenrechtsbüro war als Partnerorganisation am SOLiDi-Projekt beteiligt. Es brachte die Erfahrungen und Perspektiven der Stadt Wien in das Forschungsprojekt ein, gleichzeitig ermöglichte die Teilnahme dem Menschenrechtsbüro, von den Ansätzen und Erkenntnissen anderer Städte über deren Solidaritätspraktiken zu lernen.

Laufzeit: Jänner 2021 – Dezember 2024